Der Sechs-Punkte-Plan der RAND Corporation zur «Erweiterung» Russlands

Die US-Denkfabrik empfahl 2019 den USA und dem Westen, die Konflikte mit Russland ausserhalb seiner Landesgrenzen zu forcieren. Das wird umgesetzt, jüngst auch in Kasachstan.

2019 veröffentlichte die RAND Corporation, ein wichtiger Bestandteil des militärisch-industriellen Komplexes (MIK) der USA, einen Bericht mit dem Titel «Russland überdehnen: von vorteilhaftem Terrain aus konkurrieren», eine Art aktualisiertes Drehbuch für die Destabilisierung und Schwächung Russlands. («Extending Russia – Competing from Advantageous Ground»).

In dem RAND-Bericht heisst es in der Zusammenfassung ganz offen:

«In der Erkenntnis, dass ein gewisses Mass an Wettbewerb mit Russland unvermeidlich ist, versucht dieser Bericht, Bereiche zu definieren, in denen die Vereinigten Staaten dies zu ihrem Vorteil tun können. Wir untersuchen eine Reihe von gewaltfreien Massnahmen, die Russlands reale Schwachstellen und Ängste ausnutzen könnten, um Russlands Militär und Wirtschaft sowie das politische Ansehen des Regimes im In- und Ausland unter Druck zu setzen... Diese Schritte sind als Elemente einer Kampagne gedacht, die darauf abzielt, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen, Russland dazu zu bringen, in Bereichen oder Regionen zu konkurrieren, in denen die Vereinigten Staaten einen Wettbewerbsvorteil haben, und Russland dazu zu bringen, sich militärisch oder wirtschaftlich zu überfordern oder das Regime dazu zu bringen, nationales und/oder internationales Prestige und Einfluss zu verlieren.»

In Kapitel 4 werden sechs «geopolitische Massnahmen» aufgeführt, die die USA ergreifen sollten:

  1. Der Ukraine Waffenhilfe zukommen lassen
  2. Verstärkte Unterstützung für die syrischen Rebellen
  3. Förderung des Regimewechsels in Weissrussland
  4. Ausnutzen der Spannungen im Südkaukasus (Armenien und Aserbaidschan)
  5. Zurückdrängen des russischen Einflusses in Zentralasien
  6. Die russische Präsenz in Moldawien in Frage stellen


Bekanntlich wurden alle diese Massnahmen in dem einen oder anderen Masse umgesetzt. Was den fünften Punkt betrifft, so ist das wichtigste Land in Zentralasien Kasachstan, wo gerade ein von den «üblichen Verdächtigen» im Westen unterstützter Putschversuch vereitelt wurde.

Die RAND Coporation ist eine der ältesten Denkfabriken in den USA, sie wurde 1948 gegründet. Zwei Drittel ihrer Geldmittel stammen direkt von Regierungsstellen, insbesondere vom Pentagon und der National Security Agency; auf der privaten Seite findet man Rüstungsgiganten, Unternehmenskartelle usw.

 

Unruhen begannen vor entscheidenden Gesprächen zwischen Russland und den USA

Kann es Zufall sein, dass wenig mehr als eine Woche vor dem Beginn entscheidender strategischer Gespräche zwischen Russland und dem Westen am 10.1. in Kasachstan gewaltsame Unruhen ausbrachen? Angesichts der strategischen Bedeutung des zentralasiatischen Landes ist das schwer zu glauben.

Die Ereignisse begannen mit lautstarken, aber friedlichen Demonstrationen, der unmittelbare Anlass dafür war eine plötzliche Verdoppelung des Preises für Flüssiggas (LPG), des üblichen Kraftstoffs für Autos in dem Land, nachdem die Regierung ihr Subventionssystem abgeschafft hatte.

Innerhalb von 2-3 Tagen waren in zahlreichen Städten Tausende auf den Strassen, und viele Menschen begannen einen Regimewechsel zu fordern. Hierzu gesellten sich in koordinierter Weise bewaffnete Aktivisten, die systematisch Gewalt anwandten, plünderten, Autos anzündeten und sogar den wichtigsten Flughafen besetzten.

Diese Einmischung von Provokateuren in Demonstrationen, welche oft als legitimer Protest gegen wirtschaftliche Not beginnen, folgt dem typischen westlichen    Drehbuch für „Farbrevolutionen“, wie 2014 in der Ukraine. Angesichts der Unruhen bat Präsident Tokajew das russisch-zentralasiatische Militärbündnis OVKS, russische und andere Streitkräfte zu entsenden, um die Gewalt zu beenden. Nach Ansicht der Behörden waren    an dem „Putschversuch“ ausländische Kämpfer beteiligt.

Kasachstan ist für Russland von strategischer Bedeutung

In Kasachstan liegen Russlands wichtigster Weltraumbahnhof Baikonur und sein wichtigstes Raketentestgelände in Sary-Shagan, wo das Raketenabwehrsystem S-550 entwickelt wird.
Was strategische Ressourcen angeht, so ist Kasachstan mit einem Anteil von über 40% der grösste Uranproduzent der Welt. Das Uran wird in Russland verarbeitet, aber ein grosser Teil wird nach Kasachstan zurückgeschickt, wo in einer von China gebauten Anlage Brennstoffpellets hauptsächlich für chinesische Reaktoren hergestellt werden. Darüber hinaus transportiert die 2015 in Betrieb genommene Kasachisch- Chinesische Pipeline täglich 120.000 Barrel Öl vom Kaspischen Meer nach Xinjiang (2000 km) und weiter nach Shanghai.
Für die Neue Seidenstrasse ist Kasachstan der Schlüssel. Die Haupteisenbahnlinie zwischen China und Europa, worauf derzeit etwa 4000 Fahrten pro Jahr stattfinden, führt durch das Land.

Das National Endowment for Democracy, eine staatlich finanzierte US-Stiftung, unterstützt mit knapp 1 Mio Dollar 20 Programme für alternative Medien, Bürgerrechtsbewegungen und Rechtshilfe für Aktivisten. ()

Die Open Society Foundation von George Soros listet nicht alle Programme auf, doch sie gab in Kasachstan 3,8 Mio. $ aus, im wesentlichen für die gleichen Aktivitäten.


Auslöser waren neoliberale Marktreformen

Warum sich der Preis von Flüssiggas plötzlich verdoppelte. Die „Marktreformen“, die das westliche Finanzestablishment (u.a. von Tony BLAIR vermittelt) von Almaty verlangte, trugen wesentlich zu den jüngsten Protesten bei. Im Zuge dessen wurde fast der gesamte Handel mit Flüssiggas auf Online-Handelsplattformen verlagert. Innerhalb eines Tages verdoppelten sich die Preise an den Tankstellen in der westlichen Provinz Mangistau, wo es zu den ersten Unruhen kam. Die Regierung schätzt, dass 70 - 90% der Fahrzeuge in der Region mit Autogas betrieben werden. Vorher hatte der Staat den Preis festgesetzt, Berichten zufolge unter den Produktionskosten. Nach dem Ausbruch der Unruhen wurden der elektronische Handel ausgesetzt und die Preise gesenkt, um die Bevölkerung zu beruhigen, während eine neue Preispolitik ausgearbeitet wird.

 

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Der Text stammt aus dem (kostenpflichtigen) Newsletter des Schiller-Instituts.

12. Januar 2022
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