Gegen Migration und für Uranvorkommen: EU will Militärpräsenz in Niger erhöhen

Die „EU Partnership Mission Niger“ soll dem westafrikanischen Binnenstaat Niger im kommenden Jahr zur Bekämpfung von Terror und Migration mehr militärische Unterstützung zusichern. Doch auch französische Atomkonzerne sind an nigrischem Uran interessiert.
Veröffentlicht: 14. Dec 2022 - Zuletzt Aktualisiert: 14. Dec 2022

Am Montag haben die EU-Außenminister die „EU Partnership Mission Niger“ beschlossen, die eine „Stabilisierung“ der Sahelzone vorsieht. Konkret geht es dabei um die Ausbildung nigerianischer Soldat:innen und Lieferungen von schweren Waffen, vor allem für die Luftstreitkräfte.

Dadurch soll der Kampf gegen „islamistischen Terrorismus“ und gegen „Migration“ aufgenommen werden, denn Niger ist auch ein wichtiger Knotenpunkt von Migration in Nordafrika. Außerdem geht es um die Sicherung von Uran-Rohstoffquellen. Der Einsatz solldrei Jahre lang dauern und wird durch den Geldtopf „Europäische Friedensfazilität (EPF)“ finanziert, der bereits für Waffenlieferungen in die Ukraine genutzt wird.

Seit einer „Kapazitätsbildungsmission“ der EU, genannt „EUCAP Sahel Niger“ aus dem Jahre 2012 erhöht sich die Militärpräsenz in Niger beständig. Die neue Militärmission ergänzt diese nun.

Bewohner:innen der Region fühlen sich durch mehr Militär bedroht

Innerhalb der nigrischen Bevölkerung gibt es Kritik an dem militärischen Einsatz: Bewohner:innen empfänden vor allem eine wachsende Unsicherheit, wenn „Lastwagen, beladen mit tonnenschweren Waffen, regelmäßig durch [ihre] Städte fahren…“, so Moctar Dan Yaye gegenüber Medico International.

Auch führten Gesetze zur Bekämpfung der Migration zur Verschärfung der Lage von Flüchtlingen. So sollte ein Gesetz von 2015 dazu dienen, das Schleusertum zu verringern, indem es die Mitnahme von fremden Personen im Auto verbot. Laut dem “Alarmphone Sahara”-Netzwerk, das mit Freiwilligen unterstützt und Menschenrechtsverletzungen dokumentiert, habe das einfach zu einer Verlagerung der Migrationsroute geführt.

Geflüchtete würden nun in der Wüste ausgesetzt und müssten dann zwischen den Städten Arlit und dem 200 km entfernten Assamaka einen kilometerlangen Marsch zur nächsten Ortschaft antreten, was meistens tödlich ende. Die Helfer:innen von Alarmphone müssten die Toten dann in Steinhaufen begraben. Von den hunderten Menschen die gezwungen seien, diese Route zu nehmen, stammten viele aus Algerien.

Französische Energiekonzerne beuten nigrische Uran-Vorkommen aus

Auch wirtschaftliche Faktoren spielen bei dem Militäreinsatz eine Rolle. Niger, das bis 1960 eine französische Kolonie war, verfügt über große Uran-Vorkommen. Der französische Großkonzern “Orano” verfügt über drei Uran-Minen in Niger und bekommt laut eigenen Angaben 140.000 Tonnen seines Uran aus diesem Land. Besonders Frankreich ist innerhalb der EU ein großer Befürworter der Militärmission, es sind jetzt schon 1.700 französische Soldaten in Niger stationiert.

 

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