«Willkommen im Lügenland»: Flüchtlingskrise seit 2016 unkontrollierbar- und politisch ignoriert

Für Bundeskanzler Olaf Scholz dürfte das Buch zwei Jahre vor der Bundestagswahl 2025 zum Problem avancieren – denn Autorin Marita Vollborn, ebenso wie Merkel in der DDR aufgewachsen, wirft der Regierung ein Totalversagen in gleich mehreren sicherheitsrelevanten Entscheidungen vor.
Veröffentlicht: 28. Sep 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 28. Sep 2023

Ich bin so frei - Willkommen im Lügenland“ heisst das 2023 neu verlegte neue Sachbuch der investigativen Journalistin und Bestsellerautorin Marita Vollborn. Es erschien in seiner Originalfassung bereits 2016 – und wurde damals bis heute von Politik und Medien ignoriert. Für Bundeskanzler Olaf Scholz dürfte das Buch zwei Jahre vor der Bundestagswahl 2025 zum Problem avancieren – denn Vollborn, ebenso wie Merkel in der DDR aufgewachsen, wirft der Regierung ein Totalversagen in gleich mehreren sicherheitsrelevanten Entscheidungen vor. Vor allem habe es schon Merkel versäumt, die USA als Mitverursacherin der Flüchtlingskrise in die Pflicht zu nehmen. Was auch die Ampelkoalition nicht tat.

Insgesamt sieben Lügen prägen dem Buch zufolge die politische Stimmung der Republik. So versuchten weite Teile der Medien und Politik der Bevölkerung die Kosten und Risiken der Flüchtlingskrise vorzuenthalten – am Beispiel des Frachters Blue Sky M schildert die Autorin akribisch, wie straff organisierte staatliche Strukturen aus Syrien und Rumänien Menschen, Waffen und Munition nach Europa verschiffen.

Auch wenn es um die Kosten der Flüchtlingskrise geht, räumt das Buch mit alten Klischees auf. So ließe sich weder der Fachkräftemangel beheben, noch seien die Kosten zu begrenzen.

 

Lesenswert ist das 2023 neu verlegte Buch in der Originalfassung von 2016 , weil es die Hintergründe der über sieben Jahre hinweg ungelösten politischen Krise beleuchtet. Ob NATO-Ostererweiterung, Russland-Konflikt oder TTIP, in allen Belangen habe Merkel ihre Chancen vertan – und dadurch dem Land nachhaltig geschadet.

 

Es ist ein besonderes Buch, weil sich die Autorin, die als Ostdeutsche an der Humboldt-Universität in Berlin studierte und 1989 gegen das SED Regime demonstrierte, zwischendurch fragt, warum so gut wie niemand in der DDR den Posten des FDJ-Kulturbeauftragten kannte, den Merkel angeblich inne hatte. Und wo Angela Merkel als Auslöserin der Flüchtlingskrise eigentlich war, als sich die Autorin mit Tausenden von Menschen im Herbst 1989 unter hohem persönlichen Risiko auf die Straßen Berlins wagte, um für das zu kämpfen, was später zu Merkels Lieblingswort avancierte: Freiheit.