Türkei fliegt Angriffe auf die kurdischen Autonomiegebiete in Nordsyrien

Zivile Infrastruktur und Energieversorgung in Rojava getroffen, schreibt Nick Brauns
Veröffentlicht: 5. Oct 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 5. Oct 2023

Das türkische Militär hat am Donnerstag seine seit langem schwersten Angriffe auf zivile Infrastruktur in Nordsyrien ausgeführt. Mindestens 15 Kampfdrohnen bombardierten Kraftwerke und Elektrizitätsverteilerstationen, Ölförderanlagen und Raffinerien, Tankstellen, einen Staudamm, Fabriken sowie die Umgebung eines Flüchtlingslagers. Dabei wurde unter anderem die Stromversorgung der Städte Kamischli und Amude getroffen. Nach Angaben örtlicher Behörden starben mindestens sechs Einsatzkräfte sowie zwei Zivilisten, weitere wurden verletzt.

Über dem Ort Tal Baydar, rund 35 Kilometer von der Stadt Hasaka entfernt, sei eine türkische Drohne zerstört worden, meldeten unter anderem die Frauenverteidigungseinheiten YPJ und das Rojava-Informationszentrum auf X. Das unbemannte Flugzeug sei von Kräften der Koalition gegen den »Islamischen Staat« abgeschossen worden. Gemeint ist wohl die US-Luftwaffe, da die kurdischen Kräfte über keine Flugabwehr verfügen. Die USA haben die Lufthoheit über Nordsyrien östlich des Euphrat inne und unterhalten in Tal Baydar einen Militärstützpunkt. Video- und Fotoaufnahmen auf X zeigen ein brennendes, abstürzendes Flugobjekt sowie Trümmer einer Drohne. Sollten die von seiten der US-Streitkräfte bislang nicht kommentierten Meldungen zutreffen, wäre es das erste Mal, dass US-Militär ein Flugobjekt seines NATO-Partners Türkei abgeschossen hat.

Der türkische Außenminister Hakan Fidan hatte am Mittwoch vermeintliche Infrastruktur der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Syrien und dem Irak als legitime Angriffsziele benannt und behauptet, zwei beim Angriff auf das Innenministerium in Ankara am Sonntag getötete Guerillakämpfer seien in Nordsyrien ausgebildet worden und von dort über die – von Ankara mit einer Mauer hermetisch abgeriegelte Grenze – in die Türkei gelangt. Die Behörden und Streitkräfte der Autonomen Administration von Nord- und Ostsyrien (AANES) wiesen dies am Donnerstag zurück und sprachen von einem Vorwand, um die Region anzugreifen.