Was steckt hinter dieser Maske?
Auf «Occupy»-Demonstrationen wurde in letzter Zeit häufig eine grotesk wirkenden Maske gesehen. Worauf verweist sie? Auf nicht weniger als das Ende der bestehenden Zwangsherrschaft.
Die Maske mit dem charakteristischen Schnauz- und Spitzbärtchen ist mittlerweile Kult und wird von den Herstellern massenweise im Internetversand angeboten. In Kommentaren aus der Mainstream-Presse heißt es oft, es handle sich um eine “Guy Fawkes”-Maske, benannt nach einem Revolutionär, der 1605 versuchte, das englische Parlament ihn die Luft zu sprengen. Die Medien suggerieren damit, dass die Demonstranten mit Terroristen sympathisieren. Tatsächlich dürften sich die Maskenträger aber vor allem auf den Film “V wie Vendetta” mit Natalie Portman beziehen, den ich vor Jahren einmal rezensiert habe. Hier eine aktualisierte Version meines Artikels, der vielleicht zur Aufklärung beiträgt (Roland Rottenfußer)
Die schärfste und kühnste Kritik am politischen Establishment stellt sicher der Film „V wie Vendetta“ von 2006 dar, dessen Drehbuch die Brüder Wachowsky geschrieben haben. Der Film wurde zu einem „1984“ der Post-9/11-Ära. Da „Vendetta“ auf einer „Graphic Novel“ der britischen Zeichner Alan Moore und David Lloyd beruht, spielt die Handlung in einem faschistoiden Großbritannien der Zukunft. Da die Macher des Films allerdings überwiegend Amerikaner sind, ist klar, dass die USA unter Bush noch weit stärker Angriffspunkt der Kritik ist. Eine Serie von Anschlägen mit Biowaffen auf eine Schule und eine U-Bahnstation steht hier stellvertretend für die Anschläge des 11. September 2001. Nahezu unverhüllt werden 9/11-Verschwörungstheorien zitiert, wenn der Ermittlungsbeamte sagt: „Was wäre, wenn der schlimmste, der grauenhafteste Anschlag mit Biowaffen in der Geschichte dieses Landes, nicht das Werk religiöser Extremisten war? Was wäre wenn jemand anderer das Virus losgelassen hat? Würde man wirklich wissen wollen, wer es war? Selbst wenn es jemand war, der für diese Regierung arbeitet?“
Der geniale Terrorist V, stets verhüllt von einer grotesken Maske, enthüllt schließlich das Geheimnis, das der Errichtung einer totalitären Diktatur auf dem Boden des einst demokratischen Großbritannien zugrunde liegt: „Stellen Sie sich ein Virus vor, das furchtbarste Virus, das es gibt. Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie und nur Sie hätten das Heilmittel dagegen. Wenn Ihr übergeordnetes Ziel Macht ist, wie lässt sich so eine Waffe am besten einsetzen?“ Aufgrund dieser Überlegungen schlägt ein skrupelloser Politiker vor, „dass das Ziel nicht ein Feind des Landes sein soll, sondern das Land selbst. (…) Aufgeheizt durch die Medien können sich Angst und Panik schnell verbreiten, erschüttern und spalten das Land, bis endlich das wahre Ziel in Sichtweite kommt.“ Kurz vor den Wahlen bringt ein Pharmakonzern, den führende Mitglieder einer bestimmten Partei kontrollieren, ein Wunder-Heilmittel auf den Markt. Die Partei um Großkanzler Suttler gewinnt die Wahl haushoch. „Aber das Endergebnis, die Genialität des Plans war die Angst. Angst wurde das ultimative Werkzeug dieser Regierung.“ Es ist interessant, in diesem Zusammenhang den Vergleich zu der sehr braven, obrigkeitsgläubigen Darstellung einer Virusepidemie im aktuellen Film “Contagion” von Steven Soderbergh zu ziehen.
“V wie Vendetta” enthüllt die Mechanismen der Macht, gibt aber nicht nur Politikern und der manipulativen Funktion der Medien Schuld, sondern lenkt den Blick auf die Passivität, die Duldsamkeit und das ängstliche Sicherheitsbedürfnis des Volkes selbst. Terrorist V besetzt eine Fernsehstation und sendet im ganzen Land eine aufrüttelnde Rede über die TV-Schirme, in der er das Volk zum Widerstand aufruft. „Die Wahrheit ist, dass etwas in diesem Land ganz fürchterlich im Argen liegt, nicht wahr? Grausamkeit und Ungerechtigkeit, Intoleranz und Unterdrückung. Wo man einst die Freiheit zu widersprechen besaß, zu reden wie man es für richtig hielt, hat man nun die Zensoren und Überwachungssysteme, die einen zur Konformität zwingen. Wie konnte es dazu kommen? Wer hat Schuld? (…) Um ehrlich zu sein, wer einen Schuldigen sucht, der muss nur in den Spiegel sehen. Ich weiß, warum ihr es getan habt. Ich weiß, dass ihr Angst hattet. Wer hätte das nicht? Krieg, Terror, Krankheit … Myriaden von Problemen haben sich dazu verschworen, eure Vernunft zu manipulieren und euch eures Verstandes zu berauben. Angst gewann die Oberhand. Und in eurer Panik habt ihr euch an den heutigen Großkanzler gewendet: Adam Suttler. Er versprach euch Ordnung, er versprach euch Frieden. Als Gegenleistung verlangte er nur euer gehorsames Einverständnis.“
„V wie Vendetta“ fasst noch einmal exemplarisch alle Motive zusammen, die in den sozialkritischen Filmen der letzten 15 Jahre erkennbar waren:
* Politiker lügen (uns wird eine Scheinwelt vorgegaukelt, um Macht über uns auszuüben)
* Nicht ausländische Mächte oder Terroristen stellen eine Bedrohung dar. Der Bürger wird durch seine eigene Regierung verraten
* Eine Demokratie wandelt sich durch skrupellose Machenschaften einer kleinen Clique zur totalitären Diktatur – mit Duldung einer passiven und ängstlichen Öffentlichkeit.
Vielleicht gibt es nur eine Lösung für das politische Dilemma unserer Zeit, und „V wie Vendetta“ hat die Richtung vorgegeben: „Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben, eine Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben.“ Wir, das Volk, müssen unsere Souveränität wiedergewinnen und das Heft des Handelns wieder in die eigenen Hände nehmen. Indem wir uns rückbesinnen auf einen innersten Bezirk von Integrität, den keine Lüge, keine Propaganda und kein Einschüchterungsversuch jemals erreichen kann.
Das englische Parlament übrigens wird von “V” im Film tatsächlich gesprengt. Man mag diese Handlungswendung als wenig hilfreich betrachten, weil sie fatal an die Vorgänge vom 11. September 2001 erinnert (obwohl im Film bei der Sprengung keine Menschen zu Schaden kommen). Wichtiger erscheint mir aber ein anderes unvergessliches Bild aus dem Film: “V” hat an Tausende von Menschen Guy Fawkes-Masken geschickt. Es ist sein Aufruf zur Solidarität. Auf den Generalverdacht der repressiven Behörden (“Jeder ist ein potenzieller Terrorist”) antwortet die Bevölkerung mit einer Provokation: “Ja, wir sind alle Widerstandskämpfer, und das ist gut so.” Ausdruck dieser Geisteshaltung ist die massenweise getragene Maske. Man kann auf diese Weise nicht mehr erkennen, wer der Anführer ist und wer ihm nur folgt. Der Impuls des rechtschaffenen Revolutionärs “V” pflanzt sich tausendfach fort.
In der Schlussszene steht eine unübersehbare Menschenmenge in “V”-Masken vor dem Parlamantsgebäude. Die Sicherheitskräfte wirken eingeschüchtert. Alle wohnen der Sprengung bei. Obwohl nicht jedem diese gewalttätige Symbolik behagen wird, ist doch für alle Zuschauer klar: Die Menschen haben sich mit dieser Schlussszene ihre Freiheit und ihre Würde zurückerobert. Das System ist am Ende. Sollte sich die Maske weiter verbreiten, wäre dies eine unmissverständliche Botschaft an das Politik- und Finanzestablishment, an den ganzen, aufgeblähten Lüge- und Einschüchterungsapparat: “Wir glauben euch nicht. Wir haben keine Angst mehr vor euch. Und eure Zeit geht zur neige. Ein zu wenig beachteter, 5 Jahre alter Film würde dann zum politisch einflussreichsten Kunstwerk der Gegenwart.
Die schärfste und kühnste Kritik am politischen Establishment stellt sicher der Film „V wie Vendetta“ von 2006 dar, dessen Drehbuch die Brüder Wachowsky geschrieben haben. Der Film wurde zu einem „1984“ der Post-9/11-Ära. Da „Vendetta“ auf einer „Graphic Novel“ der britischen Zeichner Alan Moore und David Lloyd beruht, spielt die Handlung in einem faschistoiden Großbritannien der Zukunft. Da die Macher des Films allerdings überwiegend Amerikaner sind, ist klar, dass die USA unter Bush noch weit stärker Angriffspunkt der Kritik ist. Eine Serie von Anschlägen mit Biowaffen auf eine Schule und eine U-Bahnstation steht hier stellvertretend für die Anschläge des 11. September 2001. Nahezu unverhüllt werden 9/11-Verschwörungstheorien zitiert, wenn der Ermittlungsbeamte sagt: „Was wäre, wenn der schlimmste, der grauenhafteste Anschlag mit Biowaffen in der Geschichte dieses Landes, nicht das Werk religiöser Extremisten war? Was wäre wenn jemand anderer das Virus losgelassen hat? Würde man wirklich wissen wollen, wer es war? Selbst wenn es jemand war, der für diese Regierung arbeitet?“
Der geniale Terrorist V, stets verhüllt von einer grotesken Maske, enthüllt schließlich das Geheimnis, das der Errichtung einer totalitären Diktatur auf dem Boden des einst demokratischen Großbritannien zugrunde liegt: „Stellen Sie sich ein Virus vor, das furchtbarste Virus, das es gibt. Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie und nur Sie hätten das Heilmittel dagegen. Wenn Ihr übergeordnetes Ziel Macht ist, wie lässt sich so eine Waffe am besten einsetzen?“ Aufgrund dieser Überlegungen schlägt ein skrupelloser Politiker vor, „dass das Ziel nicht ein Feind des Landes sein soll, sondern das Land selbst. (…) Aufgeheizt durch die Medien können sich Angst und Panik schnell verbreiten, erschüttern und spalten das Land, bis endlich das wahre Ziel in Sichtweite kommt.“ Kurz vor den Wahlen bringt ein Pharmakonzern, den führende Mitglieder einer bestimmten Partei kontrollieren, ein Wunder-Heilmittel auf den Markt. Die Partei um Großkanzler Suttler gewinnt die Wahl haushoch. „Aber das Endergebnis, die Genialität des Plans war die Angst. Angst wurde das ultimative Werkzeug dieser Regierung.“ Es ist interessant, in diesem Zusammenhang den Vergleich zu der sehr braven, obrigkeitsgläubigen Darstellung einer Virusepidemie im aktuellen Film “Contagion” von Steven Soderbergh zu ziehen.
“V wie Vendetta” enthüllt die Mechanismen der Macht, gibt aber nicht nur Politikern und der manipulativen Funktion der Medien Schuld, sondern lenkt den Blick auf die Passivität, die Duldsamkeit und das ängstliche Sicherheitsbedürfnis des Volkes selbst. Terrorist V besetzt eine Fernsehstation und sendet im ganzen Land eine aufrüttelnde Rede über die TV-Schirme, in der er das Volk zum Widerstand aufruft. „Die Wahrheit ist, dass etwas in diesem Land ganz fürchterlich im Argen liegt, nicht wahr? Grausamkeit und Ungerechtigkeit, Intoleranz und Unterdrückung. Wo man einst die Freiheit zu widersprechen besaß, zu reden wie man es für richtig hielt, hat man nun die Zensoren und Überwachungssysteme, die einen zur Konformität zwingen. Wie konnte es dazu kommen? Wer hat Schuld? (…) Um ehrlich zu sein, wer einen Schuldigen sucht, der muss nur in den Spiegel sehen. Ich weiß, warum ihr es getan habt. Ich weiß, dass ihr Angst hattet. Wer hätte das nicht? Krieg, Terror, Krankheit … Myriaden von Problemen haben sich dazu verschworen, eure Vernunft zu manipulieren und euch eures Verstandes zu berauben. Angst gewann die Oberhand. Und in eurer Panik habt ihr euch an den heutigen Großkanzler gewendet: Adam Suttler. Er versprach euch Ordnung, er versprach euch Frieden. Als Gegenleistung verlangte er nur euer gehorsames Einverständnis.“
„V wie Vendetta“ fasst noch einmal exemplarisch alle Motive zusammen, die in den sozialkritischen Filmen der letzten 15 Jahre erkennbar waren:
* Politiker lügen (uns wird eine Scheinwelt vorgegaukelt, um Macht über uns auszuüben)
* Nicht ausländische Mächte oder Terroristen stellen eine Bedrohung dar. Der Bürger wird durch seine eigene Regierung verraten
* Eine Demokratie wandelt sich durch skrupellose Machenschaften einer kleinen Clique zur totalitären Diktatur – mit Duldung einer passiven und ängstlichen Öffentlichkeit.
Vielleicht gibt es nur eine Lösung für das politische Dilemma unserer Zeit, und „V wie Vendetta“ hat die Richtung vorgegeben: „Ein Volk sollte keine Angst vor seiner Regierung haben, eine Regierung sollte Angst vor ihrem Volk haben.“ Wir, das Volk, müssen unsere Souveränität wiedergewinnen und das Heft des Handelns wieder in die eigenen Hände nehmen. Indem wir uns rückbesinnen auf einen innersten Bezirk von Integrität, den keine Lüge, keine Propaganda und kein Einschüchterungsversuch jemals erreichen kann.
Das englische Parlament übrigens wird von “V” im Film tatsächlich gesprengt. Man mag diese Handlungswendung als wenig hilfreich betrachten, weil sie fatal an die Vorgänge vom 11. September 2001 erinnert (obwohl im Film bei der Sprengung keine Menschen zu Schaden kommen). Wichtiger erscheint mir aber ein anderes unvergessliches Bild aus dem Film: “V” hat an Tausende von Menschen Guy Fawkes-Masken geschickt. Es ist sein Aufruf zur Solidarität. Auf den Generalverdacht der repressiven Behörden (“Jeder ist ein potenzieller Terrorist”) antwortet die Bevölkerung mit einer Provokation: “Ja, wir sind alle Widerstandskämpfer, und das ist gut so.” Ausdruck dieser Geisteshaltung ist die massenweise getragene Maske. Man kann auf diese Weise nicht mehr erkennen, wer der Anführer ist und wer ihm nur folgt. Der Impuls des rechtschaffenen Revolutionärs “V” pflanzt sich tausendfach fort.
In der Schlussszene steht eine unübersehbare Menschenmenge in “V”-Masken vor dem Parlamantsgebäude. Die Sicherheitskräfte wirken eingeschüchtert. Alle wohnen der Sprengung bei. Obwohl nicht jedem diese gewalttätige Symbolik behagen wird, ist doch für alle Zuschauer klar: Die Menschen haben sich mit dieser Schlussszene ihre Freiheit und ihre Würde zurückerobert. Das System ist am Ende. Sollte sich die Maske weiter verbreiten, wäre dies eine unmissverständliche Botschaft an das Politik- und Finanzestablishment, an den ganzen, aufgeblähten Lüge- und Einschüchterungsapparat: “Wir glauben euch nicht. Wir haben keine Angst mehr vor euch. Und eure Zeit geht zur neige. Ein zu wenig beachteter, 5 Jahre alter Film würde dann zum politisch einflussreichsten Kunstwerk der Gegenwart.
02. November 2011
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