Deutsche Biosprit-Zertifizierung: «Etikettenschwindel»

Biokraftstoffe sind umstritten, weil sie die Abholzung fördern, zu Monokultur führen und die Nahrungsmittelpreise in die Höhe treiben. Um «nachhaltige» Biokraftstoffe zu kennzeichnen, wurde in Deutschland ein Zertifizierungssystem  entwickelt. Das Landwirtschaftsministerium beauftragte dazu die Beratungsfirma «meó Consulting» mit der Koordination eines internationalen Projektteams, das den Zertifizierungsvorschlag erarbeitete. Zu diesem Team gehören Vertreter der Agrar-, Auto-, Biosprit- und Mineralölindustrie sowie die Umweltorganisation WWF. Bereits in diesem Jahr soll der Handel mit den Nachhaltigkeitszertifikaten beginnen. Nur Biosprit mit einem solchen Nachweis wäre dann für die verpflichtende Beimischung nach dem deutschen Biokraftstoffquotengesetz zulässig.

Aber: Nach dem Entwurf sollen Biotreibstoffe ein Nachhaltigkeitszertifikat erhalten, wenn bei ihrer Produktion Gentechnik und hochgiftige Pestizide eingesetzt und die Gewerkschaftsrechte verletzt werden. Gleiches gilt, wenn Energiepflanzen wie Ölpalmen, Zuckerrohr oder Soja aus Gebieten stammen, wo noch vor einigen Jahren Menschen lebten oder Urwälder existierten.

«Dieses Zertifizierungssystem ist Etikettenschwindel", kritisiert Thomas Fritz, Autor der Broschüre «Welthandel mit Bioenergie» des Forschungs- und Dokumentationszentrums Chile-Lateinamerika (FDCL). «Gewaltsame Vertreibungen, genmanipulierte Pflanzen und hochgiftige Pestizide sind mit nachhaltiger Entwicklung unvereinbar", so der Autor.


Die Broschüre: «Das Grüne Gold - Welthandel mit Bioenergie: Märkte, Macht und Monopole» kann auf der Internet-Seite des FDCL heruntergeladen werden.


10. Juli 2007
von: