Richter weist Berufung von Wikileaks-Gründer Julian Assange zurück. 
Nie zuvor war die Gefahr, dass er an die USA ausgeliefert werden könnte, so gross wie jetzt, schreibt Dominik Wetzel

Am Donnerstag wies ein Richter Assanges Berufung gegen den von der damaligen britischen Innenministerin Priti Patel unterzeichneten Auslieferungsbefehl in allen acht Punkten zurück, wie die Webseite Consortium News am selben Tag berichtete. Jetzt hat die Verteidigung fünf Tage Zeit, erneut Berufung einzulegen.

Assange drohen in den USA bis zu 175 Jahre Haft für den Besitz und die Veröffentlichung geheimer Informationen. Britische und US-amerikanische Strafverfolger klassifizieren seine Aktivitäten als Spionage. Allerdings sind neue Beweise dafür aufgekommen, dass an Assange ein Exempel statuiert werden soll. In einem spanischen Gerichtsprozess um Spionage gegen Assange berichtete die Zeitung El País vergangene Woche über neue Beweise gegen die spanische Sicherheitsfirma Undercover (UC) Global. Die war zu der Zeit, als Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London Asyl gefunden hatte, mit dem Schutz derselben beauftragt. Wie jedoch ehemalige Mitarbeiter erklärten, spionierte die Firma Assange und dessen Gäste aus und leitete die Daten wahrscheinlich an die CIA weiter.

El País erhielt nun Zugang zum Laptop des angeklagten Firmeninhabers David Morales, der die gewonnenen Informationen offenbar unter den Stichworten «CIA», «Botschaft» und «Videos» abgespeichert hatte. Die Dokumente wurden bislang überraschenderweise nicht an das Gericht weitergeleitet, obwohl die spanische Polizei Zugriff auf den Laptop und dessen Inhalte hat, seit das Verfahren im September 2019 gegen ihn eröffnet wurde.

Am Mittwoch, dem 7. Juni, warb die Linken-Abgeordnete Sevim Dagdelen gemeinsam mit der US-amerikanischen Kongressabgeordneten Ilhan Omar in Washington für eine transatlantische Allianz zur Freilassung Assanges. «Die US-Regierung darf die Appelle von Menschenrechts- und Pressefreiheitsorganisationen, internationalen Medienhäusern, Regierungen und Parlamenten sowie Abgeordneten des US-Kongresses nicht länger ignorieren und muss Julian Assange freilassen», heisst es in der Presseerklärung.

Auf die in den letzten Monaten lauter werdenden Forderungen des australischen Premierministers Anthony Albanese, den Journalisten frei- und in sein Heimatland zurückkehren zu lassen, reagierten die USA, indem das FBI die Untersuchung gegen den Wikileaks-Gründer wiederaufnahm, wie der Sydney Morning Herald am 1. Juni berichtete. Die Strafverfolgungsbehörde wollte demnach den Ghostwriter von Assanges Biographie zu einer Befragung bewegen, was der Autor Andrew O’Hagan jedoch ablehnte. Derweil bleibt Assange weiter ohne Verurteilung in Londoner Hochsicherheitshaft. 

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