Schmutzige Bombe als Instrument der Angst
Militärisch betrachtet wäre der Einsatz der radioaktiven Sprengkörper nur bedingt sinnvoll, analysiert Ralph Bosshard, Oberstleutnant iG und MA UZH

«Der Westen dürfte ein Interesse an Diskussionen um Schmutzige Bomben und Kernwaffen haben, weil die Thematik geeignet ist, die Öffentlichkeit aufzurütteln und Russland an den Pranger zu stellen. Russland wiederum ist an der Thematik interessiert, weil sie an die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen West und Ost zur Bekämpfung sogenannter transnationaler Bedrohungen erinnert». Zu diesem Ergebnis gelangt Ralph Bosshard auf BKOStrat. Eine solche Diskussion wolle «Moskau über die aktuelle Thematik der Ukraine hinaus führen. Unabhängig von der Wahrscheinlichkeit eines Anschlags mit einer Schmutzigen Bombe verdient das Thema erhöhte Aufmerksamkeit, denn im Informationskrieg wird keine Diskussion um ihrer selbst willen geführt. Es wird vielsagend sein zu erfahren, wer die Thematik als nächstes aufgreift».

Fakt sei aber auch: 

«Der enorme Aufwand, den Katastrophenhilfe-Organisationen treiben müssten, und die Gefahren für Helfer würde Hilfsaktionen zu einer Herausforderung machen. Wenn Rettungspersonal, Ambulanzen, Krankenhäuser und sonstige Einrichtungen verstrahlt werden, kann sich so ein Zwischenfall zu einer Katastrophe nationalen Ausmaßes ausweiten. Dazu kommt wohl noch der Schaden, der entsteht, wenn große Mengen radioaktiven Staubs in die Kanalisation einer Stadt geschwemmt werden. Wenn es darum geht, Infrastruktur unbenutzbar zu machen, dann stellen chemische Kampfstoffe, die in Farbanstriche, Beton, Asphalt und alle porösen Materialen eindringen und über lange Zeit die Gefahr von Kontaktvergiftungen schaffen, aber ein ähnlich wirksames Mittel dar.

Allein, die genauen Folgen eines Attentats mit strahlenden Stoffen einzuschätzen, dürfte für einen Attentäter schwierig sein. Die Neuartigkeit des Mittels würde ihm jedoch weltweite Aufmerksamkeit sichern. Das ist der Grund, weshalb die Gefahr einer Schmutzigen Bombe trotzdem nicht ganz vernachlässigt werden darf, zumal der angerichtete Schaden denjenigen konventioneller Attentate bei weitem übersteigen kann».

 

Newsletter abonnieren
Hinweis an die Redaktion