Ukraine: ein schwerer Verstoss gegen das Menschenrecht – von Seiten des Westens

Ich schreibe diesen Beitrag keineswegs aus einer pro-russischen Haltung. Ich schreibe ihn, weil in der Ukraine ein menschheitliches Verbrechen geschieht, welches zum Himmel schreit. Egal, was immer geschehen sein mag, die Übergangsregierung in Kiew hatte kein Recht, die prorussischen Aktivisten der Ostukraine militärisch zu bekämpfen. Der Krieg ist grundsätzlich kein Mittel zur Lösung von Konflikten, denn Krieg erzeugt immer neuen Krieg, das wissen wir aus der Geschichte. Aber das Unrecht geht in diesem Fall noch weiter, denn die pro-russischen Aktivisten haben -abgesehen von einigen Ausschreitungen -nicht mehr gewollt als ihr Bürgerrecht einzufordern.  

Mit gutem Grund haben die ersten Soldaten, die von Kiew nach Osten geschickt wurden, den Krieg verweigert. Sie haben sich geweigert, auf ihre Landsleute zu schießen. Man stelle sich die Situation vor: Junge Männer erhalten von einer Regierung, die keine wirkliche ist, den Befehl, auf ihre Landsleute, meist junge Leute so alt wie sie selbst, zu schießen, ohne dass dafür ein verständlicher Grund vorliegt. Allein dies ist ein schreiendes Unrecht.

Darüber hinaus muss gefragt werden, mit welchem Recht die Übergangsregierung in Kiew die ostukrainischen Gebiete für sich beansprucht. Die Ukraine ist geschichtlich gesehen kein wirklicher Nationalstaat, die Bürger im Osten hatten wenig Grund, sich als Teil einer einheitlichen ukrainischen Nation zu fühlen, sie fühlen sich mehrheitlich näher bei Russland. Unter diesen Umständen von einem Bruch des Völkerrechts zu sprechen, ist ein Problem für sich, Juristen hätten wohl eine harte Nuss zu knacken, wenn sie hier eine klare Antwort finden sollten. Selbst wenn es so wäre, wäre es dann gerechtfertigt, wegen eines juristischen Verstoßes Menschen umzubringen? Ist das Völkerrecht wichtiger als die Menschen? Außerdem: Wie hält es eigentlich der Westen mit dem Völkerrecht, was war im Irak oder in Libyen? Es ist eine Scheinheiligkeit ohnegleichen, die hier über die Bühne geht.

Die pro-russischen Aktivisten wurden von vornherein als Separatisten oder gar Terroristen beschimpft. Aber der Terror wurde nicht im Osten, sondern im Westen begangen. Mit allen Mitteln hat die westukrainische Regierung in einhelliger Übereinstimmung mit dem Westen ein so gemeines Feindbild aufgebaut, dass auch dem freundlichsten Bürger in der Ostukraine die letzten Reste einer pro-westlichen Loyalität geschwunden sind. Diese Feindbild-Propaganda musste schließlich dazu führen, dass aus befreundeten Menschen tatsächlich Feinde wurden. Sobald die ersten Schüsse fallen, kommt es in der Bevölkerung zu einer emotionellen Polarisierung. Die wurde noch grausam verstärkt durch die 40 Toten von Odessa. Von da an war Krieg. Die Bilder, die wir gelegentlich auf Videofilmen sehen, zeigen das menschliche Leid, das durch diese Maßnahmen verursacht wurde. Eine tote junge Verkäuferin, die im Auto erschossen wurde. Ein weinender Vater, dessen Tochter erschossen wurde. Das ist ein Krieg, gegen den sich die ganze Welt erheben würde, wenn sie nicht hypnotisiert wäre durch die Propaganda einer fremdgesteuerten Medienwelt. Es ist (neben Syrien) die größte Sauerei, die ich in den letzten Wochen erlebt habe. Und dieses Verbrechen läuft mit Zustimmung von Europa, USA und NATO! Mit Freude nehme ich zur Kenntnis, dass bei Straßenumfragen viele deutsche Passanten sagen, dass hier auf westlicher Seite ein falsches Spiel getrieben wird und dass sie von den Medien schlicht verarscht werden. Selbst Helmut Schmidt bekannte sich in einem Interview zu seinem Verständnis für den Osten.

Kein Krieg kann je gewonnen werden, denn in jedem Krieg geht Menschlichkeit verloren. In Washington, Brüssel und Berlin finden jetzt lange Beratungen statt, wie die kommende Katastrophe doch noch verhindert werden könnte. Es gibt nur eine einzige Antwort, die geht an die Hallodris in Kiew: Zieht sofort alle militärischen Einheiten aus der Ostukraine zurück und beendet den Krieg!

Im Namen einer Zukunft ohne Krieg. Im Namen aller Kinder.
Dr. Dieter Duhm Sprecher des Friedensprojekts Tamera in Portugal


Weitere Informationen:
Institut für globale Friedensarbeit, (IGF) Tamera, Monte do Cerro, P-7630-303 Colos, Portugal Tel: +351 283 635 484 Fax: +351 283 635 374
www.tamera.org
07. Mai 2014
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