Verstossen Banken gegen die Grundsätze ordnungsgemässer Buchhaltung?

Schon wieder werden in Italien Banken mit öffentlichen Mitteln gerettet, ganz entgegen der Intention der sogenannten «Europäischen Bankenunion». Die Presse nennt 17 Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln, die dafür ausgegeben werden. Politiker von links bis rechts äussern sich empört (Fabio de Masi, LINKE: Praxistest nicht bestanden, Sven Giegold, GRÜNE: Gefährlicher Dammbruch, Markus Ferber, CSU: Bankenunion am Sterbebett).
Aber war das nicht absehbar? Müsste man nicht mal grundlegender über unser Geldsystem nachdenken?

Falsche Bilanzierung der Geldschöpfung
Das sei ein Grund für die häufigen Banken- und Finanzkrisen, meint der emeritierte Professor für Finanz- und Rechnungswesen Michael Schemmann, der auch gelernter Bankkaufmann, Betriebswirt und Wirtschaftsprüfer ist. Er hat ein knapp 100 Seiten fassendes Buch mit dem Titel «Offenbarungseid der Deutschen Bundesbank» verfasst, mit dem er auf den Monatsbericht April 2017 der Deutschen Bundesbank antwortet. Seiner Meinung nach wird die Geldschöpfung der Banken im System der doppelten Buchführung nicht korrekt bilanziert. Lesen Sie eine Rezension des Buches von Schemmann in unserem Monetativeblog.

Zu bilanziellen Schieflagen von Banken noch ein historisches Zitat des berühmten Ökonomen Irving Fisher aus seinem 1935 erschienenen Buch «100%-Geld»:
«Ein Banker mit sehr grosser Erfahrung, die ihn zu einem Unterstützer des 100%-Plans werden liess, sagte mir folgendes: Kein ernstzunehmender Geschäftsmann würde jemals ein Geschäft mit einer Bilanz betreiben, wie sie eine ganz normale Geschäftsbank hat. Wenn er das versuchen würde, bekäme er von keiner Geschäftsbank Geld geliehen. Machen Sie einen Test mit irgendeiner Geschäftsbank, wenn Sie das nicht glauben. Verschleiern Sie deren Bilanz so, dass sie als normaler Wirtschaftsbetrieb erscheint. Fragen Sie dann den Kreditsachbearbeiter derselben Bank, wie viel Kredit er einem solchen Betrieb einräumen würde, dessen Verbindlichkeiten zehnmal höher sind als die Barreserven und dessen Vermögenswerte grösstenteils eingefroren sind, obwohl sie nominell als schnell verfügbar und liquide dargestellt sind.»
Quelle: Irving Fisher, 100%-Geld, Verlag für Sozialökonomie, S.36

Soziale Verwerfungen wegen übermässiger Geldschöpfung
Auch dies ist kein neues Problem: Der englische Bankier und Ökonom Richard Cantillon hat in seinem 1755 veröffentlichten Werk  „Abhandlung über die Natur des Handels im Allgemeinen» schon damals beschrieben, wie eine übermässige Geldproduktion (damals in Gold- und Silberminen) zu sozialen Verwerfungen in einer Gesellschaft führt, also manche begünstigt und viele benachteiligt. Seitdem gibt es dazu den Fachbegriff «Cantillon-Effekt».
Das wird auch das Thema der Monetative-Jahrestagung in Frankfurt am 11. - 12.11. 2017 mit dem Titel «Macht - Geld - Ungleich: Spaltet die Geldordnung unsere Gesellschaft?»

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