Die Griechen haben mal wieder die übliche Qual der Wahl: Am Sonntag könnten sie an den Urnen die zunehmend verstörend autoritäre Herrschaft des amtierenden rechten Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis beenden und damit einer der einflussreichsten Oligarchenfamilien des Landes einen gewaltigen Teil ihrer politischen Machtbasis nehmen. Oder sie könnten sich mit ihrer Stimme erneut dem reinen Parteifunktionär Alexis Tsipras und dessen Syriza (Koalition der radikalen Linken) zuwenden, deren Regierung sich in den Jahren 2015 bis 2019 vom Brüsseler Finanzkapital in die Knie zwingen liess und das Land nahezu widerstandslos in eine beispiellose soziale Katastrophe führte.
Letzte Meinungsumfragen sagten zu Beginn der Woche ein enges Rennen zwischen Syriza und Mitsotakis’ zu rechtem Nationalismus neigender Partei Nea Dimokratia (ND) voraus.
Eine echte Hürde sind die drei Prozent allerdings für die Ungehorsamspartei (Mera25) des früheren Finanzministers im Kabinett Tsipras, Giannis Varoufakis, die in den Umfragen bei drei bis 4,5 Prozent wechselnde Ergebnisse zeigte. Ebenso für die Elliniki Lysi (EL, Griechische Lösung), in der sich inzwischen jene Faschisten der seit Oktober 2020 verbotenen Formation Chrysi Avgi (Goldene Morgendämmerung) gesammelt haben, die nicht zur Regierungspartei ND gewechselt haben.