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Der vor einem Jahr vereinbarte Einstieg der chinesischen Reederei COSCO bei einem Terminal im Hamburger Hafen ist in der vergangenen Woche nur mit Einschränkungen genehmigt worden. Bundesminister von FDP und von Bündnis 90/Die Grünen hatten mit aller Kraft versucht, ihn gänzlich zu verhindern.
Hintergrund sind Widersprüche in der ökonomischen Entwicklung der Bundesrepublik. Während zahlreiche deutsche Unternehmen, zum Teil sogar ganze Branchen weiterhin massiv von einer engen Wirtschaftskooperation mit der Volksrepublik profitieren, trägt die intensive Zusammenarbeit auch zum Erstarken der chinesischen Industrie bei – zu Lasten der deutschen Konkurrenz.
COSCO etwa hat bereits heute mit einem Weltmarktanteil in der Containerschiffahrt von elf Prozent die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd überholt und droht sie auf lange Sicht zu deklassieren. Ähnliche Entwicklungen zeichnet eine aktuelle Studie des Berliner Think-Tanks MERICS mit Blick auf die China-Aktivitäten deutscher Kfz-Konzerne nach. …
Eine beispielhafte Analyse der widersprüchlichen Interessen in der deutschen Chinapolitik hat in der vergangenen Woche das Berliner Mercator Institute for China Studies (MERICS) vorgelegt. Wie das Institut feststellt, gewinnt der chinesische Markt für die deutsche Kfz-Industrie unverändert an Gewicht. Schon längst ist er der wichtigste Absatzmarkt deutscher Autokonzerne.
Spezielle Bedeutung besitzt er zudem für die Umstellung auf Elektroautos: Zum einen ist er deren mit klarem Abstand weltgrößter Markt; zum anderen liegt die chinesische E-Auto-Branche technologisch eindeutig vorn, insbesondere bei Batterien und Software.
Weil die deutschen Hersteller allzu lange auf den Verbrennungsmotor gesetzt haben, sind sie bei Elektroautos hinter innovative chinesische Produzenten zurückgefallen; diese schicken sich jetzt sogar an, ihre neue Stärke auf ihrem Heimatmarkt zu nutzen, um eine führende Position auf dem Weltmarkt zu erobern – nicht zuletzt auf Kosten der deutschen Konkurrenz.
Diese wiederum sieht ihre beste Chance darin, die hochinnovativen Kapazitäten der chinesischen Industrie zu nutzen, um mit deren Hilfe ihren gegenwärtigen Rückstand wieder aufzuholen. Sie investiert deshalb mit aller Macht in Forschung und Entwicklung in der Volksrepublik.[6]