Antwort auf unsere Festtagsfrage: «Frei sein»
Mögen wir unseren inneren Frieden finden ... und werden, wer wir sind.
...das fragten wir unsere Leser und Leserinnen.
und wenn Sie eine Lieblings-Weihnachtsanekdote oder Adventsgeschichte haben, – sei sie selbst erlebt, selbst ausgedacht oder irgendwo einmal gehört - würden wir die sehr gerne auch lesen.
Schreiben Sie uns ein paar Zeilen – wir veröffentlichen (möglicherweise gekürzt) einige der Antworten hier auf unserem Zeitpunkt-Info-Portal der nächsten Wochen. Schreiben Sie bitte an: [email protected]
Mögen wir uns: in und mit unseren Herzen, in und mit unseren Köpfen, in und mit unseren Armen und Händen sowie in und mit unseren Beinen und Füssen ganz, heil und wohl geborgen fühlen. Um zu denken und zu tun, was freien Lebewesen entspricht: völlig losgelöst von menschenunwürdigen Zwängen.
In seinem Buch „Denn mein Leben ist Lernen“ (1) führt Oliver Keller folgende Persönlichkeitsmerkmale eines selbstbestimmten Menschen auf:
- Selbstständigkeit
- Selbstbewusstsein
- Selbstvertrauen
- Wissbegierde
- Tiefe
- Sensitivität
- Naturverbundenheit
- Ablehnung von Machtstrukturen
- Authentizität
- Selbstdisziplin
- Verlangen nach Ganzheit
- Prozessbewusstsein
Der Autor schreibt dazu (S. 323): «Dies sind einige Persönlichkeitsmerkale, die mir für die Charakterisierung des selbstbestimmten Menschen bezeichnend scheinen. Immer wieder beziehe ich mich auf Aussagen von Carl Rogers, der in seinem Buch Der neue Mensch (2) die Qualitäten des Menschen von morgen beschreibt.»
Carl Rogers (1902-1987) war ein Vertreter des sogenannten humanistischen Menschenbildes. Die Grundannahme ist, dass der Mensch alles zu seiner Heilung Notwendige in sich trägt: eine Annahme, die auch mich trägt.
Dass es nicht immer gelingen kann, frei von Zwängen zu sein, die Menschen gefangen halten können, habe ich für mich sehr eindrücklich und völlig überraschend im letzten Jahrhundert life an einer Veranstaltung mit Carl Rogers in Basel erlebt: Sie wurde vorzeitig aufgelöst, weil viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich an und in Strukturen festgekrallt hatten, die ein freies Leben und Lernen verunmöglichen.
Der Weg in die Freiheit ist alltäglich voller Stolpersteine. So frage ich mich beispielsweise bei dem, was mir konkret bei der Politik in Allschwil als Einwohnerrat begegnet: Soll ich nichts mehr machen, als nur noch lachen? Eigentlich macht es aber keinen Spass. Und auch keine Freude. Bei mir überwiegen dabei andere menschliche Grundgefühle wie Scham, Trauer und Wut. Letzteres insbesondere angesichts der vielen Dummen, Gemeinen, Gleichgültigen oder Schlauen, die es nicht anders haben können oder wollen: während ich oft selber echolos vor Ideen platze, wie es für uns alle gut werden könnte.
All das und noch viel mehr scheint mir leider ganz normal in einem System, das auf einer autoritär-hierarchisch-totalitär und industriell-militärisch-technokratisch begründeten sogenannten Zivilisation beruht. Mehr dazu in: «Die Zuvielisation».
Die Konflikte, die sich in der Politik zeigen, sind nicht nur eine Folge davon, dass Parteien und/oder Personen sich nicht verstehen und sich nicht verständigen können oder es nicht wollen. Sie sind auch bedingt durch eine Krise, in der das System der parlamentarischen Parteiendemokratie grundsätzlich steckt.
Denn ein politisches System mit Gewinnern und Verlierern kann es heute und für die Zukunft nicht mehr wahrhaftig und wirklich bringen. Und dies erst recht auch dann nicht, wenn alle Parteien von links über die Mitte bis nach rechts kampfbereit und krampfhaft daran festhalten wollen. Und es nach wie vor mit einem grossen Aufwand auch tun, wie beispielsweise auch wieder den Schweizer Bundesratswahlen: siehe «Schweizer Politik im Kampfmodus».
Ein anderes meiner Handlungsfelder ist die Bildung. Was in Schulen weltweit und oft unter Zwang – sogenannt als Schulpflicht bezeichnet - mit Rennbahnpädagogik in der Art von PISA veranstaltet bzw. damit verpasst wird, ist die Menschenbildung.
Dass sich immer mehr Kinder solcherart Pädagogik verweigern, ist ein Hoffnungsschimmer und ein Lichtblick am Horizont: denn solcherart Schulen lassen Menschen dumm, gleichgültig und schlau oder gar gemein werden. Schlimm unter anderem, weil und wenn sich damit in der Bevölkerung die soziale Schere immer noch mehr öffnet.
Auf Veränderung zu hoffen,
ohne selbst etwas dafür zu tun,
ist wie am Bahnhof zu stehen
und auf ein Schiff zu warten.
Albert Einstein
Gemeinsam weiter kommen können wir nur, wenn wir kokreativ und nach bestem Wissen alle Aspekte einer Sache berücksichtigen und zu 100 Prozent gemeinsam Entscheidungen treffen, die in einem optimal abgesteckten Rahmen bestmöglich allen Bedürfnissen entsprechen.
Dafür ist es erforderlich, dass sich alle Beteiligten und Betroffenen mit ihren Anliegen und Ideen untereinander sowie auch von der Politik und von der Verwaltung angehört, ernst- und wahrgenommen fühlen, und dass alle damit in ihrem Handlungs- und Lebensraum eine nachhaltige Wirksamkeit erfahren und erleben.
Sollen Entscheidungen frei und gemeinsam getroffen werden, sind dafür aber nicht nur geeignete Strukturen gefragt, sondern auch emotional gesunde Menschen.
Manchmal erlebe ich Dinge, die in mir Ärger, Groll oder Frust auslösen. Es sind Erfahrungen, die mit negativen Energien in mir weiter wirken, und mich emotional in Unfreiheit gefangen zu halten drohen. Verbunden mit dem Risiko, dass ich mich noch mehr auf Menschen, Situationen und Dinge fokussiere, die auf dieser negativen Energie-Frequenz mitschwingen und mein Gefangensein verstärken: Ein Teufelskreis!
Wenn es mir gelingt, den Gleichgültigen sowie den dummen oder schlauen Widersachern zu vergeben und mich von negativen Lebenserfahrungen zu lösen – was ich zu meiner grossen Freude immer öfter schaffe – können diese lebensfeindlich polarisierenden Energien entweichen.
Frei sein kann mit Vergebung beginnen: Dies öffnet den Raum für erfüllende Lebenserfahrungen: für mich – ohne eine Einbettung in ein religiöses Narrativ – eine Art wie Weihnachten!
Angst trennt - Liebe verbindet: Resonanz und eine gleiche Wellenlänge sind für mich ein Quell für Freude. In einem solchen Sinne erde, mitte und lichte ich mich täglich mit meinem folgenden Mantra:
Mit und in den Füssen den Boden spüren.
Die Kraft der Erde durch meinen Körper strömen lassen.
Mich in und mit dem Rückgrat aufrichten.
Aufrecht und aufrichtig, wahrhaftig und wirklich in der Welt sein.
Ängste und das Chaos, Ärger und Kränkungen, Ohnmacht und Wut:
Alles aus dem Kopf raus lassen ...
... und ihn für das Licht des Himmels frei und offen halten.
Quellen:
(1) Denn mein Leben ist Lernen, Oliver Keller, 2023
(2) Der neue Mensch, Carl Rogers, 1981
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von:
Über
Ueli Keller
Ueli Keller ist ausgebildet als Lehrer und als Heilpädagoge, als Supervisor- und Organisationsentwickler sowie als Bildungswissenschaftler. Er war 45 Jahre in mehreren Berufsfeldern lohnerwerbstätig. Seit 2012 pensioniert, ist er als frei schaffender Bildungs- und Lebensraumkünstler mit Herz, Kopf, Hand und Fuss in diversen Tätigkeitsfeldern unterwegs. Unter anderem europaweit als Koordinator des Netzwerks «Bildung & Raum» sowie als Botschafter für Neue Politik (www.einestimme.ch).
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