Chapeau! für Isabel und Martin Andermatt

Vor 35 Jahren begann das Ehepaar Andermatt, biologische Pflanzenschutzmittel zu produzieren. Heute ist ihr Unternehmen global aufgestellt. 

Mit ein paar Apfelbäumen begann alles. Vor 35 Jahren schufen Isabel und Martin Andermatt das Fundament für die auf biologische Insektizide spezialisierte Andermatt Group AG. (Bild: www.biogarten.ch)

Wer seinen Garten biologisch bewirtschaftet, kommt um «Andermatt» nicht herum. Schädlinge bekämpft man natürlich mit Nützlingen aus den Laboren des Biopioniers. Zum Beispiel mit Nematoden – das sind mikroskopisch kleine Würmchen. Die machen den weissen fetten Dickmaulrüssler-Larven den Garaus. 

Doch die Andermatt Group produziert nicht nur für den heimischen Kleingärtner. Die KMU mit 500 Mitarbeitern ist global aufgestellt und mit 25 Tochterfirmen in fast allen Kontinenten tätig.

Angefangen hat alles vor 35 Jahren in einer Studentenwohnung im zürcherischen Oberglatt. Isabel, angehende Tierärztin, und Martin Andermatt, angehender Agronom, wohnten nicht nur zusammen, sie besassen ein paar Apfelbäume. Und wo Äpfel sind, da ist der Apfelwickler nicht weit. Die beiden wollten aber partout nicht zur Chemie greifen. Nolens volens entwickelten sie gemeinsam ein biologisches Pflanzenschutzmittel: Madex, ein Insektizid auf der Basis von Granuloseviren. 1988 gründete das Ehepaar dann im luzernischen Grossdietwil die Andermatt AG.

«Madex ist immer noch ein wichtiges Produkt», sagt Ralph Schwarz, Geschäftsführer der Andermatt Biogarten AG, eine der Firmen in der Andermatt Gruppe.

Madex und die anderen biologischen Pflanzenschutzprodukte aus dem Haus Andermatt werden nicht etwa nur von Biobauern benutzt. Schwarz: «Zwei Drittel unserer Kunden sind konventionelle Betriebe.» Diese greifen gerne zu biologischen Pflanzenschutzmitteln, wenn sie mit den herkömmlichen nicht mehr gegen resistente Schädlinge ankommen. 

Wie gross der Marktanteil an den Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz ist, möchte Schwarz allerdings nicht verraten. Nur so viel: Alle Grossverteiler und Gartencenter vertreiben Andermatt Biogarten-Produkte. Manchmal unter dem Markennamen, manchmal unter dem Namen des Vertreibers. Und besonders kurios ist, dass sogar manche Packung, die von aussen betrachtet einen konventionell-chemischen Inhalt zu haben scheint – auch darin könnte «Andermatt» stecken. Schwarz: «Manche Kunden vertrauen eben dem Herkömmlichen» mehr.» Natürlich verrät Schwarz nicht, um welche Produkte es sich handelt. 

Unkonventionell sind nicht nur die Produkte, die die Andermatt Group herstellt, unkonventionell sind auch die Besitzverhältnisse: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, neben dem Gründerpaar, Mitbesitzer der Firma. Sie halten Aktien der Firma, aber nicht etwa in einem Bonusprogramm, wie Ralph Schwarz betont. Und die Aktien werden auch nicht an der Börse gehandelt. Schwarz vermutet, dass der Aktienkurs dann viel höher wäre. Aber wichtiger als der Börsenwert sind dem Ehepaar Andermatt die inneren Wert ihrer Mission: «Die Unabhängigkeit von Grosskonzernen oder Investoren soll auch in Zukunft bewahrt bleiben», erklärt Martin Andermatt auf der Website.

Auf welche globale Entwicklung in der Firmengruppe er besonders stolz sei? Ohne zu zögern erwähnt Ralph Schwarz den afrikanischen Kontinent: «Hier ist es besonders wichtig, dass viele Landwirtschaftsbetriebe auf einen biologischen Pflanzenschutz umstellen», erklärt er. Denn die Mittel, die hier noch im Gebrauch seien, seien nicht nur umweltschädigend. Oft genug kosten sie auch Menschenleben.


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