Amnesty fordert Untersuchung: Griff Israel absichtlich das Evin-Gefängnis in Teheran an?
Zum Zeitpunkt des Luftangriffs vom 23.6. befanden sich etwa 1.500 bis 2.000 Menschen in dem Gefängnis

Dutzende Zivilisten und Zivilistinnen kamen ums Leben. Ein aktueller Amnesty-Bericht liefert Hinweise darauf, dass der Angriff vorsätzlich erfolgte und damit ein mögliches Kriegsverbrechen darstellt. Eine unabhängige Untersuchung ist dringend notwendig, fordert Amnesty International.

Amnesty hat Satellitenbilder und Zeugenberichte ausgewertet, die nahelegen, dass der israelische Angriff gezielt und vorsätzlich erfolgte. Das ist ein schwerer Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht. Strafverfolgungsbehörden weltweit müssen sicherstellen, dass alle Verantwortlichen für diesen tödlichen Angriff vor Gericht gestellt werden – auch unter Anwendung des Weltrechtsprinzips.

Das Evin-Gefängnis ist berüchtigt für willkürliche Inhaftierungen, Folter und Misshandlungen. Unter den Inhaftierten befinden sich Menschenrechtsverteidiger/innen, politische Aktivist/innen, Angehörige religiöser Minderheiten, ausländische Staatsangehörige – darunter bis Januar 2025 auch die Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi.

Nach dem Luftangriff wurden Hunderte Gefangene in andere Gefängnisse verlegt. Die Zustände dort sind katastrophal: Überbelegung, verschmutzte Sanitäranlagen, fehlende medizinische Versorgung, Insektenbefall und kaum Zugang zu Nahrung oder Wasser. Viele wurden in Handschellen und Fußfesseln abgeführt, geschlagen und durften ihre Habseligkeiten nicht mitnehmen.

Besonders alarmierend ist, dass Dutzende Gefangene seit dem Angriff als verschwunden gelten. Ihre Familien wissen nicht, ob sie verletzt, getötet oder heimlich verlegt wurden. Dieses Verschwindenlassen ist ein Verbrechen nach internationalem Recht.