Atomkriegsgefahr: US-Militärs und Geheimdienstmitarbeiter schlagen Alarm

Es gibt gewichtige Kritiker einer westlichen Eskalation. Man hört in den Mainstreammedien nur nichts von ihnen.

Papst Franziskus löste einen Sturm des Protestes aus, als er in einem Interview mit dem Corriere della Sera vom 3.5. andeutete, dass die NATO für den Konflikt in der Ukraine mitverantwortlich sein könnte. Er prangerte die «Gräuel» des Krieges an, sagte aber auch, die NATO «bellt vor Russlands Haustür», d.h., sie betreibe feindselige Provokationen gegen Moskau.

Ausserhalb der Mainstream-Medien und der politischen Klasse teilen viele Beobachter diese Sicht der Lage, auch in den USA. Um nur einige zu nennen:

  • Die Veterans Intelligence Professionals for Sanity (VIPS) warnen in einem Memorandum an Präsident Biden vom 1.5. vor der «wachsenden Möglichkeit des Einsatzes von Atomwaffen, da die Feindseligkeiten in der Ukraine weiter eskalieren». Die VIPS, eine Gruppe ehemaliger Geheimdienstler, Militärs und Regierungsberater, stellen fest, Moskau betrachte die Einmischung des Westens in der Ukraine als «existentielle Bedrohung», und Präsident Putins Hinweise auf Russlands Kernwaffenarsenal könne man «auch als Warnung verstehen, dass er bereit ist, es einzusetzen».
    Weiter heisst es: «Russland kann nicht mehr daran zweifeln, dass die USA und die NATO das Ziel haben, Russland zu schwächen (und Putin wenn möglich zu beseitigen), und dass der Westen auch glaubt, dies erreichen zu können, indem er Waffen in die Ukraine liefert und die Ukrainer zum Weiterkämpfen auffordert. Wir halten diese Ziele für illusorisch.»
    Zu den Unterzeichnern gehören Persönlichkeiten wie Ray McGovern, William Binney, Oberst Richard H. Black, Theodore Postol und Scott Ritter.
  • Oberst a.D. Lawrence Wilkerson war Stabschef von Aussenminister Colin Powell während des Irakkriegs und ist ein entschiedener Gegner von Washingtons «permanenter Kriegspolitik». In einem Interview mit Paul Jay am 29.4. verurteilte er «Denkfabrik-Krieger» wie Victoria Nulands Ehemann Robert Kagan scharf, die leichtfertig davon reden, Kernwaffen gegen Russland einzusetzen. Es widerspreche jeder militärischen Erfahrung, zu glauben, dass ein Atomkrieg begrenzt werden könne. Das eigentliche Ziel der NATO-Kriegspartei sei China, und sie sei überzeugt, man müsse zuerst Russland zerstören und Putin «ausschalten».
  • Oberstleutnant a.D. Daniel Davis, ein bekannter Whistleblower in Bezug auf Afghanistan, warnte US-Entscheidungsträger in scharfen Worten, Massnahmen wie eine weitere Bewaffnung der Ukraine zu ergreifen, die zu einem Atomkrieg hinführen. Die USA «sollten keinen Krieg führen – egal welchen -, es sei denn, er sei absolut notwendig, um einen tatsächlichen oder drohenden Angriff auf unser Volk oder unser Heimatland zu verhindern. Punkt. Krieg ist kein Mittel, um andere zu zwingen, unseren Willen zu erfüllen.»
  • Die Armee-Reserveoffizierin Tulsi Gabbard, ehemalige Kongressabgeordnete aus Hawaii, twitterte am 6.5.: «Wir befinden uns bereits in einem heissen Krieg mit Russland, und er wird noch viel heisser werden, denn das erklärte Ziel der Biden-Administration ist die vollständige Zerstörung von Russlands Wirtschaft und Militär. Russland hat deutlich gemacht, dass es angesichts dieser Aussicht keine andere Wahl hat, als taktische Atomwaffen einzusetzen... Der Weg, auf den uns die Biden-Administration gebracht hat, führt in den Dritten Weltkrieg und in das nukleare Armageddon.» Sie rief die Amerikaner, ob Demokraten oder Republikaner, dazu auf, diejenigen zu unterstützen, die sich «für die Beendigung dieses Krieges mit Russland einsetzen».

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Der Text stammt aus dem (kostenpflichtigen) Newsletter des Schiller-Instituts.

16. Mai 2022
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