«Ausländer raus»? – aber gern!

In den vergangenen 15 Jahren hat Deutschland eine halbe Million Menschen mehr ans Ausland verloren als neu dazu gewonnen. Deutschland ist ein Auswanderungsland, das über die Einwanderer schimpft.

Emin Capraz, Rechtsanwalt in Köln, ist genervt: «Hier denken die Leute immer noch in Schubladen, ich stehe unter einem permanenten Rechtfertigungsdruck. Man muss herhalten für Ehrenmorde, für Entwicklungen in unserer Religion, mir ist das zuwider.» Der gebürtige Türke wird deshalb in drei Monaten nach Istanbul «fliehen». Capraz steht nicht allein. In den vergangenen 15 Jahren hat Deutschland eine halbe Million Menschen mehr ans Ausland verloren als neu dazu gewonnen. Deutschland ist ein Auswanderungsland, das über die Einwanderer schimpft. Migranten wollen sich der Hetze in Boulevardpresse und Talkshows nicht länger aussetzen und laufen davon. Gerade auch die, die manche Casting-Jury aus Politik und Wirtschaft gern hier behalten würde: die gut ausgebildeten Facharbeiter. Der Migrationsforscher Klaus Bade sieht eine Ursache in der Sarrazin-Debatte 2010. «Sarrazin hat Deutschland ein doppeltes Eigentor beschert». Die Folgen werden jetzt mit Zeitverzögerung spürbar. Die Politik muss aufhören, eine «Kulturpanik zu schüren, die die Gesellschaft spaltet», so Bade.



Quellen: Stern, web.de

12. Juli 2011
von: