«Der einzige Tag an dem alle meine Freunde frei haben»
Der beste Ausgang passiert, wenn man in die Apéro-Falle tappt. Wenn man ungewollt immer weiter zieht. Luzern ist gut dafür, weil alles zu Fuss erreichbar ist und es eine hohe Bar-Dichte hat. Anders als in Zürich bezahlt man hier recht wenig für Eintritte. Es gibt viele Orte, an denen man sogar gratis rein kann. Wir gehen selten mit einem Ziel aus, ausser bei Konzerten. Wenn es danach noch eine Disco gibt, bleiben wir. Oder man denkt: «Das Konzert ist blöd, komm wir gehen weiter.» Clubs besuchen wir eher spät. Früher waren wir ganz aufgeregt, in einen Club zu gehen und den ganzen Abend da zu bleiben. Das ist heute nicht mehr so.
Im Anschluss an eine gute Party gehe ich auch mal an eine Afterhour. Diesen Freitag machen wir selbst eine — illegal, in einem Italo Beizli. Dort haben sie sonst gekochte Eier auf den Tischen. Wir gehen dort manchmal jassen und haben Conny, die Büffettochter gefragt, ob wir das Beizli für eine Party haben dürften. Weil die Party klein wird, machen wir die Promo mit SMS und Whatsapp. Facebook geht natürlich nicht, das wäre zu öffentlich.
Ich arbeite samstags selber oft an einer Bar. Nach der Schicht kann ich nicht nach Hause und schlafen; das geht gar nicht. Dann ist es gut, gehen die Sausen in manchen Clubs bis sechs Uhr morgens. So kann ich auch noch das Tanzbein schwingen.
Meistens stehe ich am Sonntag dennoch schon am Mittag auf. Ich habe senile Bettflucht. Das hat sich seit den Teenagetagen und den Zwanzigern schon geändert. Ich will etwas vom Tag haben. Ich unternehme viel mit Freunden. Wir gehen zusammen spazieren oder brunchen. Manchmal brunchen wir auch bei mir. Jeder bringt etwas mit. Ich muss schon sehr kaputt oder krank sein, dass ich den Sonntag im Bett verbringe. Es ist der einzige Tag, an dem alle meine Freunde auch frei haben. Es gibt schon solche, die den Tag verpennen. Aber ich muss raus, an die frische Luft, an die Sonne. Die Menschen sind anders am Sonntag. Der Tag ist ambivalent. Die grosse Euphorie des Wochenendes weicht einer Depression, weil die Menschen wissen, dass der nächste Tag der Montag ist.
Aufgezeichnet von Ondine Riesen
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Lluvia Mosquera, 33, lebt in Luzern und ist aktive Nachtschwärmerin.
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Mehr über das Verschwinden des Sonntags im Schwerpunktheft «Am siebten Tag»
Im Anschluss an eine gute Party gehe ich auch mal an eine Afterhour. Diesen Freitag machen wir selbst eine — illegal, in einem Italo Beizli. Dort haben sie sonst gekochte Eier auf den Tischen. Wir gehen dort manchmal jassen und haben Conny, die Büffettochter gefragt, ob wir das Beizli für eine Party haben dürften. Weil die Party klein wird, machen wir die Promo mit SMS und Whatsapp. Facebook geht natürlich nicht, das wäre zu öffentlich.
Ich arbeite samstags selber oft an einer Bar. Nach der Schicht kann ich nicht nach Hause und schlafen; das geht gar nicht. Dann ist es gut, gehen die Sausen in manchen Clubs bis sechs Uhr morgens. So kann ich auch noch das Tanzbein schwingen.
Meistens stehe ich am Sonntag dennoch schon am Mittag auf. Ich habe senile Bettflucht. Das hat sich seit den Teenagetagen und den Zwanzigern schon geändert. Ich will etwas vom Tag haben. Ich unternehme viel mit Freunden. Wir gehen zusammen spazieren oder brunchen. Manchmal brunchen wir auch bei mir. Jeder bringt etwas mit. Ich muss schon sehr kaputt oder krank sein, dass ich den Sonntag im Bett verbringe. Es ist der einzige Tag, an dem alle meine Freunde auch frei haben. Es gibt schon solche, die den Tag verpennen. Aber ich muss raus, an die frische Luft, an die Sonne. Die Menschen sind anders am Sonntag. Der Tag ist ambivalent. Die grosse Euphorie des Wochenendes weicht einer Depression, weil die Menschen wissen, dass der nächste Tag der Montag ist.
Aufgezeichnet von Ondine Riesen
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Lluvia Mosquera, 33, lebt in Luzern und ist aktive Nachtschwärmerin.
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Mehr über das Verschwinden des Sonntags im Schwerpunktheft «Am siebten Tag»
12. Februar 2014
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