Der Wolkenkratzer-Index
Die höchsten Gebäude der Welt gehen mit wuchtigen Ökonomischen Krisen zusammen.
Hoch – höher – wumm. Nach dem «Wolkenkratzer-Index», den der Ökonom Andrew Lawrence 1999 entwickelt hat, fällt die Fertigstellung des jeweils höchsten Gebäudes der Welt meist mit wuchtigen ökonomischen Krisen zusammen. So brach die Börsenpanik von 1908 nach Vollendung des Singer Buildings in New York aus; dem Chrysler – und Empire State Building folgte die Weltwirtschaftskrise von 1929; dem Bau des World Trade Center die Stagflation von 1973; der Fertigstellung der Petronas-Towers in Kuala Lumpur die Asienkrise von 1997; dem Burj Khalifa in Dubai die Finanzkrise von 2008; dem Shanghai Tower 2012 die Turbulenzen in China. Zur Begründung des Phänomens verweist der Ökonom darauf, dass Rekordbauten stets im Boom und Geldüberfluss als Denkmäler der Epoche geplant wurden. Danach überschreitet die Wirtschaftsentwicklung ihren Höhepunkt, es folgt der mehr oder weniger steile Niedergang.
Das mag ein Teil der Erklärung sein, aber der Mann hat eine psychoanalytische Komponente übersehen, an der Sigmund Freud seine Freude gehabt hätte. Nicht zufällig werden die meisten Wolkenkratzer in streng patriarchalischen Ländern gebaut, vor allem in den Ölstaaten. Wenn sich krankhaft machoide Staatsführer mit Omnipotenzbauten zu überbieten versuchen, erinnert das an die Spiele kleiner Buben: Na, wer hat den Längsten? Die Nase oder andere Organe vorn hat ausgerechnet der zerfallende Staat Irak, der in Basra «The Bridge» plant; jene «Brücke» soll dann im Jahr 2020 über einen Kilometer hoch, genauer gesagt 1152 Meter, Richtung Allah gestiegen sein. Bereits im Bau ist der «Kingdom Tower» im saudi-arabischen Dschidda, er soll exakt 1107 Meter hoch ins Paradies mit den 72 Jungfrauen ragen.
Wenn die Voraussage des «Wolkenkratzer-Index» stimmt, drohen dem Irak und Saudi-Arabien spätestens um 2020 der grosse Abgang. Er würde mysogyne Scheichs und ihre steingemeisselte Erektionen wegfegen, und ihre Phallokratie würde zu Fallokratie. Wolkenkratzer als orgiastische Architektur der Macho-Moderne: Höher. Schneller. Weiter. Krawumm.
Mehr zum Thema «oben und unten» in Zeitpunkt 142
Das mag ein Teil der Erklärung sein, aber der Mann hat eine psychoanalytische Komponente übersehen, an der Sigmund Freud seine Freude gehabt hätte. Nicht zufällig werden die meisten Wolkenkratzer in streng patriarchalischen Ländern gebaut, vor allem in den Ölstaaten. Wenn sich krankhaft machoide Staatsführer mit Omnipotenzbauten zu überbieten versuchen, erinnert das an die Spiele kleiner Buben: Na, wer hat den Längsten? Die Nase oder andere Organe vorn hat ausgerechnet der zerfallende Staat Irak, der in Basra «The Bridge» plant; jene «Brücke» soll dann im Jahr 2020 über einen Kilometer hoch, genauer gesagt 1152 Meter, Richtung Allah gestiegen sein. Bereits im Bau ist der «Kingdom Tower» im saudi-arabischen Dschidda, er soll exakt 1107 Meter hoch ins Paradies mit den 72 Jungfrauen ragen.
Wenn die Voraussage des «Wolkenkratzer-Index» stimmt, drohen dem Irak und Saudi-Arabien spätestens um 2020 der grosse Abgang. Er würde mysogyne Scheichs und ihre steingemeisselte Erektionen wegfegen, und ihre Phallokratie würde zu Fallokratie. Wolkenkratzer als orgiastische Architektur der Macho-Moderne: Höher. Schneller. Weiter. Krawumm.
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21. März 2016
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