Die Kraft der Mitte
Mit Bauchtanz auf poetischer Entdeckungsreise durch den eigenen Körper
Unsere Körpermitte als eine Quelle der Kraft kennen lernen und nicht primär als Problemzone – dies kann man mit dem orientalischen Tanz wunderbar. Die Kurse bei Mona Grigolo sind jedoch nicht einfach Tanzkurse, sondern eine Reise in unser Inneres.
Was machst du eigentlich in deinen Kursen?» Diese Frage kennt Mona Grigolo zu gut. Ihre Arbeit sei nicht einfach zu beschreiben, gibt sie auch gleich zu. Mir fiel die Entscheidung allerdings leicht, bei ihr einen Kurs zu belegen, denn die Ausschreibung klang fremd: Workshop zu «Orientalischem Tanz und Körperwahrnehmung» lese ich, von einem besseren Körpergefühl, von Selbstbewusstsein und Ausstrahlung, von Energieübungen und Mentaltraining ist die Rede. Das macht mich neugierig, nicht nur, weil mich Bauchtanz schon lange interessiert, sondern weil ich wissen will, was eine praktische Psychologin und Astrologin, die singt und Theater spielt, sich seit langem intensiv dem Bauchtanz widmet und Spitzensportler mit Mentaltraining zu Höchstleistungen treibt, in so einem Workshop vermittelt.
Die Poesie der Bewegung
«Ich will erst einmal Freude wecken, Freude an der Bewegung, an der Poesie», sagt Mona Grigolo. Wir hocken am Boden und warten gespannt auf das, was kommen wird. Wir, das sind sechs Frauen zwischen 30 und 64 Jahren, vier von uns ohne jegliche Vorkenntnisse in orientalischem Tanz. «Heute sind wir sehr auf Leistung getrimmt, das gilt auch für die Frauen.» Leistung sei zunehmend gefragt, so dass die weiblichen Elemente, etwa unsere nährende Funktion, mehr und mehr vernachlässigt würde. «Die Emanzipation der Frau ist etwas Positives, aber sie hat nicht zuletzt auch ihren Beitrag geleistet, dass Frauen heute eher den männlichen Werten nacheifern und die weiblichen Prinzipien vergessen haben.» Bildhaft lässt sich dies am taoistischen Prinzip des Yin und Yang darstellen. Yin als weibliches und Yang als männliches Prinzip. Zu Yin gehören Gefühle, Hingabe, Entspannung, Ruhe, Wasser, Begriffe wie innen, aufnehmend, liebend, langsam. Die Elemente des Yang sind: Verstand, Kontrolle, Logik, Spannung, Bewegung, Feuer, erzeugend, kämpfend. Beide Elemente sollten im Gleichgewicht stehen, um körperlich und seelisch gesund zu bleiben. «Wir leben heute zu yangbetont», erklärt uns Mona, und hier bei ihr werden wir dieses Gleichgewicht pflegen. Stark und kraftvoll, weich und weiblich zugleich sein kann man sehr wohl, und dieser scheinbare Widerspruch lässt sich gut mit dem orientalischen Tanz üben. «Man muss viele Muskeln anspannen, gleichzeitig muss man aber innerlich entspannt sein, damit der Tanz an Ausdruck gewinnt und nicht rein technisch wirkt.» Es geht um Spannung und Entspannung, und der Bauchtanz vereint beides in wunderbarer Weise.
Zudem wird Bauchtanz von innen heraus getanzt, während andere Tänze oft eher nach aussen gerichtet sind. Wir sollen unseren Bauch als Kraftort wieder entdecken, den wir ja sonst eher zur «Problemzone» degradieren. «Beim Bauchtanz konzentriert man sich auf seine Mitte, weg vom Kopf hin zum Kraftort», erklärt uns Mona. «Man lernt, seine Mitte, sein Zentrum zu spüren. Schon lange weiss man, dass eine Entscheidung nicht vom Kopf her, sondern aus dem Bauch heraus gefällt wird, und später erst prüfen wir das mit dem Kopf nach.»
Schon geht es los mit den wohlklingenden und rhythmischen orientalischen Klängen. Aber weder Getanze noch anmutiges Bauchgekreise stehen auf dem Programm, sondern erst «banales» Laufen. Durch den Raum sollen wir gehen, die Füsse gut abrollen und an etwas Negatives denken, dann sollen wir uns etwas Schönes ins Gedächtnis rufen und gut auf unsere Körperreaktionen achten. Eine einfache Sache, die aber nicht nur bei mir zu einem Aha-Erlebnis führt: Während ich einen Druck im Brustbereich spüre, berichten andere von Schmerzen im Kopf, schweren Beinen oder schleppenderem Gang, gar von Verspannungen in den Waden. «Schlechte Gefühle und Gedanken können körperliche Schmerzen verursachen, sie beeinflussen unsere Haltung, unsere Gestik und den Gesichtsausdruck.» Mona fordert uns auf, die Sprache des Körpers mit in den Alltag zu nehmen und zu nutzen. Durch eine bewusste Körperhaltung können wir unsere Beweglichkeit und Vitalität mit wenig Aufwand fördern.
Im Goldstaub baden
Auch beim Bauchtanz arbeite sie viel mit Bildern und Imaginationen, denn erst so bekomme eine Bewegung Inhalt und Ausdruck. Von Anfang an gebe sie Raum für Ausdruck, sonst bleibe es bei der reinen Technik. Man kann Gefühle nicht einüben, sei es im Tanz oder im wirklichen Leben, sie sind einfach da. Unsere Hände werden also nicht von oben nach unten mit möglichst grosser Anmut bewegt, sondern wir stellen uns Bilder vor: etwa einen bunten Schmetterling auf unserem Handrücken, dem wir die Welt zeigen oder eine Blüte, die langsam herabfällt. Später kreisen wir unser Becken nicht nur nach dem Muster rechts-vorne-links-hinten, sondern Mona gibt uns dafür ein schönes Bild: «Stellt euch vor, ihr steht in einem Fass voller Goldstaub und versucht, ihn mit euren Hüften abzustreifen.» Immer wieder ruft Mona solche Bilder in uns wach: «Frau Müller schaut aus dem Fenster», die Bewegung dazu: Hände sind verschränkt, der Oberkörper ist ganz ruhig und nur die Hüften kreisen oder wippen hin und her.
Die Bewegungen werden so codiert, erklärt sie. «Ich nutze alle Kanäle, den visuellen, kinästhetischen, auditiven, taktilen und gustatorischen.» So sprüht sie mitunter Zitronen- oder Mandarinenduft in den Raum, wenn es darum geht, sich in «Leichtigkeit» zu üben. Da Körper und Geist eins sind, und um die Bewegungen im Kopf zu festigen, führt Mona mit uns mehrmals kurze Visualisierungsübungen durch, um die Bewegungen «mental zu fixieren», eine Technik, die sie auch mit Leistungssportlern einübt.
Auch die blutigsten Anfängerinnen unter uns lernen in Kürze eine einfache Choreographie, die wir zusammen im Kreis tanzen. Erstaunlicherweise sieht es gar nicht übel aus! Das rote Tuch, das ich um meine Hüften gebunden habe, ist mit goldenen Münzen bestückt und klimpert leise, wenn ich die Hüften bewege. Nach einer Tanzstunde habe ich das Gefühl, dass mein Gang weiblicher und fliessender ist. Vielleicht hält dies länger an und andere merken es auch.
Kurse mit Mona Grigolo: 10. bis 15.Juni 2007, Chesa Spuondas, Champfer bei St. Moritz, regelmässig im Revital Center in Les Rasses, www.revital.ch
Weitere Informationen: Mona Grigolo, Neumattstrasse 25, 4144 Arlesheim, Tel. 061 701 11 85 / 076 371 11 42, E-Mail: [email protected]
Was machst du eigentlich in deinen Kursen?» Diese Frage kennt Mona Grigolo zu gut. Ihre Arbeit sei nicht einfach zu beschreiben, gibt sie auch gleich zu. Mir fiel die Entscheidung allerdings leicht, bei ihr einen Kurs zu belegen, denn die Ausschreibung klang fremd: Workshop zu «Orientalischem Tanz und Körperwahrnehmung» lese ich, von einem besseren Körpergefühl, von Selbstbewusstsein und Ausstrahlung, von Energieübungen und Mentaltraining ist die Rede. Das macht mich neugierig, nicht nur, weil mich Bauchtanz schon lange interessiert, sondern weil ich wissen will, was eine praktische Psychologin und Astrologin, die singt und Theater spielt, sich seit langem intensiv dem Bauchtanz widmet und Spitzensportler mit Mentaltraining zu Höchstleistungen treibt, in so einem Workshop vermittelt.
Die Poesie der Bewegung
«Ich will erst einmal Freude wecken, Freude an der Bewegung, an der Poesie», sagt Mona Grigolo. Wir hocken am Boden und warten gespannt auf das, was kommen wird. Wir, das sind sechs Frauen zwischen 30 und 64 Jahren, vier von uns ohne jegliche Vorkenntnisse in orientalischem Tanz. «Heute sind wir sehr auf Leistung getrimmt, das gilt auch für die Frauen.» Leistung sei zunehmend gefragt, so dass die weiblichen Elemente, etwa unsere nährende Funktion, mehr und mehr vernachlässigt würde. «Die Emanzipation der Frau ist etwas Positives, aber sie hat nicht zuletzt auch ihren Beitrag geleistet, dass Frauen heute eher den männlichen Werten nacheifern und die weiblichen Prinzipien vergessen haben.» Bildhaft lässt sich dies am taoistischen Prinzip des Yin und Yang darstellen. Yin als weibliches und Yang als männliches Prinzip. Zu Yin gehören Gefühle, Hingabe, Entspannung, Ruhe, Wasser, Begriffe wie innen, aufnehmend, liebend, langsam. Die Elemente des Yang sind: Verstand, Kontrolle, Logik, Spannung, Bewegung, Feuer, erzeugend, kämpfend. Beide Elemente sollten im Gleichgewicht stehen, um körperlich und seelisch gesund zu bleiben. «Wir leben heute zu yangbetont», erklärt uns Mona, und hier bei ihr werden wir dieses Gleichgewicht pflegen. Stark und kraftvoll, weich und weiblich zugleich sein kann man sehr wohl, und dieser scheinbare Widerspruch lässt sich gut mit dem orientalischen Tanz üben. «Man muss viele Muskeln anspannen, gleichzeitig muss man aber innerlich entspannt sein, damit der Tanz an Ausdruck gewinnt und nicht rein technisch wirkt.» Es geht um Spannung und Entspannung, und der Bauchtanz vereint beides in wunderbarer Weise.
Zudem wird Bauchtanz von innen heraus getanzt, während andere Tänze oft eher nach aussen gerichtet sind. Wir sollen unseren Bauch als Kraftort wieder entdecken, den wir ja sonst eher zur «Problemzone» degradieren. «Beim Bauchtanz konzentriert man sich auf seine Mitte, weg vom Kopf hin zum Kraftort», erklärt uns Mona. «Man lernt, seine Mitte, sein Zentrum zu spüren. Schon lange weiss man, dass eine Entscheidung nicht vom Kopf her, sondern aus dem Bauch heraus gefällt wird, und später erst prüfen wir das mit dem Kopf nach.»
Schon geht es los mit den wohlklingenden und rhythmischen orientalischen Klängen. Aber weder Getanze noch anmutiges Bauchgekreise stehen auf dem Programm, sondern erst «banales» Laufen. Durch den Raum sollen wir gehen, die Füsse gut abrollen und an etwas Negatives denken, dann sollen wir uns etwas Schönes ins Gedächtnis rufen und gut auf unsere Körperreaktionen achten. Eine einfache Sache, die aber nicht nur bei mir zu einem Aha-Erlebnis führt: Während ich einen Druck im Brustbereich spüre, berichten andere von Schmerzen im Kopf, schweren Beinen oder schleppenderem Gang, gar von Verspannungen in den Waden. «Schlechte Gefühle und Gedanken können körperliche Schmerzen verursachen, sie beeinflussen unsere Haltung, unsere Gestik und den Gesichtsausdruck.» Mona fordert uns auf, die Sprache des Körpers mit in den Alltag zu nehmen und zu nutzen. Durch eine bewusste Körperhaltung können wir unsere Beweglichkeit und Vitalität mit wenig Aufwand fördern.
Im Goldstaub baden
Auch beim Bauchtanz arbeite sie viel mit Bildern und Imaginationen, denn erst so bekomme eine Bewegung Inhalt und Ausdruck. Von Anfang an gebe sie Raum für Ausdruck, sonst bleibe es bei der reinen Technik. Man kann Gefühle nicht einüben, sei es im Tanz oder im wirklichen Leben, sie sind einfach da. Unsere Hände werden also nicht von oben nach unten mit möglichst grosser Anmut bewegt, sondern wir stellen uns Bilder vor: etwa einen bunten Schmetterling auf unserem Handrücken, dem wir die Welt zeigen oder eine Blüte, die langsam herabfällt. Später kreisen wir unser Becken nicht nur nach dem Muster rechts-vorne-links-hinten, sondern Mona gibt uns dafür ein schönes Bild: «Stellt euch vor, ihr steht in einem Fass voller Goldstaub und versucht, ihn mit euren Hüften abzustreifen.» Immer wieder ruft Mona solche Bilder in uns wach: «Frau Müller schaut aus dem Fenster», die Bewegung dazu: Hände sind verschränkt, der Oberkörper ist ganz ruhig und nur die Hüften kreisen oder wippen hin und her.
Die Bewegungen werden so codiert, erklärt sie. «Ich nutze alle Kanäle, den visuellen, kinästhetischen, auditiven, taktilen und gustatorischen.» So sprüht sie mitunter Zitronen- oder Mandarinenduft in den Raum, wenn es darum geht, sich in «Leichtigkeit» zu üben. Da Körper und Geist eins sind, und um die Bewegungen im Kopf zu festigen, führt Mona mit uns mehrmals kurze Visualisierungsübungen durch, um die Bewegungen «mental zu fixieren», eine Technik, die sie auch mit Leistungssportlern einübt.
Auch die blutigsten Anfängerinnen unter uns lernen in Kürze eine einfache Choreographie, die wir zusammen im Kreis tanzen. Erstaunlicherweise sieht es gar nicht übel aus! Das rote Tuch, das ich um meine Hüften gebunden habe, ist mit goldenen Münzen bestückt und klimpert leise, wenn ich die Hüften bewege. Nach einer Tanzstunde habe ich das Gefühl, dass mein Gang weiblicher und fliessender ist. Vielleicht hält dies länger an und andere merken es auch.
Kurse mit Mona Grigolo: 10. bis 15.Juni 2007, Chesa Spuondas, Champfer bei St. Moritz, regelmässig im Revital Center in Les Rasses, www.revital.ch
Weitere Informationen: Mona Grigolo, Neumattstrasse 25, 4144 Arlesheim, Tel. 061 701 11 85 / 076 371 11 42, E-Mail: [email protected]
01. Mai 2007
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