Energie aus dem Schilfgraswald

Ein Wald aus hohen Gräsern bringt Wärme in Hoffenheims Stuben. Seit Ende März 2012 werden in der Gemeinde 26 Kilometer südöstlich von Heidelberg rund 700 Personen von einer Nah-Wärme-Heizanlage mit Energie aus Schilfgras versorgt. Der Familienbetrieb BioEnergie Hoffenheim GmbH, der das Kraftwerk betreibt, hat das Gras auf circa 30 Hektaren rund ums Dorf angebaut. Die aus Ostasien stammenden Pflanzen können Wasser und Nährstoffe besonders gut nutzen. Sie müssen nur einmal angepflanzt werden und wachsen während über 20 Jahren jedes Jahr wieder neu. 15 bis 25 Tonnen Trockenmasse können aus einem Hektar des schnellwachsenden Schilfgrases pro Jahr gewonnen und zu Bioenergie umgewandelt werden. Die Ernte fällt fünfmal höher aus als bei Raps, was den Anbau besonders effizient macht. Die Energiegewinnung aus Schilfgras schont aber nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Die Kunden bezahlen 25% weniger als für Energie aus Erdöl oder Erdgas. 
Der Autor und pensionierte Fernsehjournalist Franz Alt plädiert schon lange für eine vermehrte Nutzung von Schilfgras anstatt fossil-atomarer Rohstoffe und wünscht sich, dass das Beispiel von Hoffenheim auch bei anderen Bauern Schule macht. «Wenn Landwirte wirklich Energiewirte werden wollen, werden sie lernen müssen, energieeffizient zu arbeiten und anzupflanzen.» Der Umstieg auf erneuerbare Rohstoffe alleine wird die Energiewende nicht herbeiführen. Ebenso wichtig sind dezentralisierte und kleinstrukturierte Formen der Energiegewinnung. Was ist wirtschaftlich und ökologisch nachhaltiger als eine Region, die sich aus sich selbst versorgt? Hoffenheim lässt hoffen.


Mehr zum Thema:
Franz Alt: Schilfgras statt Atom — Neue Energie für eine friedliche Welt. Piper, 1992. 200 S.

www.bioenergie-hoffenheim.de