Fremde erzählen von Verstecken und Lieblingsorten

«Jo, das isch etz no ä gueti frog. I weiss es nöd...» Am 31. August werden auf Winterthurs Strassen wieder Geschichten für die «Winterthurer Zentrale für Alltagsgeschichten» gesammelt. Das Kulturprojekt geht mit seinen Geschichten über Verstecke und Lieblingsorte somit schon in seine dritte Runde.

Symbolbild. Foto: Tatjana Syrikova

Am 31. August sammeln zwei Autoren der «Winterthurer Zentrale für Alltagsgeschichten» wieder Geschichten in der Winterthurer Altstadt, dann schreiben sie diese auf – und lesen sie vor. Letzteres passiert am: 24. Oktober im Café COALMINE.

Bei der dritten Geschichtensammelaktion des neuen Winterthurer Kulturprojektes, dass durch die Stiftung SKKG und Migros Kulturprozent unterstützt wird, geht es – um: Verstecke und Lieblingsorte. Ob im Hinterhof oder unter der Bettdecke: Für viele scheinen diese Verstecke, Orte der Abgeschiedenheit zu sein. Manche aber finden gerade auch im Gewusel einer belebten Einkaufspassage zur Ruhe. Sehr oft sind solche Verstecke und Lieblingsorte jedenfalls so etwas wie der Nullpunkt des Lebens; der Ort, wo wir loslassen können, wo die Dinge ohne unser Zutun geschehen. Das Sofa kann so ein Lieblingsort sein, der Keller, in den man sich am Sonnabendnachmittag zurückzieht oder es sind die Gelaterias, wo es besonders feine Glace gibt. Und manchmal, ja, können solche Verstecke auch Orte jenseits von Familien, von Moral und Gesetz sein. Dunkel, verborgen, verschämt. Wie auch immer: Wir freuen uns sehr auf die Geschichten, die uns fremde Passant*innen in Winterthurs Gassen und auf Winterthurs Plätzen am letzten Augustsamstag erzählen werden.

Die Alltagsgeschichten suchen und aufschreiben werden dieses Mal die beiden Autoren Frank Keil und Adrian Soller.

Frank Keil ist in Hamburg an der Elbe geboren und aufgewachsen. Seit Mitte der 1990er- Jahre ist er als freier Kulturjournalist und Autor unterwegs. Diverse Texte und Strecken machte er für das Kulturmagazin ERNST. Aktuell schreibt er an seinem autofiktionalen Romanprojekt „Ich weiß nichts über meine Familie, suche sie aber trotzdem“, für den er 2022/23 einen Literaturpreis der Stadt Hamburg erhielt.

Adrian Soller, Autor, geboren 1981 in der Schweiz, studierte am Medienausbildungszentrum (MAZ) und an der Universität Hamburg. Er publiziert in Magazinen und Wochenzeitungen, schreibt vor allem Portraits, Reportagen und Kurzgeschichten. Zwischen 2017 und 2022 war er Geschäftsführer und Redaktionsleiter des Kulturmagazins ERNST. Neben dem Schreiben und der Dramaturgie befasst sich Adrian Soller auch mit Improvisationstheater.

Seit der ersten Geschichtensammelaktion, zu Beginn des vergangenen Jahres, hat die Geschichtenzentralen-Crew schon über neunzig (!) Geschichten in Winterthurs Strassen und Gassen sammeln können. Dutzende von Passant*innen haben ihnen ihre persönliche Geschichte erzählt. Es braucht etwas Mut, fremde Menschen nach ihrer Lebensgeschichte zu fragen. Und noch viel mehr Mut braucht es, ebendiese an fremden Autorinnen und Autoren auf der Strasse zu erzählen. Umso dankbarer ist die Sammel-Crew, dass sie schon so reich mit jenen kleinen Alltagsperlen beschenkt wurde.

Mehr Informationen zur Lesung und zum neuen Winterthurer Kulturprojekt finden Sie auf: geschichtenzentrale.ch

Verein «Winterthurer Zentrale für Alltagsgeschichten» [email protected], 076 365 40 68

22. August 2024
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