Google und das Paradies

6 250 000 Ergebnisse findet Google in 0.27 Sekunden zum «Paradies». So viele Paradiese auf einen Klick! Jedes Kind weiss, dass dabei nicht alle Resultate brauchbar sind. Doch wäre es nur ein Tausendstel, ergäbe dies immer noch 6250 Treffer.
Wie erwartet  erklärt mir Wikipedia erstmals, was der Begriff überhaupt bedeutet. Auch Youtube drängt sich mit einem Video der «Toten Hosen» auf. «Ich will nicht ins Paradies, weil der Weg dorthin so schwierig ist», lautet der Refrain des Liedes. Im Gegensatz zu den deutschen Altpunks will ich das Paradies finden – mag der Weg noch so schwierig sein.

Also setze ich meine Suche fort. Der nächste Link leitet mich zur paradiesischen Seite Deutschlands schlechthin: www.paradies.de.  Erwartungsvoll klicke ich ihn an und finde – Betten und Matratzen. Beides habe ich schon und bin dankbar dafür. Aber kaufen möchte ich das Paradies nicht – hat doch sogar bereits ein Kreditkarten-Anbieter in einer Werbung eingesehen: «Die besten Dinge im Leben sind unbezahlbar». Die Einsicht des Unternehmens erscheint mir zwar heuchlerisch, denn im nächsten Atemzug preist der Werbesprecher eine Kreditkarte an. Aber der Satz an sich gefällt mir.

So stöbere ich weiter. Neben zahlreichen Hotels, einem Erotik-Paradies und einem Swingerclub finde ich einen Friedhof. Vielleicht eröffnete er mir das Paradies im Tod, doch eigentlich möchte ich gerne vorher auf grössere oder kleinere Paradiese treffen. Vielleicht finde ich zumindest eine Wegbeschreibung, hoffe ich. Sport, Musik, Ratten, Horoskope – alles wird als Paradies verkauft. Auf der 27. Seite finde ich gar ein «Mathe-Paradies» knapp über einem «Manager-Magazin». Was hat ein solches Magazin mit dem Paradies zu tun, fragt sich mein ermüdeter Kopf. Die Antwort darauf interessiert mich nach dieser glücklosen Suche nicht mehr. Nicht ein einziger Link hat mir mir ein Paradies gezeigt. Ich schliesse das Internetfenster und entscheide mich zu einem Spaziergang im nahen Wald.
29. Mai 2009
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