Hass hilft

Nazis helfen Flüchtlingen

Superpfiffig: www.hasshilft.de wandelt rassistische Ko­mmentare in Gutes. Jeder menschenverachtende Post auf Facebook wird zu einer Ein-Euro-Spende für Flüchtlingsprojekte der «Aktion Deutschland hilft» und für «Exit Deutschland», ein Aussteigerprojekt für Menschen, die mit dem Rechtsextremismus brechen wollen. Dahinter steckt das Berliner «Zentrum Demokratische Kultur» und seine Sponsoren, etwa der Fussballclub FC St. Pauli oder das Magazin Brand eins. Für jeden gefundenen Hasskommentar spenden sie einen Euro. Die Idee dahinter: Der Hass soll sich selbst beseitigen.

Wenn jemand einen menschenfeindlichen Kommentar auf Facebook postet, antworten Mitglieder der Initiative mit Kommentaren wie: «Das gibt aber kein Like vom Führer! Danke, Uwe, dass du mit deinem Hass-Kommentar automatisch einen Euro an Flüchtlinge und Exit Deutschland gespendet hast!» Oder: «Rechts extrem spendabel. Danke, NPD Havel-Nuthe!» Der Post wird gleichzeitig an das Facebook-Unternehmen gemeldet. «Entweder hören die Online-Hasser auf zu kommentieren», heisst es auf der Webseite, «oder sie sammeln Geld gegen ihre fremdenfeindlichen Interessen.»

Facebook selbst spielt dabei keine rühmliche Rolle. Die Staatsanwaltschaft Hamburg leitete im November Ermittlungen gegen seinen Nordeuropa-Chef wegen des Verdachts der Beihilfe zur Volksverhetzung ein. Ein Anwalt hatte den Konzern angezeigt, weil er Hassbeiträge nicht gelöscht haben soll, selbst wenn sie gegen deutsche Gesetze und Facebooks eigene Richtlinien verstiessen. Facebook beruft sich dabei auf irisches Recht – seine Europazentrale sitzt in Dublin.
Das 1997 gegründete «Zentrum Demokratische Kultur» knüpft mit der Website an seine Aktion «Rechts gegen rechts» an: 2014 hatten die Organisatoren Geld für jeden Schritt gesammelt, den Neonazis beim Gedenkmarsch an den Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess im bayrischen Wunsiedel taten. Etwa 10'000 Euro Spenden gingen so an «Exit Deutschland». Der Nazi-Marsch wurde zum «grössten unfreiwilligen Spendenmarsch Deutschlands».       
www.hasshilft.de

02. Januar 2016
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