Alle Menschen sind gut
Wie könnten wir dem Schlamassel, in den wir hineingeraten sind, entkommen? Vielleicht wäre es hilfreich, wenn sich jeder Mensch ein riesiges Poster des Planeten Erde an die Büro-, Schul- oder Küchenwand hängen würde. Noch besser vor den Flachbildschirm! Dann wären wir liebevoll dazu verdammt, uns tagtäglich mit diesem verletzlichen Ding zu befassen, das von einer kaum merklichen Atmosphäre umgebenen ist. Andere Kulturen nennen es noch heute «Mutter Erde», auch wir taten das einst. Mithilfe des Posters würde uns vielleicht bewusst, was wir in einem nie dagewesenen Tempo zerstören: Neben der Schöpfung – tatsächlich ist «homo sapiens sapiens» für das sechste globale Artensterben auf dem Planeten verantwortlich – vernichten wir auch das uralte Wissen, nach dem alles untrennbar miteinander verbunden ist. Vielleicht würde uns das Bild der Erde im All täglich daran erinnern, dass wir Teil eines grossen Mysteriums sind, für das wir Sorge tragen müssen. Vielleicht würde der Anblick der filigranen Atmosphäre ein Mitgefühl in uns wecken.
Was uns auch bewusst würde: Es gibt keine Grenzen. Wo sieht man die Grenze zwischen der Schweiz und Italien? Wo hört der Pazifik auf und wo fängt der Atlantik an? Beim Blick vom All aus auf die Erde wird uns bewusst, dass Grenzen in unseren Köpfen entstehen. Damit erschaffen wir unser täglich Leid und Freud stets in uns selbst. Wie wir die Welt sehen, wie wir auf eine Situation reagieren, ob wir leiden und anfangen zu kämpfen, ist ein Produkt unseres Geistes. Erst, wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir aufhören, unsere Identität und innere Stabilität daraus zu entwickeln, andere auszugrenzen. Darum ist es so wesentlich, uns immer wieder (was nicht heisst, dauernd…) nach innen zu richten und so unseren Geist zu schulen. Die Grundlage dafür ist «ein bewusster Umgang mit dem eigenen Bewusstsein, das heisst vor allem der Schulung der Wahrnehmung und der Entwicklung von Achtsamkeit in allen Lebensbereichen», wie es der Religionswissenschaftler und Zen-Lehrer Michael von Brück definiert. Entwickelt sich Bewusstheit, können wir uns und die Welt mit neuen Augen sehen.
Mitgefühl, Verantwortung und bewusstes Handeln sollten als Maxime gelten. Dies fängt bei jedem selbst an, in dem er sich selbst mitfühlend begegnet, verantwortlich mit seinen eigenen Grenzen umgeht und bewusst seinen Geist schult. Vielleicht erscheint dann die Sichtweise des gegenwärtigen Dalai Lama gar nicht mehr so abwegig: die von Herzen kommende Überzeugung, alle Menschen seien von Grund aus gut.
Eine nur scheinbare Paradoxie zum Schluss. Wir müssen uns erst mit uns selbst befassen, um aus der Ich-Bezogenheit herauszukommen. So schreibt der buddhistische Lehrer Chökyi Nyima Rinpoche: Ohne Ich-Bezogenheit würden wir kein Leid erfahren. «Schaffen wir es, uns selbst nicht mehr als den Mittelpunkt der Welt zu betrachten, verändert sich unser ganzes Leben.»
Buchtipp:
Michael von Brück: Wie können wir leben? Religion und Spiritualität in einer Welt ohne Mass. C.H. Beck
Lioba Schneemann, MBSR-Lehrerin in Liestal sowie andernorts, hofft darauf, Menschen animieren zu können, sich wieder mehr nach innen zu wenden. Achtsamkeit ist ein Weg unter vielen.
www.schneemann-entspannt.ch
Was uns auch bewusst würde: Es gibt keine Grenzen. Wo sieht man die Grenze zwischen der Schweiz und Italien? Wo hört der Pazifik auf und wo fängt der Atlantik an? Beim Blick vom All aus auf die Erde wird uns bewusst, dass Grenzen in unseren Köpfen entstehen. Damit erschaffen wir unser täglich Leid und Freud stets in uns selbst. Wie wir die Welt sehen, wie wir auf eine Situation reagieren, ob wir leiden und anfangen zu kämpfen, ist ein Produkt unseres Geistes. Erst, wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir aufhören, unsere Identität und innere Stabilität daraus zu entwickeln, andere auszugrenzen. Darum ist es so wesentlich, uns immer wieder (was nicht heisst, dauernd…) nach innen zu richten und so unseren Geist zu schulen. Die Grundlage dafür ist «ein bewusster Umgang mit dem eigenen Bewusstsein, das heisst vor allem der Schulung der Wahrnehmung und der Entwicklung von Achtsamkeit in allen Lebensbereichen», wie es der Religionswissenschaftler und Zen-Lehrer Michael von Brück definiert. Entwickelt sich Bewusstheit, können wir uns und die Welt mit neuen Augen sehen.
Mitgefühl, Verantwortung und bewusstes Handeln sollten als Maxime gelten. Dies fängt bei jedem selbst an, in dem er sich selbst mitfühlend begegnet, verantwortlich mit seinen eigenen Grenzen umgeht und bewusst seinen Geist schult. Vielleicht erscheint dann die Sichtweise des gegenwärtigen Dalai Lama gar nicht mehr so abwegig: die von Herzen kommende Überzeugung, alle Menschen seien von Grund aus gut.
Eine nur scheinbare Paradoxie zum Schluss. Wir müssen uns erst mit uns selbst befassen, um aus der Ich-Bezogenheit herauszukommen. So schreibt der buddhistische Lehrer Chökyi Nyima Rinpoche: Ohne Ich-Bezogenheit würden wir kein Leid erfahren. «Schaffen wir es, uns selbst nicht mehr als den Mittelpunkt der Welt zu betrachten, verändert sich unser ganzes Leben.»
Buchtipp:
Michael von Brück: Wie können wir leben? Religion und Spiritualität in einer Welt ohne Mass. C.H. Beck
Lioba Schneemann, MBSR-Lehrerin in Liestal sowie andernorts, hofft darauf, Menschen animieren zu können, sich wieder mehr nach innen zu wenden. Achtsamkeit ist ein Weg unter vielen.
www.schneemann-entspannt.ch
18. März 2017
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