Bald Gentechnik-Reis aus China?
Setzt das grösste Reis-Land der Welt erstmals massenhaft Gentechnik in der wichtigsten Nahrungspflanze der Menschheit ein? Was zuerst wie ein gestreutes Gerücht klang, scheint jetzt amtlich: Das chinesische Landwirtschaftsministerium hat laut Bloomberg bekannt gegeben, dass 2 Gentechnikreis-Sorten und eine Maissorte auf ihre Sicherheit geprüft seien und in zwei bis drei Jahren in grossem Stile angebaut werden könnten, wenn die weitern Tests positiv verlaufen.
Gentechniker in aller Welt erhoffen sich von dem Beschluss des Chinesischen Landwirtschaftsministeriums eine Signalwirkung auf den ganzen Kontinent. Der Chef des Internationalen Reisforschungsinstituts, IRRI, Zeigler, erhofft sich davon einen asiatischen Akzeptanzschub für die Gentechnik-Konstrukte seines eigenen Hauses. Auch Syngenta begrüsste den Schritt. Der veränderte Reis ist einmal mehr mit Insekten tötenden Gensequenzen des Bacillus Thuringiensis (Bt) versehen worden, um ihn so gegen deren Larven zu schützen.Der Reis-Stängelbohrer Chilo suppresalis wird gegenwärtig in China mit einer Reihe von Insektiziden bekämpft, die alles andere als gesund sind. Gegen viele von ihnen hat er mittlerweile allerdings Resistenzen entwickelt. Ob bzw. wie schnell ihm das auch gegen den neuen Bt-Kampfstoff gelingen wird, ist ungewiss aber mittelfristig wahrscheinlich. Untersuchungen zeigten bereits in der ersten Generation der Stängelbohrer resistente Weibchen, die sich entsprechend besser vermehrten. Man kann dem Stängelbohrer aber auch mit Enten zu Leibe rücken, die bei Versuchen über 50% des Schadens wegputzten oder ihn mit “Sex-Fallen” bekämpfen, die nach Weibchen riechen und die männliche Bevölkerung nachhaltig dezimieren.Schliesslich entwickelt Reis auch eigene Abwehrstoffe gegen den Stängelbohrer, den sein Immunsystem sichtlich “persönlich” erkennen kann. Integrierte Schädlingsbekämpfung über Jahrzehnte hat den Stängelbohrer in Japan mittlerweile zur bedrohten Art gemacht.
Bevor der Gentechnik-Reis auf die Felder kommt muss allerdings noch weiterer Versuchsanbau stattfinden und, wie ein Berater zitiert wird, die Akzeptanz der Bevölkerung gesichert sein. Wie endgültig die jetzt erteilte generelle Zusage für einen Zulassung ist, wird sich also noch zeigen. Greenpeace China warnt eindringlich vor dem Schritt über den Reis-Rubikon und fordert die Offenlegung der Zulassungsunterlagen, einschliesslich der Patent-Rechte ausländischer Unternehmen an den Produkten.
Fest steht, dass wohl nirgends auf der Welt so viele Gentechniker sich mit Reis befassen wie in China. Spuren einer Bt-Reis-Variante (bt63), die zwar nicht zugelassen aber offensichtlich angebaut wurde, finden sich seit 2006 regelmässig in Reisprodukten aus China. Die Entwicklung der Sorte wurde bereits vor 9 Jahren erstmals beschrieben.
Der ebenfalls freigegebene Gentechnik-Mais soll durch erhöhte Phytase-Produktion das Zusetzen dieses Enzyms, das in der Schweinemast für bessere Phosphorverwertung sorgt, überflüssig machen bzw. reduzieren. Die Firma Origin Seeds in Beijing präsentiert sich stolz als erste Gentechnikfirma Chinas, die damit das Tor zu einer neuen Landwirtschaft aufstossen will. Für den Phytase-Reis wäre sie weltweit der erste Anbieter. Das chinesisch-amerikanische Unternehmen vermarktet dabei eine Entwicklung, die aus der chinesischen Akademie der Wissenschaften stammt. Zu Origins Direktoren gehören Michael Trimble, langjähriger Forschungsdirektor bei Pionieer Hibred dem Weltmarktführer für hybrides Mais-Saatgut , ein ehemaliger Schweizer Finanzbeamter, der sich mit mergers and aquisitions einen Namen gemacht hat sowie der Chef eines Hedge-Fonds. Der Gründer und Chef des Unternehmens, Gengchen Han, der beim intenationalen Maisforschungszentrum CYMMIT in Mexiko und ebenfalls bei Pioneer Hibred arbeitete, gehört zu den Pionieren der Gentechnik in China. Origin Seeds, das drittgrösste Saatgutunternehmen des Landes, ist gut vernetzt und wird in New York gehandelt. Sein Gentechnik-Potfolio umfasst auch alle üblichen Sorten (Herbizitoleranz und Insektengiftigkeit). Seinen Umsatz macht Origin bisher mit Hybrid-Saatgut für Mais, Reis und Baumwolle, das über ein eigenes Vertriebsnetz vermarktet wird und durch stetige Aufkäufe kleinerer Saatgutunternehmen nach amerikanischem Vorbilder expandiert.
Während der Einsatz von Hybrid-Saatgut in China schnell vorankommt, ist die Vielfalt der Reissorten im Reich der Mitte dramatisch gesunken. Von 1946 noch 43.000 unterschiedlichen Sorten seien 2006 nur noch 1000 übrig geblieben, berichtete vor zwei Wochen eine Studie von Prof. Bao-Rong Lu, der dadurch die Ernährungssicherheit des Landes bedroht sieht. Gestern hat China deshalb seine erste Saatgut-Bank eröffnet, in der die verbliebenen Schätze wenigstens tiefgekühlt überleben sollen.
Exportschwierigkeiten, wie sie nach dem Skandal um Bayers LL_61 Reis die amerikanischen Reisindustrie plagten, wären für China zumindest kein Mengenproblem: Nur 1% der Reisernte wird exportiert, allerdings auch allerlei Spezialitäten wie Reisnudeln und Bio-Reis. China ist selbst der grösste Reisverbraucher der Welt. Für Vietnam und Thailand, die beiden führenden Exportnationen, aber auch für Indien stellt sich die Frage, ob ihre Reisexporte in Japan, Europa und den USA auch gentechnisch verändert angenommen werden anders. Sie hatten deshalb bisher die Produktion von Gentechnik-Reis offziell und kategorisch abgelehnt. Die Forschung geht allerdings auch hier voran.
Der sprichwörtliche Sack Reis, der in China umfällt, kann jedenfalls - wenn er Bt-Reis enthält - mit einem weltweiten Echo rechnen.
Die beste Übersicht über die chinesische Gentechnikindustrie liefert, wie könnte es anders sein, das US-Landwirtschaftsministerium in seinem letzten Attaché-Bericht aus China.
Gentechniker in aller Welt erhoffen sich von dem Beschluss des Chinesischen Landwirtschaftsministeriums eine Signalwirkung auf den ganzen Kontinent. Der Chef des Internationalen Reisforschungsinstituts, IRRI, Zeigler, erhofft sich davon einen asiatischen Akzeptanzschub für die Gentechnik-Konstrukte seines eigenen Hauses. Auch Syngenta begrüsste den Schritt. Der veränderte Reis ist einmal mehr mit Insekten tötenden Gensequenzen des Bacillus Thuringiensis (Bt) versehen worden, um ihn so gegen deren Larven zu schützen.Der Reis-Stängelbohrer Chilo suppresalis wird gegenwärtig in China mit einer Reihe von Insektiziden bekämpft, die alles andere als gesund sind. Gegen viele von ihnen hat er mittlerweile allerdings Resistenzen entwickelt. Ob bzw. wie schnell ihm das auch gegen den neuen Bt-Kampfstoff gelingen wird, ist ungewiss aber mittelfristig wahrscheinlich. Untersuchungen zeigten bereits in der ersten Generation der Stängelbohrer resistente Weibchen, die sich entsprechend besser vermehrten. Man kann dem Stängelbohrer aber auch mit Enten zu Leibe rücken, die bei Versuchen über 50% des Schadens wegputzten oder ihn mit “Sex-Fallen” bekämpfen, die nach Weibchen riechen und die männliche Bevölkerung nachhaltig dezimieren.Schliesslich entwickelt Reis auch eigene Abwehrstoffe gegen den Stängelbohrer, den sein Immunsystem sichtlich “persönlich” erkennen kann. Integrierte Schädlingsbekämpfung über Jahrzehnte hat den Stängelbohrer in Japan mittlerweile zur bedrohten Art gemacht.
Bevor der Gentechnik-Reis auf die Felder kommt muss allerdings noch weiterer Versuchsanbau stattfinden und, wie ein Berater zitiert wird, die Akzeptanz der Bevölkerung gesichert sein. Wie endgültig die jetzt erteilte generelle Zusage für einen Zulassung ist, wird sich also noch zeigen. Greenpeace China warnt eindringlich vor dem Schritt über den Reis-Rubikon und fordert die Offenlegung der Zulassungsunterlagen, einschliesslich der Patent-Rechte ausländischer Unternehmen an den Produkten.
Fest steht, dass wohl nirgends auf der Welt so viele Gentechniker sich mit Reis befassen wie in China. Spuren einer Bt-Reis-Variante (bt63), die zwar nicht zugelassen aber offensichtlich angebaut wurde, finden sich seit 2006 regelmässig in Reisprodukten aus China. Die Entwicklung der Sorte wurde bereits vor 9 Jahren erstmals beschrieben.
Der ebenfalls freigegebene Gentechnik-Mais soll durch erhöhte Phytase-Produktion das Zusetzen dieses Enzyms, das in der Schweinemast für bessere Phosphorverwertung sorgt, überflüssig machen bzw. reduzieren. Die Firma Origin Seeds in Beijing präsentiert sich stolz als erste Gentechnikfirma Chinas, die damit das Tor zu einer neuen Landwirtschaft aufstossen will. Für den Phytase-Reis wäre sie weltweit der erste Anbieter. Das chinesisch-amerikanische Unternehmen vermarktet dabei eine Entwicklung, die aus der chinesischen Akademie der Wissenschaften stammt. Zu Origins Direktoren gehören Michael Trimble, langjähriger Forschungsdirektor bei Pionieer Hibred dem Weltmarktführer für hybrides Mais-Saatgut , ein ehemaliger Schweizer Finanzbeamter, der sich mit mergers and aquisitions einen Namen gemacht hat sowie der Chef eines Hedge-Fonds. Der Gründer und Chef des Unternehmens, Gengchen Han, der beim intenationalen Maisforschungszentrum CYMMIT in Mexiko und ebenfalls bei Pioneer Hibred arbeitete, gehört zu den Pionieren der Gentechnik in China. Origin Seeds, das drittgrösste Saatgutunternehmen des Landes, ist gut vernetzt und wird in New York gehandelt. Sein Gentechnik-Potfolio umfasst auch alle üblichen Sorten (Herbizitoleranz und Insektengiftigkeit). Seinen Umsatz macht Origin bisher mit Hybrid-Saatgut für Mais, Reis und Baumwolle, das über ein eigenes Vertriebsnetz vermarktet wird und durch stetige Aufkäufe kleinerer Saatgutunternehmen nach amerikanischem Vorbilder expandiert.
Während der Einsatz von Hybrid-Saatgut in China schnell vorankommt, ist die Vielfalt der Reissorten im Reich der Mitte dramatisch gesunken. Von 1946 noch 43.000 unterschiedlichen Sorten seien 2006 nur noch 1000 übrig geblieben, berichtete vor zwei Wochen eine Studie von Prof. Bao-Rong Lu, der dadurch die Ernährungssicherheit des Landes bedroht sieht. Gestern hat China deshalb seine erste Saatgut-Bank eröffnet, in der die verbliebenen Schätze wenigstens tiefgekühlt überleben sollen.
Exportschwierigkeiten, wie sie nach dem Skandal um Bayers LL_61 Reis die amerikanischen Reisindustrie plagten, wären für China zumindest kein Mengenproblem: Nur 1% der Reisernte wird exportiert, allerdings auch allerlei Spezialitäten wie Reisnudeln und Bio-Reis. China ist selbst der grösste Reisverbraucher der Welt. Für Vietnam und Thailand, die beiden führenden Exportnationen, aber auch für Indien stellt sich die Frage, ob ihre Reisexporte in Japan, Europa und den USA auch gentechnisch verändert angenommen werden anders. Sie hatten deshalb bisher die Produktion von Gentechnik-Reis offziell und kategorisch abgelehnt. Die Forschung geht allerdings auch hier voran.
Der sprichwörtliche Sack Reis, der in China umfällt, kann jedenfalls - wenn er Bt-Reis enthält - mit einem weltweiten Echo rechnen.
Die beste Übersicht über die chinesische Gentechnikindustrie liefert, wie könnte es anders sein, das US-Landwirtschaftsministerium in seinem letzten Attaché-Bericht aus China.
11. Dezember 2009
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