BRICS-Länder diskutieren über alternatives Währungssystem

Die Gruppe mit Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika repräsentiert 42 Prozent der Weltbevölkerung und 24 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts

Auf dem jährlichen Gipfel der Staats- und Regierungschefs der BRICS am 23. und 24. Juni in Peking wurde deutlich, dass sie die westliche Idee einer «unipolaren Welt» ablehnen. In der «Erklärung von Beijing» heisst es, man wolle dafür sorgen, dass alle Nationen, auch die am wenigsten entwickelten, ein grösseres Mitspracherecht «bei globalen Entscheidungen» erhalten.

Bei der Eröffnung des Gipfels wandte sich Gastgeber Xi Jinping direkt an die westliche Welt und erklärte, dass die BRICS-Staaten für «Gleichheit und Gerechtigkeit» in den Weltangelegenheiten sorgen und «die Mentalität des Kalten Krieges und die Blockkonfrontation», «einseitige Sanktionen und den Missbrauch von Sanktionen» sowie Hegemonismus ablehnen müssen, «indem sie eine grosse Familie bilden, die zu einer Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft für die Menschheit gehört».

Die dringende Frage einer neuen internationalen Reservewährung wurde vom russischen Präsidenten Putin am 22.6. auf dem BRICS-Wirtschaftsforum angesprochen. Dies verleiht der Debatte über die Notwendigkeit, das derzeitige, auf dem Dollar basierende System zu ersetzen, das völlig unzuverlässig geworden ist und den willkürlichen Launen Washingtons unterliegt, eine neue Dimension.

Putin erklärte:
«Gemeinsam mit den BRICS-Partnern entwickeln wir zuverlässige alternative Mechanismen für den internationalen Zahlungsverkehr. Das russische Finanztransaktionssystem ist offen für die Verbindung mit den Banken der BRICS-Länder [d.h. ausserhalb des SWIFT-Systems]. Das russische MIR-Zahlungssystem baut seine Präsenz aus. Wir prüfen die Möglichkeit, eine internationale Reservewährung zu schaffen, die auf dem Korb der BRICS-Währungen basiert.»

Die aussergewöhnlich harten Sanktionen, die die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten gegen Russland verhängt haben, haben bereits eine Reihe wichtiger Handelspartner Russlands – darunter Indien und China – dazu veranlasst, auf den Handel in nationalen Währungen umzustellen.

Da der Schwerpunkt der BRICS auf wirtschaftlicher Entwicklung liegt, werden Partnerschaften mit der Gruppe für viele andere Entwicklungsländer immer interessanter. So fand am Rande des zweiten Tages des Gipfels ein «hochrangiger Dialog über globale Entwicklung» im Videoformat statt, zu dem die Staats- und Regierungschefs von dreizehn weiteren Ländern eingeladen waren (Ägypten, Algerien, Argentinien, Kambodscha, Äthiopien, Fidschi, Indonesien, Iran, Kasachstan, Malaysia, Senegal, Thailand und Usbekistan).

Einige dieser Länder wurden insbesondere von den Vereinigten Staaten und Grossbritannien gedrängt, sich sowohl von China als auch von Russland zu distanzieren, aber sie weigerten sich, dem Druck nachzugeben. Und das aus gutem Grund, denn was die Angloamerikaner zu bieten haben, ist einfach weniger attraktiv.

Der argentinische Präsident Alberto Fernandez beispielsweise nutzte die Gelegenheit, um die offizielle BRICS-Mitgliedschaft seines Landes zu beantragen:
«Wir streben danach, ein vollwertiges Mitglied dieser Gruppe von Nationen zu werden, die bereits 42% der Weltbevölkerung und 24% des globalen Bruttosozialprodukts repräsentieren.»

Sein ägyptischer Amtskollege al Sisi, der die Handels- und Energiebeziehungen zu Russland weiter ausbaut, lobte «das Bestreben der BRICS-Gruppe, eine gemeinsame Vision für politische und wirtschaftliche Fragen zu entwickeln, die für die Entwicklungsländer von Interesse sind, insbesondere im Hinblick auf die Erkundung von Perspektiven für die Entwicklungszusammenarbeit».

Der indonesische Präsident Joko Widodo, der derzeit den Vorsitz der G20 innehat, besteht darauf, dass sich der nächste Gipfel der Gruppe, zu dem er Wladimir Putin eingeladen hat, auf wirtschaftliche Entwicklung und nicht auf geopolitische Fragen konzentrieren wird.

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Der Text stammt aus dem (kostenpflichtigen) Newsletter des Schiller-Instituts.