Der beste Handwerker im Tierreich

Biber, die grössten Nager Europas gelten manchen als Schädlinge, wenn sie z.B. Obstbäume fällen und Wiesen überfluten. Für das Ökosystem als Ganzes ist der geniale Baumeister im Tierreich aber allemal ein Gewinn. (Roland Rottenfußer)

«Bibermanagement» - der Begriff scheint skurril, ist jedoch ernst gemeint. Die grössten Nager Europas gelten manchen als Schädlinge, wenn sie z.B. Obstbäume fällen und Wiesen überfluten. Für den Einzelnen, der Bäume nach ihrem ökonomischen Wert bemisst, mag das so scheinen. Für das Ökosystem als Ganzes ist der geniale Baumeister im Tierreich aber allemal ein Gewinn. Gerhard Schwab und Jens Schlüter sind bayerische Bibermanager. Sie wissen: Ein Generalverdacht gegen ihre Schützlinge ist unberechtigt. «Millionen von Bäumen werden jährlich zum Beispiel für Strassen und Gewerbegebiete gefällt – beim Biber reicht bereits ein angenagter Uferbaum für ein Zeitungsfoto.» Mancher Anlieger, dessen Fischteich von den Nagern in Mitleidenschaft gezogen wurde, fordert nun schon deren Ausrottung. Unnötig, sagen die Experten. In den meisten Fällen ist Koexistenz möglich. Z.B. kann ein Drahtgeflecht um Bäume gebaut, können Gärten umzäunt werden. Wer Probleme hat, kann sich an die Beratungsstelle der «Manager» wenden. Der Bund Naturschutz hält sogar einen Ausgleichsfond bereit: für Härtefälle bei Biberschäden.



Ausserdem weisen Schwab und Schlüter auf den beträchtlichen ökologischen Nutzen der Tiere hin: Biber verfügen über ein starkes, nachwachsendes Gebiss und konstruieren sich aus Holz Quartiere, deren Eingang unter Wasser liegt. So sind sie vor Feinden geschützt und können im Winter überleben. Wo kein passender Teich vorhanden ist, muss manchmal einer künstlich geschaffen werden: indem Dämme gebaut und Bäche umgeleitet werden. Dies setzt beträchtliche planende Intelligenz voraus. Und handwerkliche, besser: zahnwerkliche Fähigkeiten. «Der Biber hält Wasser in der Landschaft», heisst es in einer Broschüre von Bund Naturschutz. «Damit arbeitet der Biber Hand in Pfote mit der Wasserwirtschaft beim Aufbau eines naturnahen dezentrale Hochwasserschutzes.»



Quelle: Bund Naturschutz, www.bund-naturschutz.de/brennpunkte/biber