Der Machtkampf zwischen Netflix und Cannes
Der Höhenflug begann im Jahr 2007, als die zehn Jahre zuvor gegründete Firma Netflix ins Video-on-Demand-Geschäft einstieg. Heute hat das US-amerikanische Unternehmen weltweit rund hundert Millionen Abonnenten und war auch im Wettbewerb des diesjährigen Filmfestivals in Cannes erstmals mit zwei Produktionen vertreten. The Meyerowitz Stories dreht sich in komödienhaft-dramatischer Manier um die Beziehung des gealterten, enttäuschten Bildhauers Harold (Dustin Hoffman) zu seinen Kindern. Und im überdrehten Actionfilm Okja versucht das Mädchen Mija ihren besten Freund, ein Riesenschwein, aus den Fängen eines mächtigen, multinationalen Unternehmens zu befreien.
Sind die Produktionen von Netflix damit endgültig in der Welt der Filmfestivals angekommen? Wohl eher nicht. So sorgte etwa die Weltpremiere von Bong Joon Hos Okja für einen Eklat. Sowohl klatschende Zustimmung als auch Buhrufe waren zu hören, als der Film anlief und die leuchtendroten Buchstaben von Netflix auf der Leinwand erschienen. Zudem wurde der Film anfänglich im falschen Format projiziert wurde und Tilda Swintons komplettes Gesicht erst verspätet auf der Leinwand erschien.
Der aufgeheizten Stimmung im Publikum ging eine Diskussion voraus, die bereits einen Monat vor dem Festival ihren Lauf nahm. Okja läuft nach seiner Premiere in Cannes nicht in den französischen Kinos, sondern ist ab dem 28. Juni auf der Homepage von Netflix verfügbar. Dies sorgte für laute Proteste und neue Regeln der Festivalleitung: Ab dem kommenden Jahr sollen im Wettbewerb in Cannes keine Filme von Onlineportalen mehr zugelassen werden, wenn sie nicht im Kino erscheinen. Somit war Netflix, momentan einer der finanzstärksten Produzenten auf dem Markt, dieses Jahr vielleicht zum ersten und zum letzten Mal im Wettbewerb von Cannes vertreten.
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