Der unberechenbare Mr. Trump – eine geplante Figur langfristiger US-Strategie?
Brexit und Trumps Wahlsieg kamen scheinbar überraschend und abrupt. Sie wurden in den Medien als Akte einer ungeplanten demokratischen Dynamik inszeniert. Doch ist das wirklich so? „In der Politik geschieht nichts zufällig“ sagte einst Franklin D. Roosevelt (1882-1945), „wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, dass es auch auf diese Weise geplant war.“ Tatsächlich ist die Geschichte der angloamerikanischen Politik voller scheinbarer „Überraschungen“, die sich langfristig als wohlüberlegte Schachzüge entpuppten. Dem Historiker F. William Engdahl zufolge ist gerade die Technik des abrupten Änderns von Bündnissen schon immer ein typisches Kennzeichen angloamerikanischer Politik gewesen. Ähnliches beschrieb der einflussreiche Analyst George Friedman in seinem Buch „Die nächsten 100 Jahre“: Die USA hätten „ein System ständig wechselnder Bündnisse geschaffen, mit dem sie den Aufstieg von potenziellen Regionalmächten verhindern wollen.“
Nach dem Brexit könnten auch seitens Trump bald erhebliche Bündnisänderungen ins Haus zu stehen: „Der nächste US-Präsident und ich könnten unterschiedlicher nicht sein“ sagte Obama zu Merkel und warnte Trump medienwirksam vor neuen „ ‚Deals‘ mit Russland zu Lasten internationaler Normen oder kleinerer Länder“. Und tatsächlich: Trump ist mit Putin bereits übereingekommen, die Beziehungen zwischen Russland und den USA müssten deutlich verbessert werden. Gleichzeitig stellte er wiederholt den US-Beistand für Europa im NATO-Bündnisfall in Frage. EU-Kommissionspräsident Juncker scheint sich damit bereits abgefunden zu haben: „Ich glaube, dass wir uns selbst um unsere Sicherheit kümmern müssen, denn die USA sind […] nicht mehr dazu bereit, für die Sicherheit Europas zu sorgen.“ so Juncker letzten Freitag in Maastricht.
Ähnliche abrupte Schwenke erlaubte sich Trump jüngst mit China, das bereits „sehr besorgt“ über die Drohung Trumps ist, mit der bisherigen Ein-China-Politik der USA zu brechen, und sich stattdessen Taiwan zuzuwenden. Aussenamtssprecher Geng Shuang äusserte kürzlich, dies könne das Ende des „gesunden und stetigen Wachstums“ der beiderseitigen Beziehungen bedeuten. Auch das passt gut in die Geschichte angloamerikanischer Politik, in der „gesundes und stetiges Wachstum“ langfristiger Bündnisse von jeher keine bedeutende Rolle spielte. Schon British Empire war „stolz darauf, Bündnisse grundsätzlich nicht aus sentimentalen oder moralischen Gründen einzugehen oder beizubehalten“, erklärt Engdahl, „sondern ausschliesslich aus Berechnung“. Was in den Medien als eigenwilliges Verhalten eines scheinbar unberechenbaren Präsidenten dargestellt wird, könnte in Wirklichkeit Teil eines wohldurchdachten Plans sein. Friedman zufolge haben die USA „trotz aller Rhetorik […] wenig Interesse an Frieden in Eurasien“. Ihr Ziel sei vielmehr, „mit minimalem Einsatz das Machtgleichgewicht in Eurasien zu erhalten“, das werde „die US-Aussenpolitik das gesamte 21. Jahrhundert hindurch bestimmen“. Die Zukunft wird zeigen, ob und wie Trump diesem Plan folgen wird oder nicht.
Literatur:
George Friedman, Die nächsten 100 Jahre – Die Weltordnung der Zukunft, 2009 Frankfurt am Main.
William Engdahl, Mit der Ölwaffe zur Weltmacht – Der Weg zur neuen Weltordnung, 1992 Wiesbaden.
Nach dem Brexit könnten auch seitens Trump bald erhebliche Bündnisänderungen ins Haus zu stehen: „Der nächste US-Präsident und ich könnten unterschiedlicher nicht sein“ sagte Obama zu Merkel und warnte Trump medienwirksam vor neuen „ ‚Deals‘ mit Russland zu Lasten internationaler Normen oder kleinerer Länder“. Und tatsächlich: Trump ist mit Putin bereits übereingekommen, die Beziehungen zwischen Russland und den USA müssten deutlich verbessert werden. Gleichzeitig stellte er wiederholt den US-Beistand für Europa im NATO-Bündnisfall in Frage. EU-Kommissionspräsident Juncker scheint sich damit bereits abgefunden zu haben: „Ich glaube, dass wir uns selbst um unsere Sicherheit kümmern müssen, denn die USA sind […] nicht mehr dazu bereit, für die Sicherheit Europas zu sorgen.“ so Juncker letzten Freitag in Maastricht.
Ähnliche abrupte Schwenke erlaubte sich Trump jüngst mit China, das bereits „sehr besorgt“ über die Drohung Trumps ist, mit der bisherigen Ein-China-Politik der USA zu brechen, und sich stattdessen Taiwan zuzuwenden. Aussenamtssprecher Geng Shuang äusserte kürzlich, dies könne das Ende des „gesunden und stetigen Wachstums“ der beiderseitigen Beziehungen bedeuten. Auch das passt gut in die Geschichte angloamerikanischer Politik, in der „gesundes und stetiges Wachstum“ langfristiger Bündnisse von jeher keine bedeutende Rolle spielte. Schon British Empire war „stolz darauf, Bündnisse grundsätzlich nicht aus sentimentalen oder moralischen Gründen einzugehen oder beizubehalten“, erklärt Engdahl, „sondern ausschliesslich aus Berechnung“. Was in den Medien als eigenwilliges Verhalten eines scheinbar unberechenbaren Präsidenten dargestellt wird, könnte in Wirklichkeit Teil eines wohldurchdachten Plans sein. Friedman zufolge haben die USA „trotz aller Rhetorik […] wenig Interesse an Frieden in Eurasien“. Ihr Ziel sei vielmehr, „mit minimalem Einsatz das Machtgleichgewicht in Eurasien zu erhalten“, das werde „die US-Aussenpolitik das gesamte 21. Jahrhundert hindurch bestimmen“. Die Zukunft wird zeigen, ob und wie Trump diesem Plan folgen wird oder nicht.
Literatur:
George Friedman, Die nächsten 100 Jahre – Die Weltordnung der Zukunft, 2009 Frankfurt am Main.
William Engdahl, Mit der Ölwaffe zur Weltmacht – Der Weg zur neuen Weltordnung, 1992 Wiesbaden.
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