Erdoğans grosser Fehler
Alexander Dugin erklärt, warum Erdoğan in einer schwierigen Lage ist und weder von Russland noch vom Iran Hilfe erwarten kann.

(auszugsweise)

Nach der Verhaftung des Bürgermeisters von Istanbul, Ekrem İmamoğlu, sind in der Türkei schwere Unruhen ausgebrochen, die weiter eskalieren. Die Krise vertieft sich. Um die Situation richtig zu analysieren, müssen jedoch mehrere Faktoren berücksichtigt werden.

Erstens gehört der Bürgermeister von Istanbul, ebenso wie der Bürgermeister von Ankara, der liberalen Opposition zu Erdoğan an. Dabei handelt es sich um die Republikanische Volkspartei (CHP), eine linksliberale, säkulare und generell pro-europäische Alternative zu Erdoğans eigener Partei, der AKp (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung).

Diese Opposition ist grundsätzlich westlich orientiert und lehnt die islamische Ausrichtung von Erdoğans Politik ab. Gleichzeitig vertritt sie eine ziemlich feindliche Haltung gegenüber Russland.

Zweitens hat Erdoğan selbst in letzter Zeit einige sehr schwerwiegende politische Fehler begangen. Der wichtigste davon ist seine Unterstützung der Machtübernahme in Damaskus durch die Kämpfer von al-Julani.

Dies ist ein fataler Fehler, denn damit hat Erdoğan den türkisch-russischen und türkisch-iranischen Beziehungen einen schweren - möglicherweise irreparablen - Schlag versetzt. Nun werden weder Russland noch der Iran Erdoğan zu Hilfe kommen. Die Situation hat sich bereits gegen ihn gewendet, und die Krise könnte sich weiter verschärfen.

Ich glaube nicht, dass der Iran oder Russland in irgendeiner Weise an den Unruhen in der Türkei beteiligt sind. Wahrscheinlicher ist es, dass der Westen versucht, Erdoğan zu stürzen.

Dennoch ist sein syrischer Fehler grundlegend. Viele in der Türkei haben ihn nicht nur nicht verstanden, sondern auch diese Politik Erdoğans verurteilt, die, wie wir jetzt sehen, zum Völkermord an den Alawiten und anderen ethnisch-religiösen Minderheiten, einschließlich der Christen, geführt hat.

Nur ein extrem kurzsichtiger Politiker konnte die Macht in Syrien tatsächlich der Al-Qaida überlassen. Und obwohl Erdoğan im Allgemeinen als weitsichtiger Politiker gilt, wird ihn dieser Fehler meines Erachtens noch sehr zu schaffen machen.

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