Und darin liegt auch die Misere: Eine weitere Disziplin erwartet sie, in der sie sich an das Männliche angleichen sollen, um sie an ein Leben zu gewöhnen, das sich um kicken, rennen, kämpfen und gewinnen dreht. Wie wenn wir nicht schon genug davon hätten.
Natürlich würde ich niemanden davon abhalten, Sport zu machen oder Fussball zu spielen. Als Gesellschaft aber so zu tun, wie wenn man mit der Europameisterschaft den Frauen einen Gefallen getan hätte, ist verlogen.
Denn im Fussball geht es nicht um das Weibliche, es geht um das Männliche. Damit ist das Setting vorgegeben: Die Frauen sollen nicht etwa weiblich sein dürfen, sondern sollen sich weiter daran gewöhnen, dass ihre Eigenart dem Männlichen unterlegen ist und mit etwas Training zumindest auf ein passables Niveau gebracht werden kann.
Und das Publikum applaudiert in Strömen, wofür auch immer. Ist es der Achtungserfolg, den sie geboten haben? Ist es die Genugtuung darüber, dass sie einen weiteren Bereich erobert haben, der vom Männlichen geprägt ist?
Geht es um die Auflösung des Weiblichen überhaupt, indem man es am Schluss gar nicht mehr finden kann in der Vielfalt der Fähigkeiten, die offensichtlich antrainiert werden können?
Ich habe mir wenige Passagen der Spiele angesehen und kann durchaus ein sportliches Interesse daran entwickeln. Dann aber wieder deprimiert es mich, zuzusehen, wie Frauen einem Ball nachrennen. Haben das die Männer nicht lange genug getan?
Wäre es nicht an der Zeit, dass die maskuline Welt durch weibliche Formen des Spiels bereichert wird, statt umgekehrt?
Ganz am Schluss dann der triste Beweis: Als England und Spanien im Final gleich starke Leistungen zeigten, musste das maskuline Stechen bis zum Ende ausgetragen werden. Dort, wo das Feminine Verbindung, Qualität und Sphäre geboten hätte, musste es durch Rangliste und erzwungene Niederlage ins männliche Schema gepresst werden.
Wie wohltuend wäre es doch gewesen, man hätte beide Mannschaften (Frauschaften) als Siegerinnen bezeichnet, in Abweichung der bisherigen, so zersetzenden Konkurrenzlogik, die diese Welt durchdringt.