Gemeinschaft als Heimat aller Menschen

Im Juli erhielt die Tamera-Gemeinschaft Besuch von Vertretern des Dorfes Farkha aus der palästinensischen Westbank: Die Gemeinde von 1700 Einwohnern wird kommunistisch regiert, pflegt traditionelle Bräuche gegenseitiger Unterstützung und gemeinsamen Wirtschaftens und hat ein außergewöhnliches Maß sozialer und politischer Partizipation. Im Rahmen des Globalen Campus und des Global Ecovillage Network halfen Tamera-Mitarbeiter Aida Shibli und Bernd Müller beim Aufbau eines gesunden Wasserhaushaltes und sozialer Strukturen. Farkha, das erste Ökodorf Palästinas, ist schon heute ein Beispiel für eine lebendige Gemeinschaftskultur, und das trotz der Härten unter der israelischen Besatzung.


Vielleicht sollten die Verantwortlichen der EU einmal eine Bildungsreise nach Farkha machen. Denn es sind genau diese Gemeinschaftswerte, die der Europäischen Gemeinschaft verloren gegangen sind: gegenseitige Hilfe, Wahrheit, verantwortliche Teilnahme und Vertrauen. Wenn wir aber die großen planetarischen Herausforderungen überleben wollen, sind wir darauf angewiesen, als Gemeinschaft zu denken und zu handeln. In seinem neuen Text "Nach dem Brexit" schreibt Martin Winiecki: "Man stelle sich vor, es würde sich eine neue europäische oder vielleicht auch eine neue globale Gemeinschaft entwickeln, in der die zentralisierten Machtsysteme ersetzt worden sind durch ein Netzwerk von autonomen Gemeinschaften. Diese Gemeinschaften wären Heimat für alle Menschen, auch für Flüchtlinge aus Krisengebieten."


Gemeinschaft will wieder gelernt werden, persönlich und auf politischer Ebene. Heilungsbiotope können dabei als "Gewächshäuser des Vertrauens" dienen: als Zukunftswerkstätten, in denen Gemeinschaftswerte real erfahren werden können, bevor man sie auch auf der politischen Ebene wagt. Wie viel Vertrauen wir in unseren Gemeinschaften erzeugen, wie viel Wahrheit, Individualität, Solidarität und Vertrauen wir untereinander schaffen, ist deshalb keine Privatangelegenheit, sondern höchst politische Aufgabe.

In diesem Zusammenhang empfehle ich zum Einen den aktuellen Studientext: "Nach dem Brexit: Zeit für eine neue europäische Gemeinschaft!" von Martin Winiecki und zum Andern das Buch von Dieter Duhm: "Terra Nova. Globale Revolution und Heilung der Liebe"

Funktionierende Gemeinschaften sind der Erfahrungsraum für individuelle Autonomie, Solidarität, Zusammenhalt, Kooperation, nachhaltiges Wirtschaften und vieles mehr. Im Buch "Terra Nova" beschreibt der Autor das Wissen, das in über 40 Jahren Erfahrung im Bereich Gemeinschaftsaufbau erarbeitet wurde.

23. Juli 2016
von: