«Labels sind wie Masern» – Bürokratie auf dem Bauernhof
Ein Kreuzchen für den Stall, eins für die Weide und eins für den Laufhof – obschon Kilian Baumans Kühe frei laufen, muss er im vorgedruckten Formular vermerken, wann sich seine Tiere wo aufhalten. Damit er die Labels für seinen Hof behalten kann, hält er vor der ordnungsgemäss geschnittenen Hecke einen Krautsaum. Er schneidet pflichtbewusst mindestens einen Drittel der Obstbäume nach Vorschrift und hängt die Vogelhäuschen so, wie er vertraglich dazu angehalten ist. Einmal im Jahr wird seine Arbeit kontrolliert. Die Kontrollen sind so aufwändig geworden, dass es dazu inzwischen wissenschaftlich ausgebildete Agronomen braucht.
Auch im Bundesamt für Landwirtschaft braucht es immer mehr ausgebildetes Fachpersonal. In den letzen zwei Jahren wurde über 30‘000 Stunden mehr gearbeitet. Währenddessen haben rund 3‘000 Bauernhöfe ihre Ställe geschlossen. Das Land geht in der Regel an einen Grossbetrieb. In der Wirtschaft spricht man von Fusion. «Die Landwirtschaft ist in den zweiten Sektor abgedriftet.» sagt IP-Suisse Bauer Hanspeter Hunkeler aus Schötz. Er beobachtet die zunehmende Industrialisierung als auch die Kultur der Labels auf Bauernhöfen kritisch. «Labels sind wie die Punkte bei Masern», sagt er, «sie zeigen, dass ein System krank ist.» Wird der natürliche Kreislauf eines Betriebes aufgebrochen, desto mehr Arbeitsschritte müssen zur Qualitätssicherung dokumentiert werden. Anders ausgedrückt: In der industrialisierten Landwirtschaft sind so viele externe Arbeitskräfte beteiligt, dass es ein aufwändiges Controlling mit Abläufen, Berichten, Formularen und Listen mit Kreuzchen braucht. Das ursprüngliche Vertrauen zwischen Bauer und Kunde fällt weg. Weil: Sie kennen sich nicht. Ein Label wie BioSuisse will Abhilfe schaffen. Es verspricht dem Kunden, dass die Qualität stimmt, damit dieser auf sein eigenes Urteil verzichten kann. Die BioSuisse-Richtlinien von 2003 umfassten 50 Seiten. Das Dokument vom Januar dieses Jahres ist ein Buch von 265 Seiten. Wenn ein Betrieb aus bestehenden Grauzonen Profit schlägt, kommt eine neue Richtlinie dazu. Das ist auf dem Bauernhof nicht anders als anderswo.
Mehr zum Thema Bürokratie im Schwerpunktheft «Formularkrieg»
Dazu auch die Tagung «Zur Sache – die Fesseln der Bürokratie sprengen» vom 25. Oktober 2014 in Zürich
Auch im Bundesamt für Landwirtschaft braucht es immer mehr ausgebildetes Fachpersonal. In den letzen zwei Jahren wurde über 30‘000 Stunden mehr gearbeitet. Währenddessen haben rund 3‘000 Bauernhöfe ihre Ställe geschlossen. Das Land geht in der Regel an einen Grossbetrieb. In der Wirtschaft spricht man von Fusion. «Die Landwirtschaft ist in den zweiten Sektor abgedriftet.» sagt IP-Suisse Bauer Hanspeter Hunkeler aus Schötz. Er beobachtet die zunehmende Industrialisierung als auch die Kultur der Labels auf Bauernhöfen kritisch. «Labels sind wie die Punkte bei Masern», sagt er, «sie zeigen, dass ein System krank ist.» Wird der natürliche Kreislauf eines Betriebes aufgebrochen, desto mehr Arbeitsschritte müssen zur Qualitätssicherung dokumentiert werden. Anders ausgedrückt: In der industrialisierten Landwirtschaft sind so viele externe Arbeitskräfte beteiligt, dass es ein aufwändiges Controlling mit Abläufen, Berichten, Formularen und Listen mit Kreuzchen braucht. Das ursprüngliche Vertrauen zwischen Bauer und Kunde fällt weg. Weil: Sie kennen sich nicht. Ein Label wie BioSuisse will Abhilfe schaffen. Es verspricht dem Kunden, dass die Qualität stimmt, damit dieser auf sein eigenes Urteil verzichten kann. Die BioSuisse-Richtlinien von 2003 umfassten 50 Seiten. Das Dokument vom Januar dieses Jahres ist ein Buch von 265 Seiten. Wenn ein Betrieb aus bestehenden Grauzonen Profit schlägt, kommt eine neue Richtlinie dazu. Das ist auf dem Bauernhof nicht anders als anderswo.
Mehr zum Thema Bürokratie im Schwerpunktheft «Formularkrieg»
Dazu auch die Tagung «Zur Sache – die Fesseln der Bürokratie sprengen» vom 25. Oktober 2014 in Zürich
06. August 2014
von:
von:
- Anmelden oder Registieren um Kommentare verfassen zu können