Mehr Emanzipation bitte!
Wo bleibt die Befreiung des Mannes?
Für viele Männer ist die Emanzipation der Frau eine Chance. Der Autor sieht sich als Gewinner der Emanzipation und sagt, wofür die Männer einstehen sollen.
Oft wird die Geschichte der Emanzipation – nicht zuletzt auch von Frauen – als Produkt rabiater Weiber deklariert. Demnach beschlossen in den späten 70er Jahren die Frauen, von nun an frei über ihren Bauch zu bestimmen, schufen das «man» ab und liessen die (deutschsprachige) Welt über das «Binnen-I» stolpern. Das Liebesleben wurde schwierig: Kaum regten sich die Männer, wurden sie als Machos abgeschrieben, waren sie etwas weicher, wurden sie als Softies verschrieen. Dass ihre Partnerinnen dann unversehens Karriere zu machen begannen, erwischte die Männer ein zweites Mal eiskalt. Schleunigst machten auch sie heimlich Karriere.
Die Behauptung allerdings, dass Männer nicht bereit wären, sich vermehrt in der Familie zu engagieren, lässt sich mit Zahlen widerlegen: 150 000 Väter in der Schweiz würden gerne Teilzeit arbeiten, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.
Blickwechsel
Ich bin ein Gewinner der Emanzipation. Ich habe die Chance, mit einer Frau zu leben, die frei über ihr Leben verfügen kann. Sie lebt nicht mit mir, weil sie muss, sondern, weil sie es gewählt hat. Wenn ich nach einem langen Arbeitstag emotional nicht sehr kompetent bin, versteht mich meine Frau – weil sie diese Erfahrung auch kennt. Ich kann Teilzeit arbeiten und bin ein glücklicher und erfüllter Vater, weil ich mit meinen Kindern eine tief im Alltag verwurzelte Beziehung pflege.
Ich freue mich darüber, dass meine Partnerin emotional für sich selber Sorge trägt – und nicht für mich, weil ich das lieber selber tue. Ich habe das Glück, mit einer noch immer auf das Leben neugierigen Partnerin zu leben. Ob sich die Liebe in eine Beziehung einbinden lässt, wissen wir beide noch immer nicht. Aber wir haben gelernt, uns nicht gegenseitig ein Gefängnis zu sein, das uns vom Leben fern hält.
Gleichberechtigung ist keine Garantie für Liebe und erst recht kein Ersatz dafür. Ich bin mit der Frau, die ich liebe, einen Weg gegangen, der uns viel Mühe und viel Freude und den handfesten Vorteil der Selbstbestimmung gebracht hat. Wir sind dadurch reifer, reicher und tiefer geworden.
Männer vor!
Heute ist es an den Männern, die Fortsetzung der Emanzipation einzufordern: Es ist Zeit, nach Arbeitsmodellen zu suchen, die es Vätern erlauben, mit flexiblen Arbeitszeiten das Wachsen der Kinder begleiten zu können. Wir brauchen Teilzeitarbeitsplätze für Männer. Wir brauchen Karrieremodelle für Männer, die eine Kinderzeit mit einschliessen. Wir Männer brauchen Partnerinnen, die einen Teil der Erwerbsarbeit übernehmen wollen und bereit sind, einen Teil der häuslichen Arbeit abzugeben. Die Kinderfalle bei der Frau entspricht der Karrierefalle beim Mann: Während die Frau nach der Geburt eines Kindes Gefahr läuft, in der häuslichen Rolle gefangen zu bleiben, reagiert der Mann auf die wachsenden finanziellen Bedürfnisse der Familie mit beruflichem Aufstieg und verliert das, was er eigentlich wollte: Zeit für die Familie. Nur gemeinsame Modelle können gegen diese Fallen etwas ausrichten. Bleiben wir also dran: Mehr Emanzipation! Das betrifft auch die Frage der Betreuung von Kindern nach einer Scheidung. Die gängige Praxis stützt das Vorrecht der Mütter, das Sorgerecht für die Kinder zu erhalten. Ein überholtes und unflexibles Modell: Die Frau bleibt bei den Kindern, der Mann sorgt fürs Einkommen. Auch hier sind neue Modelle gefragt!
Ivo Knill ist 1964 geboren, verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Er unterrichtet Deutsch und Geschichte an einer Gewerbeschule und ist Redaktionsleiter der Männerzeitung. Die Männerzeitung hinterfragt gängige Klischees und Rollenbilder und setzt sich für die lebendige Auseinandersetzung mit dem Mannsein ein. Die nächste Nummer erscheint am ersten Juni zum Thema «Männer lieben».
Oft wird die Geschichte der Emanzipation – nicht zuletzt auch von Frauen – als Produkt rabiater Weiber deklariert. Demnach beschlossen in den späten 70er Jahren die Frauen, von nun an frei über ihren Bauch zu bestimmen, schufen das «man» ab und liessen die (deutschsprachige) Welt über das «Binnen-I» stolpern. Das Liebesleben wurde schwierig: Kaum regten sich die Männer, wurden sie als Machos abgeschrieben, waren sie etwas weicher, wurden sie als Softies verschrieen. Dass ihre Partnerinnen dann unversehens Karriere zu machen begannen, erwischte die Männer ein zweites Mal eiskalt. Schleunigst machten auch sie heimlich Karriere.
Die Behauptung allerdings, dass Männer nicht bereit wären, sich vermehrt in der Familie zu engagieren, lässt sich mit Zahlen widerlegen: 150 000 Väter in der Schweiz würden gerne Teilzeit arbeiten, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.
Blickwechsel
Ich bin ein Gewinner der Emanzipation. Ich habe die Chance, mit einer Frau zu leben, die frei über ihr Leben verfügen kann. Sie lebt nicht mit mir, weil sie muss, sondern, weil sie es gewählt hat. Wenn ich nach einem langen Arbeitstag emotional nicht sehr kompetent bin, versteht mich meine Frau – weil sie diese Erfahrung auch kennt. Ich kann Teilzeit arbeiten und bin ein glücklicher und erfüllter Vater, weil ich mit meinen Kindern eine tief im Alltag verwurzelte Beziehung pflege.
Ich freue mich darüber, dass meine Partnerin emotional für sich selber Sorge trägt – und nicht für mich, weil ich das lieber selber tue. Ich habe das Glück, mit einer noch immer auf das Leben neugierigen Partnerin zu leben. Ob sich die Liebe in eine Beziehung einbinden lässt, wissen wir beide noch immer nicht. Aber wir haben gelernt, uns nicht gegenseitig ein Gefängnis zu sein, das uns vom Leben fern hält.
Gleichberechtigung ist keine Garantie für Liebe und erst recht kein Ersatz dafür. Ich bin mit der Frau, die ich liebe, einen Weg gegangen, der uns viel Mühe und viel Freude und den handfesten Vorteil der Selbstbestimmung gebracht hat. Wir sind dadurch reifer, reicher und tiefer geworden.
Männer vor!
Heute ist es an den Männern, die Fortsetzung der Emanzipation einzufordern: Es ist Zeit, nach Arbeitsmodellen zu suchen, die es Vätern erlauben, mit flexiblen Arbeitszeiten das Wachsen der Kinder begleiten zu können. Wir brauchen Teilzeitarbeitsplätze für Männer. Wir brauchen Karrieremodelle für Männer, die eine Kinderzeit mit einschliessen. Wir Männer brauchen Partnerinnen, die einen Teil der Erwerbsarbeit übernehmen wollen und bereit sind, einen Teil der häuslichen Arbeit abzugeben. Die Kinderfalle bei der Frau entspricht der Karrierefalle beim Mann: Während die Frau nach der Geburt eines Kindes Gefahr läuft, in der häuslichen Rolle gefangen zu bleiben, reagiert der Mann auf die wachsenden finanziellen Bedürfnisse der Familie mit beruflichem Aufstieg und verliert das, was er eigentlich wollte: Zeit für die Familie. Nur gemeinsame Modelle können gegen diese Fallen etwas ausrichten. Bleiben wir also dran: Mehr Emanzipation! Das betrifft auch die Frage der Betreuung von Kindern nach einer Scheidung. Die gängige Praxis stützt das Vorrecht der Mütter, das Sorgerecht für die Kinder zu erhalten. Ein überholtes und unflexibles Modell: Die Frau bleibt bei den Kindern, der Mann sorgt fürs Einkommen. Auch hier sind neue Modelle gefragt!
Ivo Knill ist 1964 geboren, verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Er unterrichtet Deutsch und Geschichte an einer Gewerbeschule und ist Redaktionsleiter der Männerzeitung. Die Männerzeitung hinterfragt gängige Klischees und Rollenbilder und setzt sich für die lebendige Auseinandersetzung mit dem Mannsein ein. Die nächste Nummer erscheint am ersten Juni zum Thema «Männer lieben».
01. Mai 2007
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