Wohin die Verselbständigung des Computers führt

Eine neue Publikation des Schweizerischen Zentrums für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS lotet die Folgen verselbständigter Computer aus. Elf Fachpersonen setzen sich mit den vielfältigen Entwicklungen, Potenzialen und Folgen dieser Entwicklung auseinander. Datenschutzrechtliche Aspekte und Haftungsfragen werden thematisiert.

Die Milchpackung, die den Kühlschrank alarmiert, wenn ihr Haltbarkeitsdatum überschritten ist; das Auto, das von selber abbremst, wenn es registriert, dass es zu dicht ans vordere Fahrzeug auffährt; die Toiletten schlüssel, die die Ausscheidungen ihrer Benutzer analysieren und den Arzt benachrichtigen, wenn die Werte auf eine Erkrankung eines Organs hinweisen: das alles sind Beispiele für die zunehmende Verselbständi gung des Computers. Dank miniaturisierter Chips und kleinster Rechner können wir unsere Alltagsgegen stände mit „Intelligenz“ ausstatten und gar dazu befähigen, unter einander Daten auszutauschen. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang auch vom „Internet der Dinge“. Es vereinfacht ihre Bedienung, nimmt uns teilweise lästige Überwachungs- und Koordinationsarbeit ab – entmündigt uns aber auch bis zu einem gewissen Grad.

Ein Sammelband des Schweizerischen Zentrums für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS über „Die Verselbständigung des Computers“ greift diesen zwiespältigen Sachverhalt auf und lotet die damit einher gehende Folgen, Potenziale und Probleme aus. Brisant sind die Konsequenzen bei Haftungsfragen: wer ist beispielsweise verantwortlich, wenn das „intelligente“ Auto auf der Schnellstrasse irrtümlich jäh abbremst und einen Unfall verursacht? Der Fahrer des Autos, die Herstellerfirma oder der Programmierer der Software? Wen zieht der Bankkunde zur Verantwortung, wenn er einen Verlust zu beklagen hat, nachdem Computer programme (so genannte „intelligente Agenten“) im Wertschriftenhandel autonom agiert und Wertpapiere zur Unzeit veräussert oder erworben haben? Auch im Hinblick auf den Datenschutz werfen die zunehmend selb ständigeren Computer Fragen auf. Um zu funktionieren, müssen sie mit Daten „gefüttert“ werden; oft handelt es sich dabei um persönliche Angaben über Vorlieben, Gewohnheiten oder gar Gesundheit des Benutzers. In der Vielzahl der intelligenten Geräte, die erst noch mit einander kommunizieren, läuft der Benutzer Gefahr, die Übersicht über seine Daten und seine informationelle Selbstbestimmung zu verlieren. Auch für die Ge sellschaft und die Wirtschaft sind die Folgen der verselbständigten Computer unabsehbar. Dass sie für die Anzahl und Ausgestaltung der Arbeitsplätze von morgen prägend sein werden, darf als sicher gelten.

Elf Fachpersonen aus den Bereichen Informatik, Wirtschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaft, Recht, Soziologie und Politologie spannen den Bogen über die vielfältigen Aspekte der verselbständigten Computer; er reicht von definitorischen Begriffsklärungen, grundsätzlichen Überlegungen bis zu praktischen Fallbeispielen. Abgerundet wird das Werk mit praktischen Empfehlungen an die Entscheidungstragenden in Wirtschaft und Politik ab. Einfache Handlungsanleitungen allerdings vermögen die Experten nicht zu formu lieren: denn die Lebensbereiche, die durch die verselbständigten Computer berührt werden, sind so unter schiedlich, dass ihnen nur mit je eigenen Regulierungen gerecht zu werden ist.



Information zum Projekt: http://www.ta-swiss.ch/d/them_info_vers.html

Angaben zur Publikation

Albert Kündig, Danielle Bütschi (Hrsg.), Die Verselbständigung des Computers. Zürich 2008. vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich.

Weitere Autoren: Bruno Baeriswyl, Marc Langheinrich, Friedemann Mattern, David Rosenthal, Ingo Schulz-Schaeffer, Beat F. Schmid, Felix Weber

192 Seiten, Format 16 x 23 cm, broschiert. CHF 45.- / EUR 28.-(D)
ISBN 978-2-7281-3173-7.
Bestellungen: www.vdf.ethz.ch
29. März 2008
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