Krise: Erholung oder Pause im Abwärtstrend?

Zur Zeit erleben wir den stärksten Kursanstieg seit 76 Jahren – mitten in der Krise. Für viele ist der Zwischenboom deshalb ein Zeichen dafür, dass das Schlimmste schon ausgestanden ist. Nicht so für den St. Galler Ökonomie-Professor Fredmund Malik. In seinem neusten Newsletter schreibt er:
 

 
Ist die Krise also ausgestanden? Definitiv nein. Der jetzige Höhenflug der Aktien nach dem vorherigen Absturz war programmiert.

Geschichtlich hat es einen solchen Anstieg, das heisst, eine Erholung nach einem Kollaps der Kurse, immer gegeben. Unter Experten heisst das «Bull Trap» oder «Sucker’s Rally». An meinen Seminaren und Tagungen ist das ein ständiges Thema.

Durch den vorausgehenden langjährigen Anstieg sind die meisten Leute verwöhnt und für Warnsignale häufig blind. Sie verstehen Kursrückgänge als günstige Kaufgelegenheit und nicht als eine Pause im Abwärtstrend.

Kein Wunder, denn die meisten Bank-Berater haben ihren Kunden gesagt, dass Aktienkurse immer nur steigen, und zum Beweis  haben sie wunderschöne Charts gezeigt, wo in der Tat zu sehen ist, dass es immer aufwärts geht.

Nur wenigen fällt auf, dass die Charts genau dort beginnen, wo ganz zufällig auch der Aktienanstieg begonnen hat. Ausgeblendet bleiben somit jene Perioden, wo das nicht so war, sondern wo die Aktien oft jahrelang dramatisch gesunken sind, und wer nicht vorbereitet war, alles verloren hat.

Die Zeit der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1933 zeigt das deutlich. Im Herbst 1929 crashte die Wall Street, die Kurse gingen von September bis November um rund 50% von 400 auf 200 Punkte zurück. Danach fanden sie Halt und begannen rasant zu steigen. Das Kursfeuerwerk von 200 auf 300 Punkte dauerte bis April 1930. Prozentual war das eine der grössten Haussen des 20. Jahr hunderts.

Die Börse hatte wieder für eine gute Stimmung gesorgt. Die Wolken waren verzogen, und der damalige  US-Präsident Herbert Hoover liess vermelden, die Krise sei überstanden. Alles sah nach einem grossen Sieg der Regierungs- und Notenbankpolitik aus.

In Wahrheit stand aber das Schlimmste noch bevor. Denn ab April 1930 gingen die Kurse erbarmungslos zurück und fielen und fielen und fielen – zwischendurch immer wieder durch Strohfeuer unterbrochen. Sie fielen bis auf 10% ihres Höchststandes von 1929, von Dow Jones 400 auf 40.


Mehr dazu im neusten m.o.m-Newsletter von Fredmund Malik. Die Einzelausgabe kostet 27.-, das Jahresabo 296.- Euro.

Bestellungen: www.malik-mzsg.ch

Eine andere Ansicht über Fredmund Malik:
Tanz der Management-Vampire – der Malik-Ansatz
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30. Mai 2009
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