Musik ist eine wirkungsvolle Art, um Menschen zu erreichen
Mit Flashmobs und Konzerten spielt die Cellistin Valentina aus Bern eine besondere Klaviatur in der Freiheitsbewegung. Der musikalische Widerstand hat sich zu einem festen Bestandteil der Résistance gemausert.
Wird das ganze Kulturprogramm gestrichen, trifft es Kunstschaffende besonders hart: kein gesichertes Einkommen, kein Singen, kein Tanzen und überhaupt keine Performance vor Publikum. Eine Situation, die das Herz eines Künstlers weinen lässt.
Das YouTube-Video «Danser encore» des Franzosen Kaddour Hadadi wirbelte durch die Künstlerszene und inspirierte viele: «Wow, dachte ich, das will ich auch machen», erzählt Valentina, die daraufhin in der ganzen Schweiz Flashmobs im Zeichen der Freiheit organisierte. Überall kam der tänzerische Widerstand gut an und ging ohne Störenfriede über die Bühne – mit Ausnahme von Bern. In der Hauptstadt war die friedliche Bewegung offensichtlich unerwünscht, denn einige Mitwirkende wurden verhaftet.
Der grösste kulturelle Anlass, den Valentina mitorganisierte, war der Abstimmungssonntag vom 13. Juni in Zug. Dafür wurden rund 150 Mitglieder aus allen Flashmob-Regionalgruppen zusammengezogen und gemeinsam die einzelnen Disziplinen wie Tanz, Gesang und Musik geprobt. «Das war ein grosser Tag für uns alle!», blickt Valentina zurück und führt weiter aus: «Wir wollten feiern – egal, wie das Resultat ausfällt!» Es sei vor allem ein Dankeschön an alle Aktivisten gewesen, die sich unermüdlich für die Freiheit einsetzen, betont sie. «Die Menschen sind durstig nach Livekonzerten und kulturellen Anlässen.»
Die Lage für Kunstschaffende hat sich in der Schweiz seitdem nicht verbessert. Dem Verbot für kulturelle Anlässe folgte die Zertifikatspflicht. «Wir wollen keine Zertifikate an den Konzerten», betont Valentina. Selbst ein Musiker benötige ein Zertifikat, um überhaupt spielen zu dürfen. «Du kannst als zertifikatsfreier Musiker gar nicht mehr auftreten.»
«Viele meiner Musikerfreunde sind mittlerweile geimpft», sagt Valentina. «Sie verstehen nicht, dass die Zertifikatspflicht einer Diskriminierung gleichkommt.» Weder die Freiheit noch die Kunst stehe für diese Künstler an oberster Stelle; es gehe ihnen nur um ein sicheres Einkommen. «Kunst aber hat die Aufgabe, kritische Fragen zu stellen», betont Valentina und bedauert, dass dieser Ansatz leider bei vielen verloren gegangen sei.
Dass Konzerte selbst an Demos eine Zeitlang verboten waren, war für die Vollblutmusikerin unbegreiflich. «Mit Musik erreichst du die Menschen anders; andere Neuronen werden angesprochen», erklärt Valentina und ergänzt, dass Musik die Meinungsbildung fördern könne – für die Cellistin einer der Hauptgründe für das Konzertverbot an Demos. «Kunst sollte immer und überall erlaubt sein und nicht unterdrückt werden. Mit der Musik können wir Freude und Hoffnung schenken.»
Damit die rebellische Musikszene noch lange nachklingt, entsteht eine CD mit dem Titel «The Power of Music». Sie vereint Songs von Jessy Howe & Valentina Velkova, Sam Moser, Marty McKay, Josua Romano, Boris Bittel und vielen weiteren.
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