Präsidentschaftskandidatur mit Gegenwind: Kann ein Kennedy US-Präsident werden?

Ist Veränderung machbar? Ist es machbar, dass die gegenwärtigen Machtverhältnisse menschenwürdigen Verhältnissen weichen? Ist es machbar, jenen Kräften in den USA, welche seit Jahrzehnten die Welt mit imperialer Politik überziehen, etwas entgegenzusetzen?

Robert F. Kennedy jr. - Kampagnenfoto

Ist es machbar, der globalen Korruption in Pharmaindustrie und Word Health Organisation (WHO) etwas entgegenzusetzen, und dies mit grösstmöglicher Reichweite, weil die Wähler in den USA es so wollen?

Ist es in diesen Zeiten machbar, dass ein Kennedy Präsident wird?

Ich sage ja, und werde es im letzten Teil des Artikels begründen. Zunächst mal zur politischen Ausrichtung von Robert F. Kennedy Junior, Neffe von John F. Kennedy, Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur, sowie auch zur Vorgeschichte seiner Familie und zur gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Situation.

Am 5. November 2024 findet zum sechzigsten Mal die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten statt. Auf Seiten der Republikaner gaben bisher Donald Trump, Nikki Haley, Ron DeSantis und weitere Kandidaten ihre Bewerbung bekannt, auf Seiten der Demokraten Joe Biden, Marianne Williamson und Robert F. Kennedy. Die parteiinterne Entscheidung über den letztlichen Kandidaten der jeweiligen Partei wird ab Januar 2024 innerhalb der Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl getroffen werden.

Transparenz statt Pharma-Lobbyismus

«Wir wollen Gesundheitsbehörden, die keine finanziellen Verflechtungen mit der Pharmaindustrie haben, die für uns arbeiten und nicht für die Pharma-Lobby!» rief Robert F. Kennedy am 29. August 2020 in Berlin beim Fest für Freiheit und Frieden aus. «Wir wollen Beamte, denen die Gesundheit unserer Kinder am Herzen liegt, und nicht die Gewinne der Pharmaindustrie oder die Kontrolle durch die Regierung!»

Er erklärte, warum Regierungen Pandemien lieben: «Aus den gleichen Gründen, aus denen sie den Krieg lieben: Weil es sie in die Lage versetzt, Kontrollmechanismen zu installieren, die wir sonst niemals akzeptieren würden.»

Kennedy warnte vor Überwachung, Kontrolle, einer geplanten digitalen Währung und dem Transfer des Wohlstands aus dem Mittelstand hin zu einigen Wenigen. «Wir rufen ihnen zu, ihr bekommt unsere Freiheit nicht, ihr bekommt unsere Kinder nicht, wir retten unsere Demokratie! Vielen vielen Dank.» Die Stimmung am Platz war friedlich, es gab viel Applaus, Zustimmung dafür war spürbar, dass jemand die Dinge auf den Punkt bringt.

Kennedy ist Gründer, Vorstandsvorsitzender der pharmakritischen Organisation Children's Health Defense. Er ist Autor des Buches «Verbrechen gegen die Natur: Wie George W. Bush und seine Konzernkollegen das Land ausplündern und unsere Demokratie kapern» von 2004 (1).

Wir sollten nach Wegen zum Frieden suchen

Den Ukraine-Krieg betreffend zieht Robert F. Kennedy eine klare Bilanz: «Die Infrastruktur des Landes wurde für die geopolitischen Phantasien der USA zerstört». Er verweist auf den Staatsstreich 2014 seitens der US-Regierung und der «Neocons im Weissen Haus» sowie auf den folgenden Einsatz einer «wirklich, wirklich antirussische Regierung» in der Ukraine. Diese illegalisierte dort «im Wesentlichen ihre Kultur, ihre Sprache, und begannen schliesslich, sie zu töten».

Kennedy beschreibt auch die geopolitischen Folgen der Nato-Osterweiterung seit 1990: «Nun, seitdem sind wir 1´000 Meilen nach Osten vorgerückt und haben 14 der ehemaligen Satellitenstaaten aufgenommen. Und wir haben nuklearfähige Raketensysteme, das Aegis-Raketensystem, das von Lockheed in Rumänien hergestellt wird, in Polen aufgestellt. Und die Russen waren entsetzt, dass wir es in der Ukraine einsetzen wollten, die nur 400 Meilen von Russland entfernt ist.»

Es sei nicht die Angelegenheit der USA, die russische Regierung zu stürzen. Wer glaubt, dass es eine gute Idee sei, «einen Regimewechsel in Russland herbeizuführen, das mehr Atomwaffen hat als wir», der sei unverantwortlich, so Kennedy. «Es ist nicht Amerikas Aufgabe, Weltpolizist zu sein und Regime auf der ganzen Welt zu stürzen. Das ist illegal. Wir sollten keine internationalen Gesetze brechen. Wir sollten vielmehr nach Wegen suchen, die Beziehungen zu Russland zu verbessern.»

Edward Snowden und Julian Assange möchte Kennedy begnadigen. Assange gleich am ersten Tag, kündigt er an, und ergänzt: «Ich verstehe nicht, warum nicht jeder Zeitungsverleger mit Mistgabeln und Fackeln vor dem weissen Haus steht und sagt: ‚Lasst den Kerl frei!‘ Was hat er denn falsch gemacht?»

Würde man das Geld nehmen, das die USA für den Ukraine-Krieg ausgibt, dann könnten Lebensmittelmarken für jeden Amerikaner bezahlt werden, ohne dass es hier zu Kürzungen käme. Mit den gegenwärtigen Entscheidungen dagegen liesse man die Menschen in den USA verhungern.

«Wir sollten nach Wegen zum Frieden suchen», so Kennedys Standpunkt. «Ich denke, dass die meisten Amerikaner – wenn man eine Umfrage so formuliert: ‚Sollten wir nach Wegen zum Frieden suchen‘ - Die meisten würden zustimmen, dass wir das tun sollten».

Mein Standpunkt ist, dass das untersucht werden müsste. 

 

Wie gefährlich ist das Präsidentenamt?

Die Familiengeschichte der Kennedys kennt zwei tragische Attentate, die bis heute nicht aufgeklärt worden sind. Robert Francis Kennedy, der Vater des gleichnamigen Robert F. Kennedy Jr., war Senatsjurist, Justizminister und Senator. 1968 strebte er die Präsidentschaft an, doch während des Vorwahlkampfes fiel er einem Attentat zum Opfer. Der offiziellen Version zufolge war der alleinige Täter der palästinensische Einwanderer Sirhan Sirhan.

Ende April 2012 meldete sich die Zeugin Nina Rhodes-Hughes in einem CNN-Interview zu Wort. Sie habe mehr als acht Schüsse aus zwei verschiedenen Pistolen gehört, doch das FBI habe ihre Aussagen damals falsch wiedergegeben. Sirhans Waffe war nur für maximal acht Schüsse ausgelegt. Eine Tonaufnahme des Reporters Stanisław Pruszyński bestätigt diese Zeugenaussage. Sie wurde damals vom FBI kopiert und offenbar nicht weiter beachtet. Vierzig Jahre später wurde sie von dem Toningenieur Philip Van Praag mit modernen Methoden untersucht und erregte mediale Aufmerksamkeit.

«In seiner Analyse der Pruszynski-Tonaufnahme stellte Philip Van Praag fest, dass fünf der auf dem Band aufgezeichneten Schüsse entgegengesetzt zu den acht Schüssen Sirhans abgegeben wurden» berichtet CNN 2012. «Van Praag kam auch zu dem Schluss, dass diese fünf Schüsse - der dritte, fünfte, achte, zehnte und zwölfte Schuss innerhalb einer Sequenz von 13 Schüssen - eine akustische ‚Frequenzanomalie‘ aufwiesen, die darauf hindeutet, dass sich Marke und Modell der mutmasslichen zweiten Waffe von Sirhans Waffe unterscheiden.»

«Ich kann Ihnen nicht sagen, was passiert ist», sagt Robert F. Kennedy Jr. über das Attentat auf seinen Vater in einem Interview im Juni 2023. «Ich kann darüber spekulieren. Und ich kann sagen, ich sehe keine Möglichkeit, dass irgendjemand diesen Autopsiebericht liest und danach sagen kann, Sirhan hat meinen Vater getötet. Mein Standpunkt ist, dass das untersucht werden müsste. Es gab keinen Prozess. Es gab einen Show-Prozess».

Fünf Jahre zuvor, 1963, war John F. Kennedy, der Bruder des oben genannten Robert F. Kennedy, Präsident der Vereinigten Staaten. Der junge Präsident war insgesamt friedfertiger als die führenden Militärs und Geheimdienstagenten um ihn. Kennedy beabsichtigte, die CIA aus Vietnam abziehen, wo diese bereits ohne das Wissen der US-Bevölkerung an Gefechten beteiligt war und Angriffe flog (2). Während der Kubakrise 1962 war Kennedy nicht bereit zu einer Invasion der Insel und entschied sich damit gegen den Rat seiner Generäle (3).

Am 22. November 1963 fiel John F. Kennedy einem Attentat zum Opfer. Er wurde von mehreren Kugeln aus verschiedenen Richtungen getroffen, doch man präsentierte schon wenige Stunden nach dem Attentat die These vom verrückten Einzeltäter Lee Oswald. Spätestens seit 1967 gab es mit der ersten Strafermittlung zu dem Mord auch mutige Gegenstimmen (4). Das Attentat wurde bis heute nicht aufgeklärt.

John F. Kennedy hatte nach dem Scheitern der Invasion in der Schweinebucht auf Kuba 1961 sowohl den CIA-Chef Allen Dulles als auch seinen Stellvertreter General Charles Cabell entlassen. Bekanntermassen erntete Kennedy mit dieser Kündigung deren Hass (5). Allen Dulles autorisierte bei der CIA zahlreiche verdeckte Mordanschläge an ausländischen Staatsoberhäuptern.

«Seit ich lebe, gehe ich davon aus, dass mein Onkel durch eine Verschwörung getötet wurde, durch mehrere Leute. Ich hatte von klein auf Zweifel.»

Die offizielle Erzählung vom verrückten Einzeltäter ergab für Robert F. Kennedy Jr. keinen Sinn. «Als ich älter war, recherchierte ich. Und jemand gab mir ein Buch: JFK and the Unspeakable. Und ich las es, und die ganze Geschichte ergab einen Sinn».

Die Familie der Kennedys kennt zwei heimtückische und tragische Attentate. Die Gedanken der Verstorbenen, ihr Glauben an friedlichere und menschenwürdige Lösungen verschwanden dadurch aber nicht aus der Welt, im Gegenteil. All die Vertuschungsversuche konnten in beiden Fällen das Aufflammen von unterdrückten Fakten und Fragen im Laufe der Jahrzehnte nicht verhindern, und erst recht nicht die Erinnerung an ihre damaligen Ziele.

Ein weiter so wäre gleichbedeutend mit Wahnsinn.

Zurück in die Gegenwart. Der Republikaner Donald Trump, Präsident der Vereinigten Staaten von 2016 bis 2020, war ganz offensichtlich auch nicht vom Establishment eingeplant. Als Milliardär und Immobilienunternehmer war er in der Lage, seinen Wahlkampf zu finanzieren, woran die meisten potentiellen Bewerber im gegenwärtigen System scheitern würden.

Man muss kein Fan von Trump sein, um mit Sicherheit zu sagen, dass er nicht kriegslüsterner war als seine Vorgänger, sondern im Gegenteil immer wieder deeskalierende Aussagen machte. Bei seinem Vorhaben, mit Russland «konstruktiv zusammenzuarbeiten», wurde er wiederholt von US-Neokonservativen kritisiert und ausgebremst.

Die Reaktion von Seiten des Establishments war eine gigantische Medienhetzkampagne bereits bei Amtsantritt bis heute, seine Verbannung von Twitter, zwei gescheiterte Amtsenthebungsverfahren, Löschungen auf YouTube, beispielhaft hierzu auch meine Analyse eines Medienbeitrags zum Sturm aufs Kapitol. Der Punkt ist, man wurde Trump trotzdem nicht los. Die beiden Amtsenthebungsverfahren gegen ihn scheiterten an der hierfür nötigen Zweidrittelmehrheit gegen ihn im Senat und seine Beliebtheit stieg infolge noch an. Trump gründete die Plattform Truth Social und will wieder kandidieren.

 

Veränderung möglich machen

Die Präsidentschaft von Robert F. Kennedy Jr. ist machbar, sage ich, weil immer all jene positive Veränderung machbar ist, welche zuvor im kollektiven Bewusstsein vorstellbar geworden ist. Unser kollektives Bewusstsein hat sich alleinein den vergangenen vier Jahren ausserordentlich verändert.

In den USA werden zudem Diskussionen offen geführt, welche hierzulande noch stark unterdrückt werden. Der US-Ökonom Jeffrey Sachs etwa äussert sich deutlich zu den Kriegsursachen, was per Videobotschaft auf der Berliner Kundgebung für den Frieden im Februar 2023 unsere Sprachlosigkeit zu diesem Thema kontrastierte.

Die RAND-Corporation geht offen davon aus, dass der Krieg in der Ukraine mit militärischen Mitteln nicht zu gewinnen ist.

Eine Studie zu Impfschäden bei US-Soldaten wird im Rahmen einer von US-Senator Ron Johnson moderierten Anhörung unter renommierten Ärzten und Medizinexperten diskutiert.

Senator Rand Paul konfrontiert Anthony Fauci 2021 wiederholt im Kongress mit der Frage, ob er und das National Institutes of Health (NIH) in Wuhan Gain of Funcion finanziert haben, also die Forschung zur Erhöhung der Gefährlichkeit von Krankheitserregern, so lange, so penetrant und detailliert, bis Fauci es nicht mehr zurückweisen kann.

Wir sind lange schon im Internet-Zeitalter angekommen und Informationen verbreiten sich sehr schnell. Die Informationslage ist zwar sehr unübersichtlich, gleichzeitig kann weniger Wissen vollständig oder weitestgehend geheim gehalten werden. Das betrifft sowohl das globale Ausmass an Korruption und gewissenloser Geostrategie als auch die Stimmung in einem Land an sich.

1963 musste eine einzelne aussagekräftige Videoaufnahme, der «Zapruder-Film», die Lügen um das Attentat auf JFK für viele Menschen massgeblich zu Fall bringen. Die CIA kreierte im Folgenden den Begriff Verschwörungstheoretiker und gab ein damals geheimes Papier dazu heraus, um die Kritiker der Einzeltäterthese mundtot zu bekommen.

Heute ist es kaum mehr möglich, die Stimmen der Vernunft aus der Öffentlichkeit zu verbannen, die zunehmend laut werden. Gleichzeitig ist es machbar, die Stimmen der Vernunft zu stärken, weil immer mehr Menschen begreifen, dass wir in diesen Zeiten ohne Integrität, ohne innere Orientierung und Wertesystem nicht mehr weiter kommen. Ein weiter so wäre gleichbedeutend mit Wahnsinn, mit der Abgabe der Deutungshoheit über Gesundheitsfragen an die Pharmaindustrie und die WHO-Sponsoren sowie einem Eintritt in den dritten Weltkrieg. Die Integrität derer, denen Entscheidungskompetenz übertragen wird, ist kein Luxus mehr, sondern wird zur Voraussetzung für unsere Zukunft. Das beginnen die Menschen zu begreifen. Robert F. Kennedy Jr. greift auf sein eigenes, inneres Wertesysten zurück, das ist spürbar, und das ist entscheidend.

Die Machbarkeit seiner Präsidentschaft misst sich auch daran, wie bereit er sein wird, sich dem medialen Gegenwind und Kugelhagel zu widersetzen und standzuhalten, die bereits laufenden sowie absehbaren Zensurmassnahmen in den sozialen Medien auszusitzen und durch Alternativen kreativ zu umgehen. In all dem hat Robert F. Kennedy bereits genug Erfahrung und wird nicht überrascht sein.

Zu Guter Letzt entsteht der Weg, den wir gehen, dadurch, dass wir ihn gehen. Dies dürfte insbesondere auch zutreffen auf die Präsidentschaftskandidatur von Robert F. Kennedy. Was kommen wird, wissen wir nicht. Wir leben, das ist meine persönliche Sichtweise, um dem Weg unseres Herzens zu folgen und etwas in diese Welt zu bringen. Wir können nicht kontrollieren, was dann geschieht, und das ist auch nicht unsere Aufgabe. Wir leben, um diese Welt eines Tages erfüllt und mit dem innerem Wissen wieder zu verlassen, dass wir für uns und für eine bessere Welt gegangen sind.

Ich wünsche Robert F. Kennedy viel Erfolg und viel Glück.


Quellen:

(1) Im Original: Crimes Against Nature: How George W. Bush and His Corporate Pals Are Plundering the Country and Hijacking Our Democracy
(2) Ganser, Daniele: Imperium USA, die skrupellose Weltmacht, Orell Füssli Verlag, 2020, Seite 210ff.
(3) Ebenda, Seite 189.
(4) Ebenda, Seite 198.
(5) Ebenda, Seite 203f