Palästinensisches Olivenöl: Vom Verbot zum Verkaufsschlager
Die Kunden des Fairtrade-Händlers Gebana zeigen sich solidarisch und kaufen palästinensisches Olivenöl, dessen Verkauf vom Zürcher Kantonallabor verboten worden war.
«Olivenöl droht Verkaufsverbot». Der Newsletter, in der die Gebana, der älteste schweizerischen Fairtrade-Händler einmal monatlich seine Produkte bewirbt, schreckt auf. Denn das Olivenöl, dem die Vernichtung droht, stammt aus dem Westjordanland, dem kriegsgeschüttelten Palästina. Eine politische Sanktion? Natürlich nicht. Aber was steckt dahinter?
Im Begleittext schreibt die Gebana, dass «gemäss der Analyse des Schweizer Olivenölpanels der Geschmack des Olivenöls derart minderwertig sein soll, dass man es nicht verkaufen darf». Das lässt der Förderer von Kleinbauernprojekten nicht auf sich sitzen und mutmasst im Newsletter, dass die Mitglieder des Panels vor allem Öle aus Europa verköstigen, «das Öl aus Palästina (aber) schmeckt von Natur aus schärfer und intensiver».
Das Schweizer Olivenölpanel (SOP) testet also kaum palästinensische Öle und kann dessen Geschmack demzufolge nicht einordnen? Eine Vermutung, die das Schweizer Olivenölpanel weit von sich weist. Annette Bongartz Kohli, die seitens der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) das Schweizerische Olivenölpanel leitet, zeigt sich empört, dass Gebana «ohne je mit uns Kontakt aufgenommen und sich bei uns informiert zu haben solche «Mutmassungen» in die Welt setzt.
Ausführlich schildert Annette Bongartz Kohli die Kompetenzen ihrer Forschungsgruppe Lebensmittel-Sensorik der ZHAW: So sei das SOP das einzige in der Schweiz akkreditierte und vom International Olive Council (IOC) anerkanntes Olivenölpanel der Schweiz und «würden jährlich zum Zwecke der Qualitätssicherung an einem Proficiency-Test mit anderen rund 100 Olivenölpanels weltweit teilnehmen».
Allerdings: Ein rasch einberufenes 10-köpfiges Gebana-internes Olivenöl-Tester gaben der beanstandeten Charge ein durchaus gutes Zeugnis.
Den Verkauf des Olivenöls verboten hatte das Zürcher Kantonallabor, dieses wiederum hatte das SOP mit der Probe beauftragt. Gebana legte Rekurs ein. Solange die Einsprache läuft, also noch ungefähr zwei Wochen, darf das Olivenöl weiterverkauft werden. Beim betroffenen Gebana-Olivenöl handelt es um eine spezifische Charge des Olivenöls, wie auch Rolf Zopfi von der «Kampagne Olivenöl aus Palästina» bestätigt. Weitere Öle aus der «Kampagne» sind nicht betroffen. Die «Kampagne» besteht seit über 25 Jahren und ist ein israelisch-palästinensisches Gemeinschafts- und Friedensprojekt.
Dass die 1400 Halbliter-Flaschen vorläufig verkauft werden dürfen, liegt daran, dass es sich «nur» um eine sensorische, also eine rein geschmackliche Beanstandung handelt. «Alle chemisch-physikalisch ermittelten Werte wie Reinheitsgehalt oder Kontamination entsprechen völlig den Qualitätsanforderungen», führt Elvira Zingg, Head Supplier Development bei der Gebana AG aus.
Gebana fühlt sich auch deshalb vom negativen Urteil des SOP völlig vor den Kopf gestossen, weil die Zürcher Vertriebsfirma das Öl regelmässig von einem Labor in Jordanien untersuchen lässt. Während der Rekursphase hat das Handelsunternehmen das Recht, die Charge durch zwei Labore untersuchen zu lassen. Gebana und das kantonale Labor Zürich haben sich auf ein deutsches und ein türkisches Labor geeinigt. «Wir hoffen», so Zingg, dass das türkische Labor am ehesten den Geschmack von palästinensischem Olivenöl nachvollziehen kann.» Allerdings: Beanstandet auch nur ein Labor die Probe, muss die Charge endgültig aus dem Verkauf gezogen werden.
Bis dahin zeigt sich Gebana äusserst kulant: Die Kunden können, falls ihnen das palästinensische Olivenöl tatsächlich nicht schmecken sollte, dieses gratis und franko zurückschicken.
Ob dieses Angebot oder die Solidarität mit Palästina eine Rolle gespielt hat? Jedenfalls sind zwei Tage nach Erscheinen des Newsletters die betroffene Charge bereits ausverkauft.
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