Der Sommer ist vorbei und der Herbst ist wieder ins Land gezogen. Fast alles, was auf den Feldern und in den Gärten gewachsen und auf den Bäumen gereift ist, ist geerntet und gut untergebracht; ein paar spätere Sorten sind noch dabei, fertig zu reifen.

Fruchtrad zum Erntedankfest, gestaltet von den Landfrauen Wietzendorf, Niedersachsen. Foto: Oxfordian Kissuth

Gestern wurde an vielen Orten das Erntedankfest begangen. Traditionell wird es am ersten Oktobersonntag gefeiert, ein bis zwei Wochen nach der Herbst Tag- und Nachtgleiche. Die katholische deutsche Bischofskonferenz legte 1972 diesen Oktobersonntag als Empfehlung fest, aber er ist nicht bindend und kann von jeder Gemeinde selbst festgelegt werden.

Auch unsere Gemeinschaft hat ein Dankfest für die reiche Ernte auf unserem «Landsitz» gefeiert, mit Pizza aus dem Lehmbackofen und frisch gepressten Apfelsaft. Die Kinder haben freudig mitgeholfen.

Das Erntedankfest ist älter als das Christentum. Rituale um die Ernte gab es wahrscheinlich schon, seitem die Menschen sesshaft geworden waren und Nutzpflanzen anbauten. Von der Antike und vom Römischen Reich gibt es Überlieferungen von Festen zur Erntezeit: Während die Griechen die olympische Gottheit Demeter als Verantwortliche für die Fruchtbarkeit der Erde verehrten, wird in der römischen Mythologie Ceres als Göttin der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus genannt.

Welche Gottheit auch immer darüber wachen mag, wir verdanken es vor allem Mutter Erde und Vater Sonne, dass es eine Ernte gibt.

Die Erde ist die Haupternährerin und Hauptversorgerin aller Menschen auf der ganzen Welt, denn alles, was da wächst und gedeiht, hat Wurzeln in der Erde.

Die Sonne lässt es reifen. Zuvor sorgt sie aber noch dafür, dass die Pflanzen Wasser bekommen: Sie lässt mit ihren Strahlen das Wasser der Meere verdunsten. Daraus bilden sich Wolken, die das Wasser zu den Pflanzen bringen und die Erde immer wieder bewässern. Deshalb, liebe Sonne, liebe Erde, gilt euch unser aufrichtigster Dank.

Erde, die uns dies gebracht,
Sonne, die es reif gemacht,
Liebe Sonne, liebe Erde,
Euer nie vergessen werde!
Christian Morgenstern

Auch danken wir von Herzen all den fleissigen Menschen, Bauern, Gärtnern und Helfern, die säen, pflanzen und für uns ernten, und dafür sorgen, dass unsere Mägen und Kühlschränke gefüllt werden.

Erst seit der klitzekleinen Zeitspanne der Anwesenheit des Menschen auf der Erde ernten sie das, was sie selbst angebaut haben. Nach heutigem Wissen existiert die Gattung Homo seit etwa 2,7 Millionen Jahren, und den grössten Teil dieser Zeit lebte sie als Jäger und Sammler. Erst in der Jungsteinzeit vor rund 12 000 Jahren begann der Mensch, sesshaft zu werden. Man nennt diese Zeit auch die neolitische Revolution, weil es eine der tiefgreifendsten Veränderungen in der Menschheitsgeschichte war. Mit dem gezielten Anbau von Pflanzen lebte der Mensch nicht mehr nur von dem, was er in der Natur vorfand, sondern er griff selbst in die Natur ein und veränderte sie.

Bis heute werden diese Veränderung weiter getrieben, die Eingriffe werden immer grösser und vor allem immer zerstörerischer. Allein wenn ich nur an die Regenwaldzerstörung oder die vor allem durch Plastikmüll verschmutzten Meere denke, die den Kreislauf des Wassers in lebensbedrohlichem Masse behindern, werde ich sehr traurig. Der Mensch zerstört seine eigene Lebensgrundlage, denn Wasser ist die Quelle des Lebens.

Ist es das Ziel der Menschheit, sich selbst zu zerstören? Auch wenn man sich die Kriegstreiberei unserer Politiker ansieht («Wir müssen wieder kriegstauglich werden») fällt es nicht schwer, auf genau diesen Gedanken zu kommen. 21 unsinnige Kriege gibt es zur Zeit auf der Welt …

Tilo Gräser berichtet hier über die wohl sehr beeindruckende Friedensdemo am 3. Oktober in Berlin. Gleichzeitig stellt er die Frage: Wann werden aus den etwa 50 000, die am Donnerstag in Berlin zusammenkamen, wieder Hunderttausende oder gar Millionen, die klar und deutlich sagen «Die Waffen nieder! Nie wieder Krieg!»?

Ich selbst gehöre zu denen, die das laut und deutlich sagen, denn Kriege können niemals mit Krieg beendet werden. Wir müssen wieder friedenstauglich werden! Und damit kann ich zunächst nur in mir selbst beginnen und mich fragen: «Mit welchen meinen Eigenschaften stehe ich selbst auf dem Kriegsfuss?» «Mit welchen Menschen in meiner Umgebung liege ich im Klinsch?»

Ich selbst will Frieden in mir und mit der Welt! Und ich weiss, dass die Mehrheit der Menschen endlich Frieden auf der Welt will. Aber zu viele lassen sich leider immer noch von der Propaganda der Kriegstreiber indoktrinieren, weil sie das Selberdenken verlernt haben — «Wann wird man je verstehen?» (Marlene Dietrich)

Heute Abend um 21 Uhr kannst du dich wieder gedanklich verbinden mit vielen anderen Menschen, die auch eine neue friedliche Welt aufbauen wollen. Nimm dir die Zeit für eine kleine Meditation.

Und heute, am 7. Oktober 2024, dem Jahrestag der Hamas-Überfälle in Israel, lädt auch die Initiative Nonviolence International Menschen weltweit ein, der Heiligkeit jedes Lebens zu Gedenken, und mit ihren Gedanken und Taten für den Frieden einzustehen.

Nonviolence International: Erinnern wir uns an die Heiligkeit jedes Lebens, gedenken wir derer, die in den Jahrzehnten der Gewalt und Unterdrückung ihr Leben verloren haben, und gedenken wir derer, die heute leiden: derer, die Angehörige verloren haben, die verletzt, entführt oder vertrieben wurden, deren Häuser zerstört wurden und die unter Hunger und Krankheit leiden. Durch unsere Trauer und unser Gedenken erneuern wir unser Versprechen, niemals auf Gerechtigkeit und Frieden zwischen Palästinensern und Israelis zu verzichten.

Wir laden Sie ein, drei Tage lang der Opfer zu gedenken und aktiv zu werden: Tragen Sie in diesen Tagen eine schwarze Schleife oder Armbinde. Wir möchten, dass Menschen auf der ganzen Welt, in unseren Städten und Gemeinden, an ihren Arbeitsplätzen und in Bildungseinrichtungen schwarze Schleifen oder Armbinden tragen, um ein kollektives Bewusstsein der Trauer um die verlorenen Leben zu schaffen. Sie können auch «Jedes Leben ist ein Universum» auf Ihre Schleifen oder Armbänder schreiben.»

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Eva-Maria Gent
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