Der Abgrund wird mit Geld gefüllt

Der Stosstrupp gegen das Absaufen der Finanzmärkte, ‹The President‘s Working Group on Financial Markets› oder eben das ‹Plunge Protection Team›, wie die Arbeitsgruppe von der US-Finanzbranche genannt wird, ist wieder reaktiviert worden. Das erfuhr man in unübersehbarer Aufmachung im Wall Street Journal vom 23. Oktober 2006. Ins Leben gerufen wurde die Arbeitsgruppe mit Direktoren der verschiedenen Börsen und führenden Regierungsbeamten 1988 vom ahnungsvollen Ronald Reagan. Bereits ein Jahr später musste sie tüchtig in die Hosen steigen. Ihr Chefideologe, Robert Heller von der US-Zentralbank, schlug 1989 vor, dass das Federal Reserve System die Finanzmärkte im Notfall mit Liquidität versorgen solle. Dann wurde es wieder still um die doch sehr privaten Geschäfte der Truppe. Nur ein paar wenige Male, schreibt der Finanzjournalist John Crudele in der New York Post, sei sie aus ihrem Gehäuse hervorgekrochen, zum Beispiel nach 9/11. Ausgerechnet jetzt, wo die Aktienmärkte so brummen, ruft der US-Finanzminister Paulson das Plunge Protection Team wieder auf die Kommandobrücke. Gemäss Wall Street Journal besprechen die Herren die Probleme, die mit Hedge Funds und Derivativen entstehen könnten und die «Fähigkeit der Regierung, auf eine Finanzkrise zu antworten.»
Nicht nur die Tatsache der Reaktivierung der Arbeitsgruppe ist interessant. Noch aufschlussreicher ist die Tatsache, dass ihre Arbeit ins Scheinwerferlicht gerückt wird. Das Signal an die Finanzwelt, die sich der dünnen Luft auf der Rekordhöhe des Dow Jones‘ sehr wohl bewusst ist, lautet: Im Falle eines Falles werden wir den Abgrund mit Geld zudecken. Der Aufschwung der Papiere kann also ohne Risiko weitergehen.
Was es wirklich heisst: Die Situation ist schon so kritisch, dass schon kleine Schwächen zu einem Kollaps führen könnten.
An dieser Stelle muss ich Ihnen mitteilen, dass ich der schlechten Nachrichten ziemlich überdrüssig bin. Die Schurkenstaaten sind eine weltpolitisch akzeptierte Realität, die ich nicht mehr beweisen muss, auch nicht in diesem Magazin.
Ich überlege mir ernsthaft, ob ich zum Jahreswechsel – der zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Textes ja noch vor mir liegt – nicht besser ins Humorfach wechsle. Notfalls kann ich immer noch über Schurken lachen. Das ist auf jeden Fall gesünder, als sie allzu ernst zu nehmen.

Alles Gute, Ihr Geni Hackmann
25. April 2007
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