Ein brennender Dornbusch in der kapitalistischen Wüste

«Wir könnten jederzeit aufhören unsere Mieten, unsere Hypotheken, unsere Steuern oder die Nebenkosten zu bezahlen. Sie wären machtlos gegen uns, wenn wir das alle gleichzeitig machen würden. Wir könnten jederzeit aufhören zur Arbeit zu gehen, zur Schule – oder hingehen und uns weigern weiter Befehle entgegen zu nehmen; oder uns nicht mehr angepasst verhalten, und stattdessen Soziale Zentren daraus machen. Wir könnten jederzeit unsere Ausweise zerreissen, die Nummernschilder von unseren Autos abschrauben; die Überwachungskameras zerstören, Geld verbrennen, unsere Portemonnaies wegwerfen und kollektive Formen schaffen, um zu produzieren und zu verteilen, was wir brauchen.
Immer wenn meine Arbeitsschicht stinklangweilig ist, ertappe ich mich dabei, so etwas zu denken. Bin ich wirklich alleine mit diesen Ideen? Ich kann mir all die üblichen Einwände vorstellen, aber ich möchte wetten, wenn es an irgendeinem Ort in der Welt beginnen würde, alle anderen würden schnell aufspringen. Stellt euch all die unzähligen Wege vor, auf denen wir stattdessen unsere Leben vergeuden. Was wäre nötig, um diese Kettenreaktion loszutreten? Wohin kann ich gehen, um Leute zu finden, die nicht nur ihre Jobs hassen, sondern auch bereit sind, ein für alle Mal die Arbeit sein zu lassen?» (Auszug aus dem Buch «Work»)

Das «CrimethInc. Ex-Workers Kollektiv» begann seine Arbeit am Buch Mitte 2010. Die Gruppe gilt als einflussreichstes anarchistisches Projekt Nordamerikas. Entstanden in den 90er Jahren und beeinflusst von Bewegungen wie «Earth First!», «Reclaim the Streets» und «Food Not Bombs», sind ihre theoretischen Referenzen der Anarchismus und Situationismus. CrimethInc. hat eine Vielzahl von Büchern, CD’s und Fanzines publiziert. Alleine ihr Pamphlet «Fighting for Our Lives» erschien in einer Auflage von 500'000 Exemplaren. Sie vertreten das Konzept der «Affinity Groups», informelle Zellen von bis zu 20 Personen. Die genaue Anzahl von AktivistInnen ist nicht bekannt.
In den letzten drei Jahren verkauften sie rund 15'000 Exemplare des Buches «Work» und verteilten 60'000 Kopien des dazugehörenden Posters. Der Text erschien unter anderem auch auf serbokroatisch, russisch und koreanisch. Mittlerweile wurde «Work» auf Vortragsreisen durch drei Kontinente vorgestellt. CrimethInc. selber bezeichnet sich als brennender Dornbusch in der industriellen Gesellschaft. Ihr Rat an die Occupy-Bewegung: «Das Wichtige ist nicht, Forderungen an die Herrschenden zu stellen, sondern kräftig genug zu werden, um unsere Bedürfnisse selbst zu realisieren». Sie vertreten den Ansatz, vor allem mit dem Prekariat – den Ausgeschlossen – zusammen zu arbeiten. Das Kollektiv hat gemäss der Verlagsmitteilung, Monate damit verbracht, düstere Teile der Geschichte zu studieren und Aufzeichnungen über die Ausbeutung im Alltag zu vergleichen. So gelang ihnen eine grosse, vereinheitlichte Feldtheorie über den aktuellen Kapitalismus.  

CrimethInc.: Work – Kapitalismus, Wirtschaft, Widerstand. 2014, Unrast Verlag, 352 Seiten, Fr. 29.90 / Euro 19.80 http://crimethinc.com

14. August 2014
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