Sind optische Täuschungen gemeingefährlich?

Fliegende Untertassen sind heute Glaubenssache. Aber das war nicht immer so.

Bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durften auch Militärpiloten öffentlich über Sichtungen von UFOs berichten, ohne gleich aus dem Verkehr gezogen zu werden. Ausserirdische waren eine Realität, die sogar zu Massenpanik führen konnte, wie das berühmte Hörspiel «Krieg der Welten» auf der Basis eines Buches von H. G. Wells zeigt, mit dem sich der junge Orson Welles 1938 ein Radio-Denkmal setzte.

Das änderte sich schlagartig am 6. Juli 1947, und zwar ausgerechnet mit der Bergung eines mehr oder minder intakten UFOs, das ja als physischer Beweis hätte dienen können. Gefunden wurde das UFO in Nähe der Luftwaffenbasis Roswell in Kalifornien, nicht irgendein Flugplatz in der amerikanischen Pampa, sondern eine Hochsicherheitseinrichtung mit den ersten Atombomben, von wo auch die Einsätze nach Hiroshima und Nagasaki geflogen wurden. Die Offiziere von Roswell, Männer der höchsten Zuverlässigkeitsstufe, untersuchten also das Ding und veröffentlichten eine Pressemitteilung. Diese schaffte es in die Zeitungen der Westküste. Für die Ostküste, ein paar Stunden später, reichte es schon nicht mehr. Denn inzwischen verbreitete das Pentagon ein Dementi mit der Erklärung, es sei ein Wetterballon gewesen. Erstaunlich nur, dass wegen dieses harmlosen Wetterballons das Gebiet um die Fundstelle während einer ganzen Woche grossräumig abgesperrt wurde.
Mit diesem Ereignis änderte sich die Politik rund um fliegende Untertassen grundlegend. Präsident Truman soll ein paar geheime Sitzungen mit den Militärspitzen abgehalten haben. Sicher ist: Am 15. September erliess er den National Security Act, der zur Gründung des National Security Council und der CIA führte, zu deren Aufgabengebiet ausdrücklich auch die UFOs gehörten. Damit wurden UFOs offiziell Geheimsache – sie sind es seit jenem September 1947 bis zum heutigen Tag. Daran ändern auch die vielen Zeugnisse von ehemaligen Geheimdienstmitarbeitern nichts, die seither über geheime Labors berichteten, über die Auswertung von UFO-Technologien oder über die mysteriöse «Area 51», ein hermetisch abgeriegeltes Gebiet von der Grösse des Kantons Luzern im amerikanischen Bundesstaat Nevada.

Heute sind UFOs für Regierungen und Massenmedien tabu. Wer welche sichtet, muss an Wahrnehmungsstörung leiden. An der Basis des Volkes sieht es natürlich anders aus. Da wurden zum Beispiel Erich von Dänikens Bücher 63-millionenfach gelesen. Zum 80. Geburtstag des populärwissenschaftlichen Autos und Pioniers der sog. Prä-Astronautik über die Beeinflussung der Menschheitsgeschichte durch Ausserirdische findet im April dieses Jahres ein grosser Kongress statt, bezeichnenderweise in Sindelfingen und nicht in seiner schweizerischen Heimat, die ihm weder Glück noch Ansehen gebracht hat.


Auch die Schweizer Luftwaffe verstrickte sich in zahlreiche Widersprüche, wie Luc Bürgin in seinem Buch «UFOs über der Schweiz – das Dossier der Luftwaffe» (Kopp Verlag, 2001) zeigen konnte. Aus den 1940er und 1950er Jahren sind verschiedene Berichte von Offizieren und Piloten aktenkundig, die UFOs sichteten. Trotzdem erklärte der Informationsdienst der Fliegertruppen 1987, es sei noch nie eine konkrete Meldung eines Piloten über eine Sichtung eingegangen. Dies war gelogen, wie später freigegebene Akten zeigten. Gelogen hatte 1990 auch der damalige Bundesrat Kaspar Villiger, der die Existenz geheimgehaltener Informationen über UFOs abstritt, «weil es nichts geheim zu halten gibt.» Schliesslich musste 1994 Luftwaffenchef Divisionär Hansruedi Fehrlin vor laufender Kamera die Existenz eines UFO-Dossiers bestätigen. 1996 sichtete sogar der Chef der Luftraumüberwachung persönlich ein UFO. Dies und vieles mehr ist nachzulesen im unaufgeregten, sachlichen Buch von Luc Bürgin.
Man fragt sich schon, was es in dieser Sache zu verbergen gibt. Optische Täuschungen können es jedenfalls nicht sein.




Mehr zum Thema finden Sie im Heft 136 Berichte aus der Tabuzone
08. Mai 2015
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