60 Jahre Menuhin Festival in Gstaad

Wenn das Sponsoring der Lebensphilosophie des Festivalgründers diametral widerspricht.

Der berühmte Geiger, Sir Yehudi Menuhin wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. Im Raum Gstaad wird sein runder Geburtstag und 60 Jahre „Menuhin Festival“ gefeiert. Ab dem 14. Juli ertönen wieder klassische Konzerte in Kirchen im Saanenland. Auch Menschen mit kleinem Budget können sich in der Schweiz Konzerte leisten – dank Sponsoring. Die Nebentöne waren dem Humanisten und überzeugten Pazifisten Menuhin aber auch sehr wichtig: Das Sponsoring soll deshalb Menuhins Ethik respektieren.

Mit Speck fängt man Mäuse: 
Auf der Sponsorenliste vom „Lucerne Festival“ z.B. stehen nebst Nestlé oder CS auch Glencore. Firmen, denen immer wieder die Verletzung von Menschenrechten und gravierende Umweltzerstörungen vorgeworfen werden, können sich ohne grossen Widerstand mit „Luzern“ schmücken. Da das Lucerne-Festival auch gratis Musik auf den Strassen organisiert, haben sich das Publikum in Luzern bisher kaum genauer mit den Verbrechen der Sponsoren auseinandersetzt.

In Gstaad macht seit 2012 eine Gruppe darauf aufmerksam, dass Sponsoren, die mittels Terrorismus, Drogen, Atomwaffen und Steuerbetrug Geld vervielfachen, nicht auf die Menuhin-Sponsorenliste gehören. Der Druck dieser Gruppe hat sicher auch mitgeholfen, dass der damalige Hauptsponsor HSBC sich 2015 zurückzog. In die Lücke gesprungen ist die Edmond de Rothschild Bank: Das Management zeigt Yehudi Menuhin gegenüber also nach wie vor keine Sensibilität. Auch die Kirchenleitungen wollen sich partout nicht an die Parallelen der Tempelaustreibung erinnern.

Bei unseren Sensibilisierungskampagnen hatte ich immer wieder Kontakt mit Konzertgästen. Vielen war es überhaupt nicht bewusst, dass die Darbietungen teilweise mit Blutgeld bezahlt werden. Es gab auch Stimmen, die behaupteten, man könne keine Kriege verhindern, indem Festivals sich an Moral und Ethik halten müssten.
Eines ist sicher: Das Säbelrasseln nimmt auch in unserer unmittelbaren Nähe wieder markant zu! Wer sich mit Sir Menuhin identifizieren kann, versucht auf allen Ebenen unnötige Gewalt zu reduzieren: Echte Kultur hilft, Kriege zu verhindern.
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„Wir sind einer radikalen Abwehr von unserem einstigen Ethos erlegen. Was vormals natürlich war, nämlich die Beziehung des Menschen zu seiner Umgebung, zur Natur, zum Urerkennbaren - wir nennen es Gott -, zu unserer eigenen Kultur, zu dem, was uns mitgegeben wurde an Intelligenz und Kreativität, ist durch Unnatürliches so gründlich ersetzt worden, dass wir den Unterschied zwischen dem Echten und dem Falschen nicht mehr sehen.“
Sir Yehudi Menuhin, Geiger, Humanist und Pazifist

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Alec Gagneux, Ing. HTL, engagiert sich im Rahmen von Entwicklungsprojekten für faireres Geld, Solarenergie und würdige Familienplanung. Er betreibt die Webseite www.fairch.com
13. Juli 2016
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