Trottoirs sind meist zu schmal

Aarau, Basel, Bellinzona, Chur und Neuenburg wird die «goldene Schuhbürste» übergeben. Sie erfüllen schon manche Kritierien für Fussgänger. Dennoch: Dem Fussverkehr soll in der Schweiz einen höheren Stellenwert eingeräumt werden. Dies geht aus dem Bericht «GEHsund – Städtevergleich Fussverkehr» hervor.

Erstmals wurde in 16 Städten in der Schweiz die Fussgängerfreundlichkeit detailliert untersucht. Unter anderem in Zug, Bern, Locarno, Luzern und Zürich. Die Fussgängerfreundlichkeit wurde im Rahmen des Projekts «GEHsund – Städtevergleich Fussverkehr» mittels drei verschiedenen Teilprojekten erhoben: Mit einer Begehung wurde die Situation vor Ort beurteilt (Fussverkehrstest), eine Befragung der Bevölkerung ermittelte die Zufriedenheit (Umfrage), und als drittes wurden die städtischen Aktivitäten zur Förderung des Fussverkehrs bewertet (Planungspraxis).

Aarau schneidet bei der Bewertung der Infrastruktur am besten ab, Chur bei der Zufriedenheit und Basel bei der Planungspraxis. Neuenburg ist die fussgängerfreundlichste Stadt in der Romandie und Bellinzona erreicht im Quervergleich der Tessiner Städte die höchste Punktzahl. Insgesamt erreicht Basel mit 68 Prozent aller erfüllten Anforderungen den höchsten Wert der untersuchten Schweizer Städte. Diese fünf Städte erhalten je eine «goldene Schuhbürste». Sie symbolisiert, dass die Stadt zwar gut abgeschnitten hat, aber weiter an der Fussgängerfreundlichkeit polieren muss, um zu brillieren.

Die Resultate des Projekts zeigen bestehenden Handlungsbedarf deutlich auf. Der Umweltverein umverkehR, der Verband Fussverkehr Schweiz und die Hochschule für Technik Rapperswil empfehlen gezielte Massnahmen, um die Situation im Fussverkehr zu verbessern:

  • Mehr Platz für den Fussverkehr: Trottoirs sind gemäss Fussverkehrstest mehrheitlich zu schmal. Bei Trottoirs entlang von Hauptstrassen werden die Vorgaben der Schweizer Norm oft nicht eingehalten.
     
  • Mehr Fussgänger- und Begegnungszonen schaffen, Temporeduktion auf dem übrigen Strassennetz: Temporeduktion ist in der Zufriedenheitsumfrage ein oft deponiertes Bedürfnis. Eine Auswertung der Verkehrsunfallstatistik zeigt: Je höher der Anteil an Strassen mit Tempo 20 und 30, desto weniger Fussgängerunfälle.
     
  • Kürzere Wartezeiten an Ampeln: Die Wartezeit an Ampeln ist generell sehr lang, insbesondere bei Ampeln mit Grünanforderung. Dies zeigen sowohl die Messungen bei der Begehung als auch die Bevölkerungsumfrage, welche in diesem Punkt eine sehr geringe Zufriedenheit aufweist.
     
  • Getrennte Infrastruktur für den Fuss- und den Veloverkehr: In der Bevölkerungsumfrage wird das Velofahren auf dem Trottoir als eines der häufigsten Probleme genannt.
     
  • Fachstelle Fussverkehr besser dotieren: Fachstellen für den Fussverkehr sind unterdotiert. Ein ausreichender Stellenumfang und definierte Zuständigkeiten der Fachstelle Fussverkehr sind deshalb Kernempfehlungen.
     
Diese Massnahmen sollen zeitnah umgesetzt werden, damit die Bevölkerung mehr zu Fuss unterwegs ist. Denn Fussverkehr ist leise und platzsparend, schont die Umwelt, verbessert das Klima und fördert die Gesundheit, so die Initianten des Projekts.