Über Nacht zum Star

Ein Heiratsantrag wird über 32 Millionen Mal auf YouTube angeschaut. Ein Blog über die tägliche Kleiderwahl kann zum lukrativen Hauptberuf werden. Ein Obdachloser wird durch ein Online-Video über Nacht zum gefragten Stadionsprecher und ein deutscher Fotograf erreicht über Instagram eine Fangemeinde von knapp 680’000 Menschen. Es gibt keinen Zweifel daran, dass durch das digitale Zeitalter eine neue Form der Bekanntheit entstanden ist: die Netzprominenz.


Netzprominente sind Menschen, die im Internet sichtbar (gemacht) werden, auf ein hohes Maß an Aufmerksamkeit stoßen und so einem breiten Publikum bekannt werden. In einigen Fällen ist auf diese Weise sogar eine globale Öffentlichkeit erreichbar. Vor allem im Leben junger Menschen spielen Netzprominente eine steigende Rolle und übertreffen dabei zunehmend auch die klassischen Prominenten aus Film und Fernsehen.


Die Beschäftigung mit dem Thema Prominenz erschien der wissenschaftlichen Forschung lange Zeit als zu banal. Dass die Auseinandersetzung mit Internetstars jedoch alles andere als irrelevant ist, zeigt Hanne Detel in ihrer Dissertation «Netzprominenz – Entstehung, Erhaltung und Monetarisierung von Prominenz im digitalen Zeitalter». Detel arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören neben der (ungewollten) Prominenz im digitalen Zeitalter Aspekte der Journalismus- und Medialisierungsforschung, das Social Web und Skandalisierung.


Hanne Detel: Netzprominenz – Entstehung, Erhaltung und Monetarisierung von Prominenz im digitalen Zeitalter. Herbert von Halem Verlag, 2017. 376 S., € 35.–. ISBN 978-3-86962-255-2
27. Juli 2017
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