Wahrheit, Schönheit und Güte – unser Massstab?
Eine gute und schöne sommerliche Frühlingswoche liegt hinter uns – so war sie zumindest in meinem Empfinden. Aber haben wir alle diese Woche als «gut» und «schön» empfunden? Als «wahr»?
Die Begriffe Wahrheit, Schönheit und Güte sind Grundbegriffe der antiken Philosophie und werden als solche auch in der gesamten Geschichte der Philosophie immer wieder genannt.
Besonders Sokrates und Platon, zwei der bedeutendsten Philosophen der antiken griechischen Welt, beleuchteten diese Begriffe immer wieder von verschiedenen Seiten:
Sokrates (469–399 v. Chr.) wollte durch den kritischen Dialog aufzeigen, dass kein Wissen, keine Wahrheit und auch keine bestimmten Begriffe, für alle Menschen das Gleiche bedeuten («Ich weiss, dass ich nichts weiss!» ). Durch diese persönliche Haltung kann man ihn gut und gerne als Vorbild eines Philosophen gelten lassen.
Dagegen schuf Platon (427–347 v. Chr.) die neue Gattung des Schriftlichen Dialogs und setzte in der Breite seiner Themen, Metaphysik, Erkenntnistheorie, Ethik u.a.m., neue Massstäbe des Denkens. Für ihn steht am Anfang die Idee: Die Ideen sind Urbilder (paradeigmata) in der Welt des Seienden, die in der Welt des Werdens (genesis) ihre Abbilder haben.
Nach dieser Denkart ist es Idee des Schönen, die alles Schöne überhaupt erst schön macht. Die Idee des Schönen bezieht sich bei Platon aber nicht allein auf eine äusserliche Ästhetik, sondern hat sehr wohl etwas mit dem Guten zu tun – nämlich dadurch, dass auch Handlungen und Bestrebungen «schön» sein können.
Schönheit und Güte sind also bei Platon (und nicht nur bei ihm, sondern allgemein in der klassischen Philosophie) eng miteinander verknüpft. Die Idee des Guten, oder der Güte, ist für Platon die Haupt-Idee, das Grundprinzip alles Seins und alles Seienden.
Mit der Wahrheit verhält es sich bei Platon etwas anders: Platon kennt keine Idee der Wahrheit. Wahrheit entsteht durch Erkenntnis. Aber wenn eine Erkenntnis auf einer sinnlichen Wahrnehmung beruht (z.B. «Das Himmel ist blau.» ), ist sie nur die Wahrheit des Beobachtenden, ist also nicht selbst «die» Wahrheit. Eine eigene Erkenntnis ist also immer nur in soweit wahr, soweit sie an der «Wahrheit» teilhat.
Die Trias «Wahrheit, Schönheit und Güte» hat sich erst im 18. und 19. Jahrhundert etabliert – und zwar besonders im Zusammenhang mit der Kunst, bzw. der Entstehung der Ästhetik als einer Disziplin, die das Wesen des Schönen erforscht.
«Wahrheit, Schönheit, Güte:
die grossen Charaktere menschlichen Strebens»
Rudolf Steiner
1923 geht Rudolf Steiner in einem in Dornach gehaltenen Vortrag sehr tiefsinnig auf diese drei Begriffe ein und erkennt sie als die grossen Charaktere des menschlichen Strebens. Ich selbst will an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen; den ganzen Vortrag kann man hier anhören.
Für Steiner ist es ein besonders wichtiges Anliegen, dass der Mensch diese drei Werte nicht nur als Kraft in sich selber erspürt und erkennt, sondern sie auch in jedem anderen Menschen und in der Welt wahrnimmt.
Stell Dir eine Welt vor, in der jeder Mensch das Wahre, das Schöne und das Gute in jedem anderen Menschen, in jedem Gegenüber erspüren kann, indem er versucht, hinter die Maske seines «So-geworden-Sein» zu blicken.
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Alle Menschen gehören zur Menschheitsfamilie, wie Daniele Ganser bei der 3. Friedenskonferenz im Oktober 2023 auch wieder betont in seinem Vortrag: Das dunkle Kapitel der Gegenwart – und wie wir da raus kommen.
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Und jeder Mensch ist «Im Grunde gut» , was Rudger Bregman in seinem gleichnamigen Buch «- eine neue Geschichte der Menschheit» sehr überzeugend vertritt.
Vielleicht nimmst Du heute Abend wieder wie jeden Montag um 21 Uhr die Gelegenheit wahr, gleichzeitig mit vielen anderen deine Gedanken an Wahrheit, Schönheit und Güte verstärkend ins morphogenetische Feld der Liebe und des Friedens zu senden, auf das unsere Welt eine bessere werde, eine Welt in Frieden. Ich wünsche Dir eine friedliche, gute und schöne Woche – ganz nach deiner Idee und in deinem Sinne.
Eva-Maria Gent
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