Weihnachtserinnerungen

Ich war ein Einzel- und ein Scheidungskind. Ich wuchs mit meiner Mam auf, die sich, nebst 100%-Job, liebevoll um ihre heranwachsende Tochter kümmerte.

Räuchermännchen
Der Duft des Räuchermännchens...

Festtagsfrage

...das fragten wir unsere Leser und Leserinnen.

und wenn Sie eine Lieblings-Weihnachtsanekdote oder Adventsgeschichte haben, – sei sie selbst erlebt, selbst ausgedacht oder irgendwo einmal gehört - würden wir die sehr gerne auch lesen.

Schreiben Sie uns ein paar Zeilen – wir veröffentlichen (möglicherweise gekürzt) einige der Antworten hier auf unserem Zeitpunkt-Info-Portal der nächsten Wochen. Schreiben Sie bitte an: [email protected]

Mam schleppte jedes Jahr ein kleines Bäumchen nach Hause, und als ich dafür alt genug war, half ich mit beim traditionellen Schmücken. Am liebsten platzierte ich das silberfarbene Lametta und die kleinen speziellen Figürchen am Bäumchen.
Wir feierten Weihnachten mit einem Käsefondue. Danach gab es Bescherung für beide. Ich musste ins Zimmer verschwinden, derweil meine Mam die Kerzen am Baum anzündete und die Päckchen darunter legte.

Ein Räuchermännchen (aus der DDR, woher meine Mam stammte) verbreitete mit seiner Pfeife einen typisch weihnachtlichen Duft. Wir sassen da auf dem grünen Filz-Teppich ums Bäumchen und lauschten den knisternden und schnupfenden Kerzen, bevor wir unsere Päckchen öffneten und uns über deren Inhalt freuten.
Meinerseits waren dies zumeist selbst gebastelte «nützliche» Dinge. Und Mam hatte meine Wunschliste ans Christkind konsultiert und diese nach ihren bescheidenen Möglichkeiten erfüllt. Es gab keine unglücklichen oder traurigen Weihnachten. Es war ein friedliches und freudvolles Zusammensein mit der Familie, die ich hatte – meiner Mam.

Und jetzt kommt noch eine Anekdote – viele Jahre später. Wir zäppen ins Jahr 1996, ich bin 32 Jahre alt: Ich habe im Sommer meinen jetzigen Partner und Lieblingsmenschen kennengelernt. Der Herbst ist vorbei, es geht auf Weihnachten zu. Ich frage meinen Liebsten, wie er denn üblicherweise dieses Fest begeht. Er erzählt von der Familien-Weihnacht, die traditionell mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern begangen werde. Aha.

Da ich die Eltern und eines seiner Geschwister noch nicht kennengelernt habe, sage ich spontan zu meinem Liebsten «Du, frag doch deine Eltern, ob ich auch zu eurer Familien-Weihnacht kommen darf». Dies tut mein Liebster (wahrscheinlich mit einigem Herzklopfen), die Eltern sind einverstanden, diesen «Neuling» kennenzulernen, und ich darf am Familien-Fest teilnehmen. Es ist wunderbar, ich fühle mich wohl, wenn ich auch die Rituale, die begangen werden, nicht gewohnt bin.

Ich war 1996 die erste von vielen folgenden Teilnehmenden an der Familien-Weihnacht in der Familie meines Liebsten. Es hatte sich mit meiner «Quasi-Selbst-Einladung» eine Tür aufgetan für die Liebsten auch der Geschwister meines Partners. Auch meine Mam wurde mit eingeschlossen, was mich speziell berührte. Später erweiterte sich der Kreis der Familie mit Enkeln und Angehörigen der jeweiligen Familien und Partnerschaften.

Meine Mam lebt nicht mehr. Der Vater meines Liebsten lebt nicht mehr. Wir feiern immer noch Familien-Weihnacht mit Grosi, Kindern, Nichten und Neffen, Enkelkindern und Angehörigen. Heute einfach in einem anderen, vielleicht etwas weniger feierlichen, dafür offenerem, lockerem, Rahmen. 

(Ingrid Höhn)


Erinnerungen

Man glaubte nicht zu lange an den Weihnachtsmann, wusste aber, wenn am Heiligabend Bescherung war, dass man überrascht wurde. Einmal sagte Vater, da war ich noch ganz klein, als er das Fenster der guten Stube schloss, dass das Christkind gerade entschwunden war. Ich war fasziniert vom wunderbaren Fest … und von dem schönen Moment mit der Familie. Das Kassettenradio spielte Weihnachtsmusik, auch Peter Alexander, und wir alle drei voller Inbrunst, meine Mutter, mein Vater und ich, wirklich voller Glück sangen: «Stille Nacht heilige Nacht». 

Das war ein Moment, da wir alle gesegnet waren, da war Familie das Allerschönste als Kind. Und die kleine ovale einfache Märklineisenbahn, die ich geschenkt bekam, steht nunmehr noch im Regal im Keller, beim alten Spielzeug. Die Zeit hat manches verändert, aber Liebe und Glück und Zusammenhalt gehen aus den Erfahrungen hervor. 

Manche Menschen hassen Weihnachten oder lehnen es ab, aber wir wissen genau, auch wenn Jesus nicht an dem Tag geboren ist, dass wir Menschen es brauchen, das Weihnachten. 

Wenn wir aus diesen Weihnachtserfahrungen den Schluss ziehen, dass wir Menschen im weitesten Sinn zusammenhalten müssen, dann hat dieses Fest des Friedens und Neubeginns auch heute und morgen noch seinen tiefen Sinn.

(Herbert Streit)