Wir ziehen den Hut vor Elisabeth Kopp

«Nein, keine bezahlte Biographie, sondern aus Passion und auf eigenes Risiko geschrieben», sagt René Lüchinger und neigt sich zum Publikum. Im Zürcher Kaufleutensaal befragt die ehemalige TV-Frau Gabriela Amgarten den Buchautor René Lüchinger und alt Bundesrätin Elisabeth Kopp.
Es ist der 12.12.2013, auf den Tag genau 25 Jahre nach jenem Rücktritt mit belegter Stimme, der dem Traum vieler Frauen, endlich im Bundesrat vertreten zu sein, ein vorläufiges Ende setzte. Wie es dazu kam, steht im Buch und ist nicht der Grund für diese Zeilen. Sondern? An der Buchpremiere im Zürcher Kaufleutensaal gibt eine Frau ruhig und mit Contenance Auskunft. Sie hat damals vor und nach ihrem Rücktritt nur Häme («Wir haben es ja immer gewusst: eine Frau in der Politik ...») und Ausgrenzung («Die laden wir nicht mehr ein») erlebt. Dazu kam noch die ökonomische Vernichtung des Ehepaars Kopp. Für einen Selbstmord, an den sie auch gedacht hat, hätte das allemal gereicht.     

Doch sie lebt und erzählt auf dem Podium, wie Familie und Liebe sie gerettet haben. Und lacht ab und zu sogar ihr helles Lachen.
Nicht wesentlich ist für diese Zeilen, ob sie politisch etwas falsch gemacht hat oder nicht – juristisch wurden weder sie noch Hans W. in dieser Sache jemals belangt. «Der Verdacht, Frau alt Bundesrätin Kopp oder ein Mitarbeiter des EJPD habe durch Weitergabe geheimer Teile eines Rechtshilfegesuches das Amtsgeheimnis verletzt, hat sich nicht bestätigt. Das Ermittlungsverfahren ist deshalb einzustellen.» (Verfügung der Bundesanwaltschaft vom 6.3.1990.)
Heute ist Elisabeth Kopp 77 Jahre alt und in Form. Sie mag damals ungeschickt agiert haben; aber dass sie so viel Gülle über sich hat ergiessen lassen müssen, ist nicht gerechtfertigt. Eine Verbeugung dafür, dass sie sich heute hinstellt und die Kraft hat, ihre Sicht der Dinge darzulegen – souverän, bewegt, präzis, in einem Wort: staatsfrauisch.   



René Lüchinger: Elisabeth Kopp – zwei Leben, ein Schicksal. Aufstieg und Fall der ersten Bundesrätin der Schweiz. Stämpfli Verlag, 2013. 280 S. Fr. 39.90.
17. Dezember 2013
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